Tom Hagen wird festgenommen - und darf wieder gehen
Eine Spur ergab sich daraus nicht. Wie erwähnt, waren die Ermittler zu diesem Zeitpunkt allerdings ohnehin schon überzeugt, dass Anne-Elisabeth Hagen nicht entführt, sondern ermordet wurde. Gegen eine Entführung hatte von Anfang an der Umstand gesprochen, dass es auch nach expliziter Aufforderung kein Lebenszeichen von der verschwundenen Frau gab.
Außerdem ließen sich die angeblichen Entführer viel Zeit, statt zu versuchen, schnellstmöglich das Lösegeld zu erhalten - und das, obwohl sie sich mit großem Aufwand eine vermeintlich für sie sichere Zahlungsmethode ausgedacht hatten. Anne-Elisabeth Hagen monatelang an einem ungestörten Ort festzuhalten und zu versorgen wäre ein mindestens ungewöhnliches Vorgehen gewesen, zumal sie bereits in einem Alter war, in dem plötzliche Gesundheitsprobleme nicht auszuschließen sind.
Verdachtsmomente gegen Tom Hagen
Die Festnahme von Tom Hagen tagsüber mitten auf einer belebten Straße kam für die norwegische Öffentlichkeit dennoch überraschend. In den Medien des Landes war immer wieder über ausländische Täter spekuliert worden, die ihr Opfer womöglich irgendwo in Europa festhielten.
Zu den Verdachtsmomenten gegen Tom Hagen gehörte laut Kripo, dass das Ehepaar tagsüber nie miteinander telefonierte, Hagen seine Frau am Tag ihres Verschwindens aber gleich mehrmals (vergeblich) angerufen hatte. Seine Erklärung dafür war, dass er Einzelheiten einer geplanten Kurzreise absprechen wollte, anderen Familienmitgliedern zufolge hatte seine Frau diese Reise jedoch abgesagt.
Auch Spuren am Erpresserbrief machten die Ermittler misstrauisch. Die Fingerabdrücke zeigten, dass Tom Hagen das mehrseitige Schreiben nicht gelesen, sondern lediglich kurz an den Kanten angefasst hatte. Wofür es natürlich auch eine logische Erklärung geben könnte: falls unschuldig, war Hagen vielleicht nur zu aufgeregt, um sich näher mit dem Schreiben zu befassen.
Ein weiterer Punkt, der laut Polizei gegen Tom Hagen spricht: Freundinnen von Anne-Elisabeth Hagen hätten der Kripo berichtet, dass sie in der Ehe schon lange unglücklich gewesen sei. Sie habe über eine Scheidung nachgedacht. Laut Ehevertrag aus dem Jahr 1987 hätten ihr dann lediglich ein von ihren Eltern geerbtes, kleines unbebautes Grundstück, die Hälfte des Wohnhauses und ein Citroen Baujahr 1987 zugestanden.
Eigene Einkünfte hatte sie nicht, Tom Hagen hatte ihr zwar umgerechnet rund 43.000 Euro geschenkt, dieses Geld durfte sie jedoch vertragsgemäß nicht nach Gutdünken ausgeben. Ermittler und Juristen erklärten, dass dieser Ehevertrag grob sittenwidrig sei. Anne-Elisabeth Hagen hätte vor Gericht sehr gute Chancen gehabt, ihn annulieren zu lassen. Damit hätte ihr die Hälfte von Tom Hagens Vermögen zugestanden.
Dem Untersuchungsrichter genügte das nicht: Tom Hagen wurde zehn Tage nach der Festnahme wieder freigelassen. In sein Haus durfte er erst einmal nicht wieder zurück, die Polizei suchte noch einige Monate nach weiteren Spuren und zeigte damit sehr deutlich, dass Tom Hagen weiter der Hauptverdächtige war.
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Der Ehemann als Hauptverdächtiger | Ein pasted.co-Account mit dem Passwort ''anne'' |
Der Artikel ist spektakulär geschrieben - allerdings interessieren mich die Millionäre in...
Schade, dass Peter Falk schon tot ist. Das wäre ein toller Fall für Columbo gewesen...
Datenschutz war schon immer ein Dorn im Auge der Strafverfolgung - am besten gleich ganz...
Naja, zumindest dass die Frau ihre Entführung selbst geplant haben könnte ist nicht...