HDR ist toll, die Auflösung nicht immer
Bei 4K-HDR-Discs geht es in erster Linie um drei Dinge, die seit der Blu-ray optimiert wurden: die erheblich gesteigerte Auflösung, die Unterschiede zwischen dunkel und hell (High Dynamic Range) und die Darstellung der Farben. Unsere Discs arbeiten alle mit einer Farbunterabtastung von 4:2:0 und 10 Bit pro Farbkanal. Sprich statt der deutlich sichtbaren 256 Stufen pro Farbe gibt es derer mit der neuen Disc nun 1.024. Die Details zum Codec besprechen wir später auf Seite 7, während wir uns hier dem Bildeindruck in der Praxis anhand einiger Beispiele widmen, bevor wir zu den Filmen selbst kommen.
Was uns dabei gleich zu Beginn auffiel: Das Auge muss erstmal lernen, dass ein Film noch besser aussehen kann. Zu Zeiten der VHS war die Laserdisc die Offenbarung schlechthin. Würde das noch besser gehen? Ja, wie die DVD zeigte, die damals ein unglaubliches Bild ermöglichte, das kaum zu verbessern schien. Auch das stellte sich mit dem Aufkommen der HD-DVD und der Blu-ray als falsch heraus.
Es ging immer noch besser, aber jedes Mal gab es auch eine Gewöhnungsphase, während derer das neue Material mitunter nachteilig wirkte. Die Sichtbarkeit einzelner Bartstoppeln auf der Blu-ray-Darstellung wurde kritisiert. Und die Falten! Und der Schweiß! Die schöne idealisierte, weichgezeichnete DVD-Welt der Reichen und Schönen wich einer realistischen Darstellung, die erst später mit entsprechender Schminktechnik etwas ausgeglichen wurde und dann dem Hollywood-Ideal wieder entsprach.
Das Bild ist (ver-)störend gut
Ähnlich ist das Problem der UHD-Blu-ray in Verbindung mit einem qualitativ hochwertigen Fernseher. Man sieht jeden verdammten Fehler im Bild! Das war unser Gefühl nach ein paar Stunden mit den neuen Discs. Sei es bei der Kamerabedienung, wo die Schärfe nicht korrekt gesetzt wird, bei der Kompression oder auch den Bildmanipulationen der Fernseher, derer es definitiv zu viele gibt.
Auf der anderen Seite: Mit der richtigen Disc ist das Bild fantastisch, wunderschön und im wahrsten Sinne des Wortes blendend. Gerade bei HDR kommt es aber nicht gezwungenermaßen auf die absolute Helligkeit an. Der Effekt wird vor allem durch den Unterschied zwischen hell und dunkel sichtbar, und da kann das Bild so realistisch sein wie eine sonnendurchflutete Stadtszenerie, die mit bloßem Auge betrachtet wird. Naja, fast, denn weder die Discs noch die Fernseher kommen bei der Darstellung auch nur in die Nähe der Realität. Aber im Vergleich zur Blu-ray sind die Bilder ein enormer Fortschritt, sobald man sich von der Idee gelöst hat, die Blu-ray sei ja eigentlich schon gut. Es ist schlicht Gewohnheit.
Der 4K-HDR-Disc-Vorteil 1: die Auflösung
Insbesondere die hohe Auflösung nimmt der Zuschauer eher unterbewusst wahr. Sie zeigt sich durch ungewohnte Unschärfe, weil die Auswirkungen der Blendeneinstellungen deutlicher werden. Während auf der Blu-ray drei Charaktere hintereinander positioniert in einer Linie Richtung Horizont auf derselben Schärfeebene liegen können, sieht der Zuschauer bei 4K-Material nur den mittleren Charakter scharf, die anderen beiden Charaktere sind eine Schärfeebene dahinter und davor. Das ist tatsächlich ein Extrembeispiel, allerdings eines, das uns beim Schauen von diversen Filmen und Serien aufgefallen ist. Und das durchaus bei Szenen mit kleiner Blende. Zusammen mit den enormen Unterschieden zwischen Schwarz und Weiß ist das insgesamt ein großer Vorteil der neuen Blu-ray.
Das setzt natürlich enorm gute Kameraarbeit voraus, die nicht immer gegeben ist. Wenn die Kameraführung die Schärfe bei Bewegungen nicht korrekt nachführt, dann nützt die hohe Auflösung nichts. Das merkt man schon bei der Blu-ray. Eines der Extrembeispiele ist der erste Star-Trek-Reboot-Film von J. J. Abrams. Dort gibt es einige Nahaufnahmen in Dialogen, bei denen der Schärfepunkt hinter den Ohren liegt. In solchen Situationen nützt einem weder die 4K- noch eine 2K-Auflösung etwas. Sie macht nur den Fehler der Kameraführung deutlicher. Allenfalls der DVD-Nutzer würde diesen Fehler nicht entdecken.
