Xbox One S: Wenn sie nicht so laut wäre, wäre sie eine gute Zwischenlösung
Auf den ersten Blick erscheint die Xbox One S als hervorragende Alternative zu den dedizierten UHD-BD-Playern. Sie ist für weit unter 300 Euro zu haben und zugleich eine fähige HDR-Spielekonsole. Was will man mehr? Schon für das HDR-Gaming kann sich das Upgrade von der Xbox One auf eine Xbox One S lohnen. Rein von der Ausgabe her unterscheidet sich die Xbox One S nicht von der Konkurrenz. Die 4K-Discs werden ohne Makel abgespielt. Der Teufel steckt aber im Detail: Der Konsole fehlt es nicht nur an typischen Hifi-Funktionen, sie hat auch noch Fehler und stört beim ruhigen Videoabend.
Das liegt an den Geräuschen der internen Festplatte. Zwar gehört sie als 2,5-Zoll-Festplatte zu dem, was man messtechnisch als leise einstufen würde. In einer ruhigen heimischen Umgebung erscheint ihr dauerhaftes Gluckern beim Videoabend dennoch subjektiv zu laut. Denn diese Festplatte ist bei einem Film mit hohem Dynamikumfang beim Ton bei leisen Stellen das einzige, was der Anwender hört. Und das stört.
Allenfalls bei einem Dauer-Action-Kracher könnte der Filmgucker sie ignorieren. Eigentlich müsste die Festplatte im Blu-ray-Betrieb nur abgeschaltet werden. Doch so weit haben die Entwickler bei Microsoft nicht gedacht. Und das gilt für viele Eigenschaften der Konsole.
Microsoft kennt immer noch keine Steuerung per HDMI
Ein weiteres Ärgernis ist der Umstand, dass Microsoft HDMI-CEC nicht implementiert hat. Normalerweise ließe sich damit per Fernseherfernbedienung ohne große Konfiguration der Film pausieren und durch die Menüs navigieren. Nicht so bei der Xbox One S. Es braucht also eine zweite Fernbedienung. In der Regel ist das der Xbox-Controller. Doch der schaltet sich während des Films zum Stromsparen aus. Kurz aufs stille Örtchen gehen und den Film pausieren? Dazu muss erst einmal das Joypad neu verbunden werden und das nervt. Immerhin gibt es noch eine optionale Fernbedienung, die wir aber nicht getestet haben. Es ist für uns nicht verständlich, warum Microsoft noch immer nicht HDMI Control unterstützt. Sony kann das schließlich seit der Playstation 3.
Dazu kommen noch andere kleine Probleme, die in die Kategorie Bugs fallen. Wer die Xbox startet, den Film einlegt und den Fernseher nicht über den Infrarotsender (IR Blaster) der Konsole startet, der verpasst die HDMI-HDR-Aushandlungsphase und bekommt nur ein 4K-SDR-Bild. Die herunterladbare Standard-Blu-ray-Player-Software beherrscht keine nachträgliche Aushandlung. Die Lösung ist einfach: Der Blu-ray-Player - nicht die Konsole - muss neu gestartet werden. Dass eine genaue Startreihenfolge beachtet werden muss, ist nervig.
Problematisch ist zudem, dass die Software öfter abstürzt. Beim Discwechsel mit mehreren Filmen für einen A-B-Vergleich konnten wir reproduzierbar die Software zum Absturz bringen. Immerhin reagierte Windows 10 noch auf die Eingaben, so dass die Software beendet werden konnte.
Ein weiteres Problem ist das Fehlen des zweiten HDMI-Ausgangs. Nicht jeder hat einen 4K-fähigen A/V-Receiver, weswegen ein zweiter Ausgang eigentlich notwendig ist. Das Problem lässt sich mit HDMI-ARC oder S/PDIF aber halbwegs ausgleichen. Wer nur eine 5.1-Anlage hat, sollte damit auskommen und muss nur auf die richtige Konfiguration achten, damit das Signal auch korrekt zum Verstärker geschickt wird. Die Konfiguration ist etwas verwirrend und es fehlt eine Hilfestellung. Nicht jedem Anwender ist bewusst, dass er 5.1-Sound nicht mit der Einstellung 5.1 (unkomprimiert) bekommt. Bitstream Out ist die korrekte Auswahl, wenn man per HDMI ARC über den Fernseher 5.1-Sound leiten möchte. Es sei denn, der Fernseher selbst ist anders angeschlossen.
Vorbildlich ist dafür, dass die Konsole erkennt, was der Fernseher kann. Das wird clever in den Einstellungsdialogen angezeigt - erheblich besser als bei Panasonic und Samsung.
Die sonstige Anschlussausstattung ist Standard: Ethernet gibt es per RJ45-Buchse oder per Dual-Band-WLAN. Da gibt es nichts auszusetzen.
Die Xbox One S braucht viel Energie
Etwas unangenehm, aber im Bereich der Erwartung, ist die Leistungsaufnahme. Das PC-ähnliche System braucht mindestens 30 Watt im Ruhemodus. Für die Blu-ray sind es 32 Watt. Das Dekodieren einer UHD-BD kostet 39 Watt. Zum Vergleich: Während des Spielens von Gears of War 4 (digitale Version, HDR) liegt die Leistungsaufnahme bei 67 Watt. Die Konsole steht also nicht unter Volllast. Hoch ist der Bedarf an Energie dennoch.
Unangenehm fällt zudem auf, dass die Konsole recht lange zum Starten braucht. Das Betriebssystem ist nach 45 Sekunden geladen. Wer schnell ist, bekommt nach weiteren 20 Sekunden den Film abspielbereit präsentiert. Den Lademechanismus haben wir nicht gemessen, da es sich um ein Slot-in-Laufwerk handelt. Das fungiert zudem als Anschalter der Konsole. Wer will, kann also einfach die Disc einschieben und startet damit den Kinoabend, was wir praktisch finden.
Insgesamt ist die Xbox One S als Hifi-Equipment aber nicht zu gebrauchen. Wir sehen sie klar als brauchbare Zwischenlösung. Als dauerhaftes Abspielgerät nervt die Konsole zu sehr mit ihren Geräuschen und anderen Kleinigkeiten. Wer ohnehin eine Xbox One S kaufen will, sei es für HDR-Gaming oder weil die Konsole noch nicht im Haushalt steht, bekommt ein schönes Spielegerät und kann den Kauf eines richtigen UHD-BD-Players aufschieben.
Dass sie sich als Zwischenlösung eignet, macht die Konsole allerdings zu einer Empfehlung, denn eine Übergangslösung zu finden, könnte momentan ein kluger Schritt sein: Es ist durchaus möglich, dass bald neue Abspielgeräte gebraucht werden. Das liegt daran, dass beim Thema HDR noch nicht alles festgelegt ist. Die Industrie stört sich nämlich am sogenannten statischen HDR. Doch dynamisches HDR kommt erst noch - und noch ist ungewiss, ob sich dynamisches HDR lohnt und welches der Formate sich denn nun tatsächlich durchsetzen wird.
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