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Deel versus Rippling: Ungesunde Konkurrenz

Die HR-Software-Start-ups Deel und Rippling befinden sich im Rechtsstreit und beschuldigen sich gegenseitig der Spionage. Worum geht es?
/ Christophe Leske
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Einer der mutmaßlich Beteiligten soll sein Handy mit einer Axt kaputtgemacht haben, um nicht aufzufliegen. (Bild: VIJENDRAKUSHWAH/Pixabay)
Einer der mutmaßlich Beteiligten soll sein Handy mit einer Axt kaputtgemacht haben, um nicht aufzufliegen. Bild: VIJENDRAKUSHWAH/Pixabay

Es ist ein Streit über mutmaßliche Industriespionage zwischen zwei der angesagtesten Start-ups des Silicon Valley, die sich gegenseitig mit Vorwürfen überziehen.

Das HR-Softwareunternehmen Deel mit einem geschätzten Wert von 12 Milliarden US-Dollar behauptet, Konkurrent Rippling (zuletzt mit 16,8 Milliarden US-Dollar taxiert) habe einen seiner Mitarbeiter angewiesen, sich als Kunde auszugeben, um vertrauliche Informationen zu stehlen(öffnet im neuen Fenster) .

Zuvor beschuldigte Rippling allerdings bereits Deel, einen Spion in die eigene Firma eingeschleust zu haben. Rippling reichte Mitte März Klage in Dublin ein und warf dem betreffenden Angestellten vor, systematisch einen als Honeypot präparierten Slack Channel nach Kundeninformationen wie Sales Leads und Präsentationen durchsucht zu haben.

Der Fall offenbart die zunehmende Feindseligkeit zwischen den in San Francisco ansässigen Unternehmen, die beide von namhaften Investoren aus dem Silicon Valley unterstützt werden und in dem sonst eher ruhigen Markt für Workforce-Management-Software miteinander konkurrieren.

Die Geldgeber der beiden Firmen

Deel wird unter anderem von Andreessen Horowitz, Altimeter Capital und General Catalyst finanziert. Rippling erhält Unterstützung von Founders Fund, Baillie Gifford und dem Staatsfonds GIC aus Singapur. Beide Firmen erhielten auch Kapital von Coatue.

Informationen für den Aufbau eines Konkurrenzprodukts?

Der Streit im Detail: Deel weist Ripplings Spionagevorwürfe zurück und reichte seinerseits Klage im US-Bundesstaat Delaware ein. Deel wirft einem " Manager für Wettbewerbsanalysen " bei Rippling vor, sich als Kunde ausgegeben und über sechs Monate hinweg interne Informationen über Deels Produkte und Abläufe beschafft zu haben, um diese zum Aufbau eines Konkurrenzprodukts zu nutzen.

Obwohl die internen Ermittlungen von Deel noch am Anfang stehen, gibt das Unternehmen an, über eindeutige Beweise zu verfügen. Außerdem wird Ripplings CEO Parker Conrad beschuldigt, den Mitarbeiter angestiftet zu haben, "die Geheimnisse von Deels Profitabilität" zu enthüllen.

Rippling wies die Vorwürfe ebenfalls zurück und erklärte, es handle sich um einen Juniorberater, der nur auf nicht vertrauliche Inhalte zugegriffen habe, die Tausenden von Kunden zugänglich seien. Man prüfe die Angelegenheit intern, aber: "Rippling steht kompromisslos für fairen Wettbewerb und höchste ethische Standards."

Deel dagegen habe einen Rippling-Mitarbeiter angeworben, um über vier Monate hinweg geheime Geschäftsunterlagen zu entwenden. Ripplings Anwalt erklärte damals: "Die höchsten Ebenen der Deel-Führung sind in ein dreistes Spionageschema verwickelt - sie werden zur Rechenschaft gezogen."

Mitarbeiter will auf Chefanweisung gehandelt haben

Als der besagte Mitarbeiter von Ripplings Anwälten zur Rede gestellt worden sei, soll er sich laut Gerichtsunterlagen in ein Badezimmer eingeschlossen, sein Handy mit einer Axt zerstört und anschließend in den Abfluss geworfen haben. In einer eidesstattlichen Aussage vor einem irischen Gericht gab er dies zu und sagte, er habe auf Anweisung von Deels CEO Alex Bouaziz gehandelt.

Deel stellte den Mitarbeiter hingegen als Whistleblower dar, der auf Missstände bei Rippling aufmerksam machen wollte, und erklärte, seine Aussage sei unter Druck entstanden. Vanessa Wu, rechtlicher Beistand bei Rippling, sagte: "Wir sind für gesunde Konkurrenz, aber wir werden es nicht tolerieren, wenn ein Konkurrent das Gesetz bricht."


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