Deutsche Glasfaser: Brauchen Fahrplan für Kupferabschaltung in Deutschland

In Deutschland fehle ein klarer Plan für eine schnelle Kupferabschaltung. Das sagte Deutsche-Glasfaser-Chef Andreas Pfisterer im Gespräch mit der Berliner Morgenpost (Paywall)(öffnet im neuen Fenster) .
"In Deutschland fehlt leider ein Fahrplan. In Spanien wird schon 2026 abgeschaltet. Die EU stellt sich eine EU-weite Abschaltung bis 2030 vor, was in Deutschland angesichts mangelnder Fortschritte im Glasfaserausbau aber nicht realistisch ist" , sagte der Manager.
In zwei Gebieten in Deutschland begann die Telekom ab Februar 2024 die Kupferabschaltung in Piloten. Wie das Gigabitforum der Bundesnetzagentur bekannt gab, betrifft dies Haushalte in Bad Salzungen in Thüringen und im hessischen Wiesbaden.
Im Wiesbadener Stadtteil Biebrich umfasst das Testgebiet rund 450 Haushalte, in Bad Salzungen sind es 250 Haushalte. DSL-Zugänge können dort nicht mehr gebucht werden. Die Deutsche Telekom soll laut Wettbewerbern daran gehindert werden, ihr Kupfernetz nur dort abzuschalten, wo sie selbst Glasfaser verlegt hat.
Doch auch Deutsche Glasfaser will nach eigenem Vorteil abschalten. So schlägt Pfisterer vor, in der nordrhein-westfälischen Kreisstadt Borken, die eine Glasfaserquote von bereits 95,8 Prozent vorweisen kann, das Kupfernetz abzuschalten. Dort hat das Unternehmen seinen Hauptsitz.
Gigabitziele der Bundesregierung: Pfisterer glaubt nicht dran
Beim Ziel der Bundesregierung, bis 2025 die Hälfte und bis zum Jahr 2030 alle Haushalte an das FTTH-Netz anzuschließen, sieht Pfisterer "ein großes Fragezeichen. Das Jahr 2025 beginnt schon in einigen Monaten. Aktuell ist dieses Ziel nicht mehr zu erreichen. Eine flächendeckende Versorgung in gut fünf Jahren, die noch bleiben, ist aus heutiger Sicht kaum möglich." Bisher hatte noch kein Netzbetreiber die Gigabitziele der Bundesregierung so weitgehend in Frage gestellt.
Jeder dritte Haushalt (32,1 Prozent) in Deutschland sei Ende 2023 mit Glasfaser FTTH/B versorgt gewesen, erklärte Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) Ende Juni 2024 . Gemeint war mit "versorgt" Homes Passed, also Glasfaser bis zum Grundstück.
Die Telekom erklärte, dass man einen Meter Rohr in das Grundstück hineinlege, verkappe und dann könne jederzeit FTTH beantragt und der Hausanschluss erstellt werden. Doch dafür müsse eine Tarifbuchung vorliegen. "Es wird halt unheimlich teuer, wenn du Häuser anschließt und die Leitungsführung wird nicht genutzt und die Leute telefonieren weiterhin über Kupfer" , sagte Telekom-Regionalmanager Harald Jungmeier kürzlich . Das ergebe wirtschaftlich gesehen keinen Sinn.
Deutsche Glasfaser ist laut Pfisterer Marktführer beim Anteil der aktiven Kunden, die einen Glasfaseranschluss bis ins Haus haben (Homes Connected) und auch nutzen (Homes Activated): "Wir haben einen Anteil von über 30 Prozent angeschlossener Haushalte auf unserem Netz; der Wettbewerb liegt deutlich darunter und die Telekom nach eigenen Aussagen bei rund 15 Prozent."
Das scheint zutreffend: 1,4 Millionen Kundinnen und Kunden haben Verträge bei Deutsche Glasfaser und den Partnern auf ihrem Netz unterschrieben. Die Telekom meldete Ende Juni eine Gesamtzahl von rund 1,2 Millionen zahlende Nutzern eines FTTH-Anschlusses.



