Der Film zum Blackberry: Über Aufstieg und Niedergang eines Handys

Dramatisierte Erzählungen über technologische oder popkulturelle Phänomene sind in jüngster Zeit einige erschienen. Es gab einen Film über Tetris , mit Air(öffnet im neuen Fenster) einen über die Michael-Jordan-Schuhe bei Nike, es gab The Beanie Bubble(öffnet im neuen Fenster) über ein kultiges Spielzeug und The Playlist über Spotify.
Hier reiht sich auch Blackberry ein, eine kanadische Produktion, die sich mit dem kanadischen Produkt auseinandersetzt, das die Welt der Handys revolutionierte - bis es von Apple hinweggefegt wurde. Der Film (Start: 7. Dezember 2023) deckt dabei die Jahre 1996 bis 2008 ab.
Der unwahrscheinliche Erfolg
Es beginnt damit, dass Mike und Doug ihr neues, mit einer Tastatur versehenes Handy Firmen anbieten. Das klappt aber nicht gut, weil beide einfach grauenhaft darin sind, das Gerät zu präsentieren. Der Manager Jim Balsillie sieht allerdings eine Gelegenheit - umso mehr, als ihm eh gerade gekündigt wurde: Er kauft sich in die Firma Research in Motion ein, wird Co-CEO und bringt den Verkauf des Blackberry auf Kurs.
Was hier erzählt wird, ist eine Erfolgsgeschichte - zunächst zumindest. Wahrscheinlich deswegen war kein US-Studio an dem Stoff interessiert, denn das Ende des Blackberry ist alles andere als glorreich. Der Film wurde also in Kanada produziert, wo er allerdings gerade mal gut eine Million US-Dollar(öffnet im neuen Fenster) einspielte.
Wohl auch wegen des Misserfolgs in der Heimat lief der Verkauf in andere Märkte schleppend. Hierzulande lief der Film auf der diesjährigen Berlinale, nun kommt er in einige Kinos. Nach dem Festivaleinsatz war Blackberry nur in wenigen Teilen der Welt zu sehen - im Grunde erstaunlich, denn der Film ist gut, wenn auch alles andere als bahnbrechend.
Geschichte ohne Ecken und Kanten
Tatsächlich hat es diese Art von Film immer etwas schwer, weil die Geschichte einen langen Zeitraum abdecken muss, und weil das Ende in der Regel bekannt ist. Dazu kommt, dass vieles nur angerissen werden kann.
So auch hier: Alles beginnt im Jahr 1996, danach springt man in die frühen 2000er, zum Ende hin dann ins Jahr 2007 und schließlich ins Jahr 2008. Vieles wird übergangen, natürlich auch, um der Dramatik Vorschub zu leisten. Denn eines ist klar: Das Geschäftsleben - auch das riesiger Firmen - ist nicht immer spannend.
Die Leute wollen das Klicken hören? - Nein, wollen sie nicht.
Man muss den Zuschauer also mit den Figuren packen. Diese haben durchaus ihren Reiz. Jay Baruchel als technischer Erfinder und Co-CEO spielt schön schüchtern und zurückhaltend, während der aus It's Always Sunny in Philadelphia bekannte Glenn Howerton als Jim voller Energie ist - und gerne mal ausflippt. Es macht Laune, ihm dabei zuzusehen, wie er sich in das Spiel des großen Geldes wirft, wie er Regeln bricht und es doch schafft, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Die dritte Hauptfigur ist der von Matt Johnson gespielte Doug, der Blackberry vor allem als Revolution begriff. Gegen das typische Arbeitsumfeld, gegen das Establishment, gegen harte Strukturen. Er ist ein Gegenpol zu den beiden anderen, und das nicht nur wegen seiner Motto-T-Shirts und des roten Stirnbands.
Der Moment, an dem Doug an der Firma zu verzweifeln beginnt, ist exemplarisch dafür: als die Movie Night gestrichen wird, in der die Entwickler einfach mal Spaß hatten.
Etwas trist, etwas verwackelt
Wirklich schön sieht der Film nicht aus. Die Farben sind kalt, das Ganze verströmt eine immense Tristesse. Nicht hilfreich ist zudem, dass man bei der Kameraarbeit auf den enervierenden Kunstgriff gesetzt hat, immer wieder zu wackeln und dann leicht hinein- und wieder herauszuzoomen.
Das haben schon einige Filme und Serien probiert. Die Idee dahinter ist, die Zuschauer in das Geschehen hineinzuziehen. Sie sollen sich als Teil der Geschichte fühlen. Der Denkfehler ist dabei jedoch, dass die subjektive Sicht nicht so verwackelt ist.
Blackberry ist ein guter Film, der die Geschichte dramatisch etwas auflädt - sonst wäre sie wohl auch zu langweilig. Es gibt einige Szenen, die hervorstechen, vor allem der Moment, als Steve Jobs das iPhone präsentiert und alle außer Mike erkennen, dass dies der Anfang vom Ende ist.
Was folgt, ist eine der kolossalen Fehleinschätzungen der Historie: Denn Mike denkt, die Leute wollen eine physische Tastatur auf dem Handy und das typische "Klick" hören, wenn man tippt. Spoiler: Wollten sie nicht.



