De Maizière: "Warum hat niemand einen Anspruch und alle einen Schaden?"

Der Bundesinnenminister will IT-Firmen bei "Sicherheitsvorfällen" rechtlich belangen. Doch auch die Nutzer dürften sich nicht aus der Verantwortung stehlen, sagt de Maizière.

Artikel veröffentlicht am ,
Bundesinnenminister beim 10. Jahreskongress der Initiative "Deutschland sicher im Netz"
Bundesinnenminister beim 10. Jahreskongress der Initiative "Deutschland sicher im Netz" (Bild: DsiN/Screenshot: Golem.de)

Bundesinnenminister de Maizière hat einen rechtlichen Schadensersatzanspruch bei "Sicherheitsvorfällen" bei IT-Firmen gefordert. Auf dem Jahreskongress zum 10. Jubiläum der Initiative Deutschland sicher im Netz sagte er, IT-Firmen müssten für bei ihnen vorkommende Vorfälle auch rechtlich die Verantwortung übernehmen. Unternehmen müssten sich dagegen auch versichern können.

"Freiheit ist ohne Haftung und Verantwortung nicht zu haben", sagte der Minister. IT-Sicherheit habe heute in der Regel keinen Preis, weil es keine Verantwortungsträger gebe. Als Beispiel führte er die Debatte um WLAN- oder Providerhaftung an. Dort gehe es immer nur um die Frage, "wer nicht haftet". So gerate die Frage der Verantwortung systematisch in den Hintergrund und man wundere sich: "Warum hat eigentlich niemand einen Anspruch und alle einen Schaden."

IT-Sicherheit hinkt hinterher

Die IT-Sicherheit schreite nicht im "Gleichschritt" mit der restlichen technischen Entwicklung voran. "Digitale Sorglosigkeit, Gleichgültigkeit und Gutgläubigkeit sind auch heute noch Wegbegleiter des digitalen Fortschritts", sagte der Minister. Grundlegende Schutzmaßnahmen kämen häufig nicht zur Anwendung.

De Maizière bezog sich nicht explizit auf die aktuelle Diskussion um die IT-Sicherheit im Internet der Dinge. Seine Bemerkungen dürften jedoch auch auf Hersteller von IoT-Geräten wie Überwachungskameras und Netzwerkdrucker gemünzt sein, die wegen fehlender Sicherheitsupdates als Teil des IoT-Botnetzes Mirai erst vergangene Woche für die massiven DDoS-Angriffe gegen den Internetdienstleister Dyn missbraucht wurden.

Über fatalistische Nutzer

Die größte Verantwortung für die IT-Sicherheit trage aber der Nutzer. Der sensible Anwender, der weiß, worauf es ankommt, sei "die beste Firewall", so de Maizière in seiner Rede. Er halte nichts von dem Bild des "armen Nutzers", der sich nicht zu helfen wisse. Besonders junge User beherrschten ihre Geräte sehr wohl, wendeten das vorhandene Wissen aber kaum an. Häufig, weil sie als "fatalistische Nutzer" an dessen Wirksamkeit zweifelten.

Ob das auch mit übermächtigen Geheimdiensten, Bundestrojanern und einer Ausweitung der Massenüberwachung durch das neue BND-Gesetz zu tun haben könnte, ließ der Minister offen.

Gestufte Sicherheit gegen 80 Prozent der Gefahr

Um dem Fatalismus der Nutzer entgegenzutreten, warb der Minister stattdessen für eine Debatte über "gestufte Sicherheit". Man dürfe niemandem vorgaukeln, dass es hundertprozentige Sicherheit in der IT gebe. Stattdessen müsse den Nutzern kommuniziert werden, dass sich auch solche Maßnahmen lohnten, die einfach für mehr Sicherheit sorgten, auch wenn sich nicht jedes Risiko ausschließen lasse.

"Wir müssen für das zumutbare, mögliche Maß an Sicherheit werben", sagte der Minister. 80 Prozent der "normalen Angriffe" ließen sich "mit umsonst verfügbarer und die Bequemlichkeit nicht besonders einschränkender Technik" verhindern. Der volle Zugriff des BND auf Internetknoten in Deutschland gehört wohl zu den verbleibenden 20 Prozent.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


/mecki78 04. Nov 2016

Die wirklich entscheidende Frage ist doch: Warum haben die meisten Politiker so wenig...

Moe479 29. Okt 2016

Ändert das etwas am Grundproblem? Dass gerade private IT-Kolatteral-Schäden oft im Sande...

User_x 28. Okt 2016

ne, selbst hier nicht... was er propagiert, macht die monopole auch nur reicher. dass...

unglaublich_lahm 28. Okt 2016

@Friedrich.Thal wunderbar zu lesen. danke!



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Vision Pro
Apples Mixed-Reality-Taucherbrille kostet 3.500 US-Dollar

Apples erstes Headset kann AR- und VR-Inhalte stufenlos überblenden, hat eine Hand- und Augensteuerung und einen externen Akku.

Vision Pro: Apples Mixed-Reality-Taucherbrille kostet 3.500 US-Dollar
Artikel
  1. iOS 17: Apples iOS 17 bekommt Nachttischmodus und smarte Funktionen
    iOS 17
    Apples iOS 17 bekommt Nachttischmodus und smarte Funktionen

    Apples neues iOS 17 bringt Verbesserungen für Basis-Apps wie Telefon oder Facetime und bringt einen Weckermodus für den Nachttisch.

  2. Macbook Air 15: Apple bringt das Macbook Air in groß
    Macbook Air 15
    Apple bringt das Macbook Air in groß

    Mit 15,3-Zoll-Panel soll das Macbook Air 15 mehr Platz auf dem Desktop haben. Außerdem senkt Apple das 13-Zoll-Modell im Preis.

  3. KI-Texte erkennen: Wer hat's geschrieben, Mensch oder Maschine?
    KI-Texte erkennen
    Wer hat's geschrieben, Mensch oder Maschine?

    Modelle wie ChatGPT sind so gut, dass sich KI- und Menschen-Texte kaum unterscheiden lassen. Forscher arbeiten nun an Verfahren, die sich nicht täuschen lassen.
    Ein Deep Dive von Andreas Meier

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • PS5 inkl. GoW Ragnarök oder CoD MW2 549€ • MSI RTX 4070 Ti 999€ • Gigabyte 43" 4K UHD 144 Hz 717€ • Amazon FireTV Smart-TVs bis -32% • MindStar: AMD Ryzen 7 5800X3D 285€, PowerColor RX 7900 XTX Hellhound 989€ • SanDisk Ultra NVMe 1TB 39,99€ • Samsung 980 1TB 45€ [Werbung]
    •  /