Der Fall Anne-Elisabeth Hagen: Lösegeldforderung per Bitcoin-Transaktion
Der Fall der verschwundenen norwegischen Millionärsgattin Anne-Elisabeth Hagen ist auch ein Krimi um Kryptowährungen und Anonymisierungsdienste.

Ein mutmaßlicher Mord ohne Leiche, dafür jede Menge Technik-Spuren: Die Ermittlungen der norwegischen Kripo im Fall der vor rund zweieinhalb Jahren verschwundenen Anne-Elisabeth Hagen sind bislang weitgehend erfolglos verlaufen.
- Der Fall Anne-Elisabeth Hagen: Lösegeldforderung per Bitcoin-Transaktion
- Der Ehemann als Hauptverdächtiger
- Tom Hagen wird festgenommen - und darf wieder gehen
- Ein pasted.co-Account mit dem Passwort ''anne''
- ''Die Spuren führen in die ganze Welt''
Weder ist bekannt, was mit der Frau des Unternehmers Tom Hagen passiert ist, noch wer für ihr Verschwinden verantwortlich ist.
Um mit ihren Ermittlungen weiter zu kommen, setzt die Polizei nun unter anderem auf die Hilfe von Menschen, die sich mit Kryptowährungen gut auskennen und denen vielleicht Besonderheiten auffallen.
Überhaupt sind die meisten Spuren in diesem Fall technischer Natur - und ein Großteil davon führte bisher in eine Sackgasse.
Kryptowährungen und Anonymisierungsdienste sind Schlüsselelemente dieser Tat, bei der zunächst vieles nach einer Entführung aussah.
Der Tag der Tat: Mittwoch, 31. Oktober 2018
Der 31. Oktober, ein Mittwoch, beginnt wie ein normaler Tag. Tom Hagen verlässt morgens das Haus, um zur Arbeit zu fahren. Seine Frau Anne-Elisabeth Hagen, 68, bleibt daheim. Die folgenden Ereignisse hat die Polizei rekonstruiert.
Chronologie am Tag der Tat | |
ca. 9:00 | Wie jeden Tag fährt Tom Hagen um diese Uhrzeit zur Arbeit. |
9:14 | Das letzte bestätigte Lebenszeichen: Anne-Elisabeth Hagen ruft ihren Sohn an, das Gespräch fällt kurz aus, weil er durch das Telefonklingeln aus dem Schlaf gerissen worden war. |
ca. 13:15 | Nachdem er seine Frau den ganzen Vormittag über nicht erreicht hatte, fährt Tom Hagen entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten mittags nach Hause. |
ca. 13:30 | Tom Hagen trifft zu Hause ein. Seine Frau ist weg, im Haus liegt ihr Handy, es sind Blutspuren zu sehen. Im Flur liegt ein Erpresserbrief. |
14:08 | Tom Hagen alarmiert die Polizei. Um Aufsehen zu vermeiden, findet das erste Treffen mit den Beamten an einer Tankstelle statt. |
Neun Millionen Euro Lösegeld
Aus dem Erpresserbrief ging hervor, dass Anne-Elisabeth Hagen entführt wurde, dass keine Polizei eingeschaltet werden sollte, das Lösegeld 100 Millionen norwegische Kronen, umgerechnet circa neun Millionen Euro, betrug und der Betrag über die Kryptowährung Monero zu zahlen sei. Die Monero-Adresse war in dem Brief bereits angegeben.
Zur Kommunikation mit den Entführern sollte Tom Hagen Bitcoin-Transaktionen verwenden. Es waren allerlei Nachrichten aufgelistet, die Hagen mit Hilfe von bestimmten Kleinstbeträgen würde senden können. Die Entführer wollten ihrerseits Kleinstbeträge als Replik zurücküberweisen, die dazu vorgefertigten Antworten befanden sich ebenfalls in dem Brief.
Die Erpresser lieferten auch Hinweise, wie und wo man als unbedarfter Anfänger an Kryptogeld in größeren Mengen kommen könne, wie das mit den Transaktionen funktioniere und welche Börsen unter welchen Internetadressen am besten zu verwenden seien. Formuliert war der Brief in gebrochenem Norwegisch. Analysen von Sprachexperten ergaben allerdings, dass der oder die Verfasser norwegische Muttersprachler sein müssen, weil zum Beispiel die Grammatik- und Rechtschreibfehler nicht stringent seien.
"Wenig Zeit. Schnell oder sie ist tot"
Unter anderem weil Tom Hagen sagte, er kenne sich mit Kryptowährungen nicht aus, übernahm die Polizei die Kommunikation mit den Erpressern. Bekannt wurden aber erst einmal nur eine Nachricht und eine Antwort: Am 2. November 2018 kündigte die Polizei im Namen von Tom Hagen an, in sieben Tagen den Monero-Betrag bezahlen zu wollen. Die Antwort kam erst acht Tage später und lautete: "Wenig Zeit. Schnell oder sie ist tot".
Auffällig war, dass die Entführer sich für niedrige Transaktionsgebühren entschieden hatten. Damit gingen sie das Risiko ein, dass ihre Zahlungen - und damit ihre Botschaft - Tom Hagen verspätet oder gar nicht erreichten. Es bestand die Gefahr, dass sie durch den geringen Betrag einfach nicht in die Blockchain-Transaktionsblöcke aufgenommen werden.
Die Polizei hatte dafür keine Erklärung, zumal den Entführern eigentlich an einer schnellen Abwicklung der Lösegeldzahlung gelegen sein müsste.
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Der Ehemann als Hauptverdächtiger |
Der Artikel ist spektakulär geschrieben - allerdings interessieren mich die Millionäre in...
Schade, dass Peter Falk schon tot ist. Das wäre ein toller Fall für Columbo gewesen...
Datenschutz war schon immer ein Dorn im Auge der Strafverfolgung - am besten gleich ganz...
Naja, zumindest dass die Frau ihre Entführung selbst geplant haben könnte ist nicht...