Ein solider Linux-Desktop ohne Konsolen-Zwang
Beim ersten Anschließen unseres Desktop-Aufbaus stoßen wir aber zunächst wieder auf ein eher unschönes Problem, vor allem für Einsteiger: Wir wählen aus dem angezeigten Menü aus, dass lediglich unser Monitor zur Ausgabe genutzt werden soll - und nicht zusätzlich das Display des Steam Deck.
Doch dabei erhalten wir einen fast leeren Desktop. Es werden lediglich die Logos für Steam und den Wechsel zurück zum Gaming-Modus angezeigt. Die Taskleiste fehlt. Zwar lässt sich einerseits in den Display-Einstellungen von Plasma der primäre Monitor festlegen und andererseits in Plasma selbst einfach per Rechtsklick ein Panel auf einem beliebigen Monitor erstellen. Fragen auf Reddit zeigen aber, dass dies alles andere als selbsterklärend ist.
Davon abgesehen können wir aber wie erwähnt problemlos am Desktop arbeiten. So können wir uns schnell mit dem WLAN verbinden, Bluetooth für Kopfhörer oder Headsets verwenden und über eine USB-Webcam am Hub sind dann wie gewohnt Videokonferenzen möglich. Wirklich störend ist in der Desktop-Nutzung aber der laute Lüfter-Sound, den wir so selbst bei vollwertigen Laptops kaum noch erleben. Selbst beim Nichtstun springt der Lüfter an. Für unsere Tests haben wir dabei das aktuelle SteamOS 3.1 benutzt. Mit der kommenden Version 3.2 soll das Problem mit dem Lüfter behoben werden.
Interessant für die Nutzung des Steam Deck als Desktop-Rechner ist außerdem, dass native Linux-Versionen von Software in vielen Fällen dank Web-Alternativen gar nicht mehr zwingend notwendig sind. Das gilt nicht nur für die erwähnten Videokonferenzen, sondern auch für proprietäre Onlineangebote von der Office-Suite bis hin zu Photoshop in der Adobe-Cloud. Auch das Hardware-Decoding für Videos im Browser läuft ohne Fehler, so dass Youtube, Netflix oder andere Streaming-Seiten mit ihren Inhalten genossen werden können - selbst in 4K, wenn das von dem Dienst unterstützt wird. Standardmäßig nutzt Valve dafür die im Firefox umgesetzte Hardware-Beschleunigung, so dass sich VP9, H.256 oder AV1 beschleunigt darstellen lassen.
Software per Discover und Flatpak
Für all jene, die ohne native und vorinstallierte Anwendungen nicht auskommen können oder wollen, steht in dem Desktop-Modus das KDE Software Center Discover bereit. Standardmäßig als Quelle installiert ist hier Flathub mit den Flatpak-Paketen. Zwar gibt es Flatpak sowie das alternative Snap-System seit Jahren für Linux, komplett durchgesetzt hat sich diese Technik in den meisten Distributionen für Endnutzer bisher nicht - zumindest wird die Technik nicht ganz so konsequent genutzt wie von Valve.
Aus Sicht von Valve ist Flathub offenbar bereit zum Einsatz als alleinige Softwarequelle für Endnutzer: Eine Installationsmöglichkeit von Software über den klassischen Paketmanager ist nicht vorgesehen. Ein- und Umsteigern muss die klassische Paketverwaltung von Linux somit nicht erklärt werden und Valve kann das Basissystem von SteamOS als Read-Only-Image verteilen, was Systemupdates und -pflege für Valve vereinfacht.
Über Discover finden sich zahlreiche Anwendungen für den Alltag, wie etwa der E-Mail-Client Thunderbird, die freie Office-Suite Libreoffice oder Gimp für Grafikbearbeitungen. Inzwischen sollte jede gängige Linux-Software mit GUI auch auf Flathub zu finden sein. Diese ist damit für das Steam Deck verfügbar. Das gilt sogar für Anwendungen wie Microsoft Teams bis hin zu riesigen Entwicklungsumgebungen wie Android Studio, die allerdings nicht immer vom Hersteller selbst in Flathub betreut werden, sondern teils von der Community.
Sollte die gewünschte Anwendung nicht per Discover beziehungsweise Flatpak bereitstehen, lässt sich das gewünschte Programm nicht ohne weiteres installieren. Zwar ermöglicht Valve es, den Schreibschutz von SteamOS aufzuheben und dann das zugrunde liegende Arch Linux und die Paketverwaltung Pacman zu nutzen. Bei jedem Update von SteamOS überschreibt Valve aber die eigentlich schreibgeschützten Bereiche. Durch Nutzer gemachte Änderungen gehen so also wieder verloren.
Als notwendig erachtet haben wir diese Nutzung der Kommandozeile und des Terminals aber eigentlich nie. Der Plasma-Desktop und die über Discover verfügbare Software sowie die Web-Alternativen reichen inzwischen für einen normalen Büroalltag völlig aus. Die einzige Anwendung, die wir als langjährige Plasma-Nutzer wirklich von Haus aus vermissen, ist KDE Connect, das eine einfache Integration des Desktops mit Android bietet. Valve müsste die Anwendung in sein Linux-Image integrieren oder die Anwendung für Flathub gepackt werden. Die KDE-Community selbst bietet in ihrem eigenen Flatpak-Repository aber KDE Connect zur Installation an, was wir problemlos nutzen können, nachdem wir die Quelle in Discover hinzugefügt haben.
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Desktop-Modus des Steam Deck ausprobiert: Das fast perfekte Linux für Umsteiger | Steam-Deck-Desktop-Modus: Fazit |
Aber wie du ja selber geschrieben hast, ist das kein unmodifizierter Upstream Kernel...
Bitwig Studio und REAPER gibt es nun echt nicht erst seit gestern als native Linux...
Game Mode, und das ist ja der primäre Zweck des Steam Decks, ist bereits jetzt völlig in...
Warum sollte Valve Kernel-Komponenten patchen, die beim Steam Deck nicht genutzt...