HDR-Betrug bei The Divergent und Schönheit bei The Martian und Lucy
Bei den von uns getesteten Filmen war die ein oder andere Gurke dabei, zumindest technisch. Inhaltlich wollen wir auf die Filme nicht eingehen; es gab in der Redaktion schon die ein oder andere Diskussion pro und kontra, insbesondere freitags, wie sich unsere Forenschreiber sicherlich vorstellen können. Zudem betrachten wir hier den Unterschied zwischen 2K-SDR und 4K-HDR, unabhängig von der verwendeten Hardware. Denn die Unterschiede sind auf allen Geräten erkennbar.
Zu den technischen Gurken zählt unser US-Import The Divergent, der hierzulande als 4K-Disc nicht verkauft wird. Das ist auch besser so. Die Produktion gehört nicht nur zu den Fake-4K-Produktionen, sondern bietet außerdem auch kein HDR. Als wir uns den Film anschauten, wunderte uns das Bild zunächst. Dass wir hochskaliertes 2K-Material sahen, wussten wir vorab schon. Doch das Bild wirkte seltsam flau. Wir konnten das zunächst nicht klar deuten. Ein paar Lichtmessungen ergaben zu erwartende Werte bei hellen Punkten. Doch irgendwann fiel uns auf, dass die Produktion keine schwarzen Stellen hat. Nicht einmal die Balken sind schwarz.
Die Macher haben sich entschieden, einfach die Helligkeit hochzuschieben - und zwar über das gesamte Bild inklusive der Balken, die auf unserem OLED-Fernseher sogar zusätzliche Informationen zeigten. Von High Dynamic Range bleibt eigentlich nur das High übrig. Eine derart zusammengepfuschte UHD-BD haben wir nicht erwartet, obwohl der Film ohnehin weder durch gute Kameraarbeit noch gute Effekte auffällt. The Divergent ist auf jeden Fall ein Beispiel, bei dem die UHD-BD keine Vorteile bringt, und die Art, wie HDR in den Film integriert wird, würden wir als betrügerisch einstufen. Zum Glück geht das aber besser.
Tolle Auflösung bei The Martian und Lucy, schönes HDR bei The Revenant
Samsung legt seinem Blu-ray-Player häufig The Martian (Der Marsianer) bei, was eine gute Entscheidung für den ersten Eindruck ist. Der Film kann derzeit als schöne Referenz gelten, auch wenn die Effekte nur in 2K gerendert wurden. Die Kameraaufnahmen sind aber alle 4K. Damit heben sich die Realaufnahmen subtil etwas von dem gerenderten Hintergrund ab. Ab und an fällt das auf, was zeigt, dass 4K durchaus bewusst wahrgenommen wird. Zudem fällt bei Nahaufnahmen auf, dass die Charaktere auch nur Menschen sind. Wir erkennen viel mehr Details auf der Haut. Die Bildqualität ist jedenfalls hervorragend. Das gilt auch für die HDR-Effekte und die Farbdarstellung. Wer danach zum Vergleich die Blu-ray-Version einlegt, sieht nur noch ein flaues Bild.
The Revenant gefällt uns ebenfalls sehr gut. Hier gibt es die Unterscheidung nicht zwischen Effekten und Realaufnahmen. Es gibt nur Letzteres. Das Bild ist an sich schön scharf, wirkt dadurch aber auch ungewohnt. Die Anzahl der Details gerade bei den vielen Nahaufnahmen stört anfangs sogar. Besonders gut gefallen uns dabei die Naturaufnahmen und die damit verbundenen HDR-Effekte. Es macht einfach Spaß, den Film auf der Disc zu zeigen.
Luc Bessons Lucy zeigt, wie HDR und 4K sein müssen, Deadpool profitiert kaum
Bei Deadpool sind die Vorteile der 4K-Disc vor allem im Bereich HDR zu entdecken. Die Auflösung wirkt zwar höher, doch im Vergleich zu The Martian, das mit seinen vielen ruhigen Szenen und gutem Setzen der Schärfepunkte 4K deutlich zeigt, bringt das bei Deadpool nur wenig. Und das trotz der feinen Strukturen des Anzugs von Deadpool. Zudem sind die vielen Effekte sowieso nicht so detailliert, als dass sich Unterschiede gut erkennen lassen würden.
