Deutsche E-Auto-Pläne: Von null auf überambitioniert
Jahrelang ist hierzulande wenig im Bereich E-Autos passiert, jetzt überbieten sich die Hersteller mit Ambitionen, wie nicht nur AudisE-Tron und Daimlers EQC zeigen. Ob sie ihre hochgesteckten Ziele erreichen werden, ist aber alles andere als sicher.

Es war eine bewusste Provokation: Mit großem Pomp inszenierte Audi in der vergangenen Woche die Premiere seines vollelektrischen E-Tron vor der Haustür von Elektroautopionier Tesla. Die Botschaft von San Francisco war klar: Wir müssen unser erstes Elektroauto nicht verstecken, wir nehmen die Herausforderung in der elektrischen Oberklasse an. Doch es geht den deutschen Oberklasseherstellern Audi, Daimler und Porsche nicht darum, mit ihren neuen SUV eine Nische zu besetzen. Die Fahrzeuge sollen durchaus in hohen Stückzahlen verkauft werden. Der Erfolg der Strategie ist jedoch alles andere als ausgemacht.
- Deutsche E-Auto-Pläne: Von null auf überambitioniert
- Reichweite hat immer noch ihren Preis
- Kooperation zur Kostensenkung
Der erste Eindruck des neuen E-Tron und des neuen EQC: Audi und Daimler meinen es ernst mit der Elektrifizierung. Sie haben viel Geld und Ingenieurswissen investiert, um Elektroautos zu bauen, die ihren Kunden die Elektrifizierung schmackhaft machen können. Selbst die Entwickler geben zu: Wer eine sportliche Fahrweise mag, ist mit einem Elektroantrieb besser bedient als mit einem herkömmlichen Verbrenner-SUV. Verglichen mit Tesla können die beiden Modelle vermutlich mit einer besseren Verarbeitung und Innenausstattung punkten.
Lade-Infrastruktur weiterhin unzureichend
Knackpunkt bleibt die Infrastruktur. Hier muss im kommenden Jahr einiges passieren, um konkurrenzfähig zu werden. Bislang hängt das deutsche Konsortium Ionity noch weit hinter den Ankündigungen zurück. Liegen erst einmal alle Genehmigungen vor und können die Hersteller die Ladesäulen liefern, sollte es aber schnell gehen. Schließlich wissen die Autokonzerne, dass sie ihren Kunden keine brauchbaren Langstreckenautos verkaufen können, wenn es unterwegs keine Schnelllader gibt.
Vor diesem Hintergrund ist zu begrüßen, dass Audi mit seiner Ladeleistung von 150 Kilowatt die Grenzen des derzeit technisch Machbaren ausreizt. Sollte es demnächst eine Infrastruktur mit High-Power-Charging-Stationen (HPC) geben, könnten Langstreckenfahrten mit einer Reichweite von 400 Kilometern (WLTP) so unproblematisch werden, wie es heute bereits mit einem Tesla Model S der Fall ist. Eines muss den sportlichen Audi-Fahrern aber klar sein: Dauervollgas auf der linken Spur ist mit einem Elektroauto nicht möglich. Da hilft auch kein aerodynamischer virtueller Außenspiegel, der den cw-Wert auf 0,27 drückt.
Autoindustrie im Batterie-Dilemma
Natürlich lässt sich zu Recht einwenden, dass auch ein elektrisch angetriebener SUV mit einem Gewicht von 2,5 Tonnen eine "rollende Provokation" ist. Doch da befindet sich die Autoindustrie derzeit in einem Dilemma: Eine große Reichweite lässt sich nur mit einer großen, schweren und teuren Batterie erzielen. Der 95-kWh-Akku mit seinen 700 Kilogramm Gewicht kostet alleine 25.000 Euro. Das ist der Preis, mit dem Volkswagen in gut anderthalb Jahren sein Massenauto ID auf den Markt bringen will.
Es ist daher nachvollziehbar, dass Audi und Daimler ihre Elektrifizierung zunächst mit SUV starten, bei denen sich eine solche Batterie überhaupt unterbringen lässt. Zudem setzen sie darauf, für die hochpreisigen Modelle genügend Käufer zu finden. Ebenso wie bei Tesla ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis günstigere Modelle wie das Model 3 elektrifiziert werden.
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