Decnet: 70er-Jahre-Netzwerkprotokoll soll aus Linux verschwinden
Das Protokoll Decnet ist so alt, dass sich heutige Entwickler kaum an dessen Nutzung erinnern. Der Linux-Kernel enthält aber noch Code dafür.

Der Linux-Entwickler Stephen Hemminger hat auf der Mailingliste des Projekts vorgeschlagen, die Unterstützung für das Decnet-Protokoll offiziell aus dem Kernel-Code zu entfernen. Hemminger schreibt dazu: "Decnet ist ein veraltetes Netzwerkprotokoll, das mehr Aufmerksamkeit von Kernel-Hausmeistern als von Benutzern erhält. Es gehört in das Museum für Computerprotokollgeschichte, nicht in den Linux-Kernel."
Decnet stammt, wie es der Name andeutet, von dem einst bekannten und großen IT-Unternehmen DEC (Digital Equipment Corporation). Dessen Entwicklung reicht sogar zurück bis in die 1970er. Ziel war es, PDP-11-Rechner direkt miteinander verbinden zu können. Das Unternehmen rüstete sein Betriebssystem VMS damit aus, das unter anderem auf den VAX-Maschinen zum Einsatz kam. Decnet bildete die Grundlage für eine Peer-to-Peer-Netzwerkarchitektur.
Wie alt der Decnet-Code in Linux ist, zeigt sich etwa an der noch vorhandenen Dokumentation, die auf die Kernel-Versionszweige 2.2 oder 2.4 Bezug nimmt, die vor rund 20 Jahren erstmals erschienen. Der Code für Decnet im Linux-Kernel gilt zudem seit 2010 offiziell als verwaist und wird damit nicht mehr gepflegt oder betreut. Es ist also wahrscheinlich, dass er bald tatsächlich entfernt werden wird, da es wohl nur noch sehr wenige oder gar keine Nutzer mehr mit Interesse dafür gibt. Zunächst wird aber nur der eigentliche Code im Linux-Kernel entfernt, das Userspace-API soll erhalten bleiben, damit sich darauf verweisende Programme noch kompilieren lassen.
Der Linux-Kernel unterstützt häufig nicht nur moderne Technik, sondern auch zahlreiche Altgeräte und Protokolle, die teils kaum oder gar nicht mehr genutzt werden und aus heutiger Sicht aus der Zeit gefallen wirken. Das hat sich vor einigen Jahren etwa an der Diskussion um die Pflege des Diskettentreibers gezeigt.
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