Deutsche Hochschulen: "Außergewöhnlich viele" US-Spitzenforscher bewerben sich

Deutsche Universitäten erwarten angesichts des Vorgehens von Donald Trump gegen US-Universitäten wachsendes Interesse an einem Studium in Deutschland. "Es ist davon auszugehen, dass international mobil Studierende verstärkt nach Alternativen zu einem Studium in den USA suchen werden" , sagte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Walter Rosenthal, dem Nachrichtenmagazin Focus. Daraus ergäben sich "absehbar Chancen für die Hochschulen in Deutschland" .
Die neue US-Regierung hatte mehreren US-amerikanischen Universitäten wegen pro-palästinensischer Campus-Proteste zuletzt mit der Kürzung von Bundesmitteln sowie dem Verlust von Steuerprivilegien bei Spenden gedroht. Die Entwicklung sei "verstörend und besorgniserregend" , sagte Rosenthal.
Auch bei Wissenschaftlern könnten die USA an Attraktivität einbüßen. Er könne sich "gut vorstellen, dass die neue, restriktive US-Politik viele Forschende darüber nachdenken lässt, den Standort zu wechseln" , sagte der Präsident der Technischen Universität München (TUM), Professor Thomas F. Hofmann, dem Focus.
Der heutige Vizepräsident der USA, JD Vance, hatte im Jahre 2021 bereits festgestellt: "Die Professoren sind die Feinde." Die extreme evangelikale Rechte stört sich an der Evolutionslehre, aber auch an historischen Fakten zur Sklaverei und dem Völkermord an den nordamerikanischen Ureinwohnern. Dazu kommen rassistische Konstrukte einer angeblichen Überlegenheit weißer Menschen und alttestamentarische Misogynie.
Schon jetzt verzeichnet die TU München mehr Anfragen aus den Vereinigten Staaten als üblich. So habe das Institute for Advanced Studies zuletzt 63 Bewerbungen internationaler Spitzenforscher erhalten, "darunter außergewöhnlich viele aus den USA" , sagte Hofmann.
Mehrsprachige Studienangebote gefordert
Auch beim Programm Global Visiting Professorship - einem dreimonatigen Schnupperbesuch an der TU München - habe es einen deutlichen Anstieg gegeben. Statt der sonst üblichen rund 25 Bewerbungen in der ersten von vier Runden pro Jahr seien bereits 45 Schreiben eingegangen, "15 davon aus den USA" .
Um die Attraktivität der deutschen Hochschulen für ausländische Studenten zu erhöhen, forderte HRK-Chef Rosenthal gegenüber dem Focus weitere Verbesserungen. Neben beschleunigten Visa-Verfahren plädiert der HRK-Chef unter anderem für den Ausbau von Beratungsangeboten, mehr Wohnheimplätze, mehrsprachige Studienangebote sowie verbesserte Betreuungs- und Beratungsangebote.