Der 4K-HDR-Disc-Vorteil 2: die Farben
Die für das untrainierte Auge am schwersten zu entdeckende Neuerung ist die große Farbtiefe von 10 Bit, also 1.024 Stufen pro Farbe statt der bisher gewohnten 256 Stufen. Das ist immer noch ziemlich wenig, wenn man ein Extrembeispiel nimmt und über die Breite des Fernsehers einen Farbverlauf darstellen will. In der Praxis kommt das aber zwar sehr selten vor, vor allem in sichtbarer Form, aber es gibt dieses sogenannte Color Banding durchaus, etwa bei Sonnenuntergängen, wenn die Farbverläufe eigentlich sehr fein sein müssten. So eine Szenerie, die bestimmte Farben nur in Nuancen anzeigt, ist für die Blu-ray nur schwer darstellbar. Doch in der Regel haben wir Color Banding als normal akzeptiert, so wie es bei Spielen auch immer noch sichtbar ist. Es fällt einfach nicht auf.
Bei unseren Filmen fiel der 8-Bit-Nachteil nicht unbedingt auf, eben wegen dieser Gewöhnung. Deutlich sichtbar ist er beispielsweise bei Schwarzblenden. Während die Blu-ray recht deutliche Stufen zeigt, ist mit der 4K-Disc ein deutlich weicherer Übergang möglich. Aber auch dieser ist nicht perfekt. Höhere Bitraten wären vermutlich von Vorteil.
Der 4K-HDR-Disc-Vorteil 3: High Dynamic Range
Der auffallendste und größte Vorteil des neuen Formats ist High Dynamic Range (HDR). Zugegebenermaßen spielt auch die Technik eine starke Rolle. Ein klares Schwarz auf den Discs sieht der Anwender nur auf einem Fernseher, der auch Schwarz darstellen kann. Fernseher mit Hintergrundbeleuchtung können das prinzipbedingt nur mit Schummeleien (Local Dimming). Vor allem beim tendenziell dunklen Filmabend ohne störende Lichtquellen sieht der Anwender prinzipbedingt sofort Ausleuchtungsprobleme bei LC-Displays.
Doch die Schwarz-Nuancen, die mit den neuen Scheiben möglich sind, sieht der Anwender auch auf schlechter Technik. Dunkle Schatten sind teilweise tiefschwarz und zeigen trotzdem Details, während daneben starke Lichtquellen die Szenerie ausleuchten. Der Vorteil beschränkt sich nicht nur auf dunkle Szenen. Auch ein heller Sonnenuntergang wirkt per HDR beeindruckend und selbst in voll ausgeleuchteten Räumen wirkt das Bild besser, weil in dem hellen Raum die Lichtquellen besser auffallen.
Und da hat das Heimkino mitunter Vorteile verglichen zum Kino: Ein echtes Schwarz gibt es dort selten, allenfalls beispielsweise in einem ordentlichen HDR-Kino wie in Hilversum, einem Dolby-Vision-Kino, von denen es in Europa nur fünf gibt. Diese Erfahrung wirkt sich allerdings nachteilig auf den normalen Kinogenuss aus. Seit wir wissen, was möglich ist, sehen wir überall Grauwerte und eine den Bildeindruck störende Notausgangsbeleuchtung.
Genauso geht es uns mit der 4K-Blu-ray. Einmal dran gewöhnt, will man eigentlich nicht mehr weg vom 4K-Erlebnis. Aber wir konnten gar dabei bleiben und erlebten mitunter 2K und SDR auf 4K-Discs, denn bei den 4K-Discs sind mitunter genau diese Bildbetrügereien im Umlauf.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Der große Ultra-HD-Blu-ray-Test (Teil 1): 4K-Filme verzeihen keine Fehler | HDR-Betrug bei The Divergent und Schönheit bei The Martian und Lucy |
Laut hier haben die meisten Blu-Rays zwischen 50 und 60 Mbit/s und das ist nicht mal der...
Neuere DVD-Player haben genug RAM, um vorzupuffern. In der Anfangszeit der DVD war das zu...
Daher fand ich auch den Bezug zu Star Trek: TNG im Artikel nicht schlecht. Hier gab es...
Ich bin vor kurzem von einem Panasonic Plasma mit Full HD Auflösung auf einen Panasonic...