Zu den richtig guten UHD-BDs gehört zweifellos Lucy. Stellenweise wirkt das rauscharme Nachtmaterial wie alte 4K-Demo-Videos. Die in Taipeh gedrehten Nachtszenen, insbesondere von der Skyline, zeigen einen enormen Detailreichtum. Und dieser ist besonders gut sichtbar. Während etwa bei Wolken die Auflösung durch die farbliche Nähe zum Himmel und die diffuse Naturerscheinung schwerer erkennbar ist, sind bei den Nachtaufnahmen der Taipeh-Skyline viel mehr Details sichtbar. Der Unterschied zwischen einem beleuchteten und einem dunklen Fenster ist so groß, dass die hohe Auflösung auch bei höherem Sitzabstand noch auffällt.
Dazu passen auch die gute HDR-Abstimmung und die damit verbundenen dunkleren, düstereren Szenen, die aber trotzdem gut erkennbar sind. Universal hat sich allgemein viel Mühe gegeben. Auch die CGI-Logos und der für Universal typische Bildschirmschoner sind in voller Auflösung vorhanden. Irritiert waren wir nur bei der Darstellung einer Sonnenblendung über der Erde des Universal-Logos, das erstaunlich starke Lila-Anteile hatte. Das Universal-Logo auf der Blu-ray sieht natürlicher aus.
Superman und Batman rauschen besser in 4K und Star Trek enttäuscht
Die beiden DC-Comics-Helden auf der UHD-BD sind eine Besonderheit. Batman vs. Superman wurde nämlich analog gedreht. Die Auswirkungen auf die Bildschärfe sind deswegen enorm, aber nicht im positiven Sinne. Für die vielen dunklen Szenen wurde sehr körniges Filmmaterial eingesetzt, das einen klaren Film-Look hat. Dadurch sieht man auf der UHD-BD im Prinzip eine im Detail besser erkennbare Körnigkeit, während die klassische Blu-ray das Bild glättet - stilistisch vielleicht gar nicht so schlecht, schließlich entspricht das der Präsentation im Kino mit einem 70-mm-Projektor. Es gibt in Deutschland durchaus noch Vorführungen dieser Art in großen Kinos. Allerdings ist das sehr gewöhnungsbedürftig, da der Zuschauer überwiegend digitales Material zu Gesicht bekommt. Zudem zeigen sich keine Vorteile bei der Auflösung, einige Filmszenen bieten sogar sichtbar weniger Auflösung.
Anders sieht das bei der Darstellung der Farben aus, und das gilt auch für die weich wirkenden Effekte, die hier nicht mit hoher Auflösung produziert wurden. Wolkenstrukturen im Himmel in den Eingangsszenen, die auf der Blu-ray eine ziemlich einheitliche Fläche bilden, werden sehr viel besser dargestellt. Sprich Wolkenmasse und Himmel gehen ineinander über. Auch die HDR-Effekte gefallen uns, wenngleich sie nicht so spannend sind wie bei The Martian oder The Revenant.
Star Trek Beyond enttäuscht uns dann wieder. Von einer hohen Auflösung sieht man bei dem Film gar nichts, mitunter gefiel uns das Blu-ray-Material des ersten Star-Trek-Films mit der neuen Crew besser, sieht man von der eingangs erwähnten schlechten Kameraarbeit ab. Das ist schade. Gerade ein Science-Fiction-Blockbuster wäre ideal für 4K-Filmaufnahmen und 4K-Effekte, entsprechend waren unsere Erwartungen hoch. Wir haben bei einem so neuen Film Perfektionismus erwartet und bekamen im Prinzip fast nichts. Der HDR-Eindruck ist zugegebenermaßen nett, doch bei so niedrig aufgelöstem Material sehen wir den Mehrwert der Scheibe nicht.
Aber das ist ein allgemeines Problem des neuen Disc-Formats: Es ist nicht klar, welche Zielgruppe hier bedient werden soll. Und vor allem: Wie findet man eigentlich einen technisch einwandfreien Film?
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