... und dann läuft er endlich!
Damit habe ich alles für einen ersten Funktionstest. Das Netzteil wird mit den beiden originalen roten Stromkabeln verbunden. Die Kabelschuhe werden aufgecrimpt, und ich messe bestimmt vier oder fünf Mal nach, ob es wirklich nur 12 V Wechselspannung sind, die das Netzteil liefert. Ein Multimeter zwischen Netzteil und Computer überwacht den Strom. Sollte ich einen Kurzschluss haben, sehe ich das damit hoffentlich, ehe etwas in Rauch aufgeht. Auch die Platine habe ich gründlich angeschaut und keine Auffälligkeiten wie Korrosion an Bauteilen oder Leiterbahnen gefunden. Die Lötstellen sehen sauber und glänzend aus.
Ich wage es also. Und nach gut 28 Jahren bekommt der Z1013, vermutlich zum ersten Mal seit seinem Funktionstest nach der Produktion, wieder Strom. Das Amperemeter zeigt knapp 2 A, wie zu erwarten. Kein Knistern oder Knacken kündet vom baldigen Tod irgendeiner Komponente. Etwas entspannter nehme ich den Finger vom Schalter der Steckdosenleiste. Der Spannungsregler auf dem Board wird warm, auch das war zu erwarten. Das Antennenkabel verbindet Rechner und Fernseher, es ist also an der Zeit, den passenden Kanal zu suchen.
So toll der Fernseher ist, weil er viele Videosignale versteht, so schrecklich ist er in seiner Menüführung und Bedienung. Nach einigen Anläufen finde ich den passenden Kanal und mich begrüßt ein Bildschirm voll wirrer Zeichen, da der Bildschirmspeicher mit zufälligen Werten belegt ist. Ein beherzter Druck auf den riesigen roten Reset-Knopf startet das eingebaute Monitorprogramm und der Rechner meldet sich mit "robotron Z 1013/2.02" und einem "#" prompt.
Und dann der Schreck
Ok, jetzt weiß auch der Rest des Hauses, dass ich einen funktionierenden Z1013 habe, denn laut genug war der Freudenschrei wohl - auch wenn sich die Nachbarn vermutlich immer noch fragen, was zum Geier ein Z1013 ist. Da die Tastatur noch nicht angeschlossen ist, kann ich zunächst nichts weiter tun, als mich zu freuen, dass mein Z1013 zum ersten Mal nach 28 Jahren seit der Fertigung bei Robotron seinen Dienst tut. Da ich mein Glück nicht überstrapazieren will, schalte ich zunächst alles wieder aus.
Das Verlöten der Tastatur ist, dank des eindeutigen Schemas in den sehr umfangreichen Handbüchern mit gut 200 Seiten, schnell erledigt. Da ich die Variante des Z1013 habe, die mit einem Tastaturstecker ausgerüstet ist, muss ich die Tastatur auch nicht fest an die Platine löten.
Zeit für einen zweiten Test: Die Tastatur ist angeschlossen, der Fernseher zeigt ein Bild, und die Buchstaben der gedrückten Tasten werden auf dem Monitor angezeigt. Passt alles, toll. Zumindest für etwa fünf Minuten, dann wird der Bildschirm meines Fernsehers dunkel. Auch wird der Spannungswandler auf dem Board sehr heiß. Hat nun doch das Alter der Bauteile seinen Tribut gefordert? Hat der "Holy Smoke" das Gerät verlassen? Zumindest riecht es nicht nach "sterbendem" Computer. Nein, es ist nicht der Z1013, der den Geist aufgegeben hat, es ist der Fernseher. Leider recht nachhaltig, was ein weiteres Testen vorerst unmöglich macht.
Nun wird es noch bausatziger
Nun wird das Gerät doch zum Bausatz, denn da der Fernseher auf die Schnelle nicht wiederzubeleben ist, weiche ich auf Plan B aus. Wie sich herausstellt, ist das Signal, das der HF-Modulator bekommt, um sein Antennensignal zu erzeugen, ein "normales" BAS-Signal, und einen entsprechenden Konverter auf HDMI habe ich auch zur Verfügung. Mit freundlicher Unterstützung der fachkundigen Menschen aus dem Forum von www.robotrontechnik.de kann ich das Videosignal auf einer vermutlich sogar dafür vorgesehenen Lötbrücke auf dem Board mit Hilfe eines Kondensators und einer Cinch-Buchse auf den CVBS-Eingang meines Konverters legen. Das sieht auf dem Breadboard etwas abenteuerlich aus, funktioniert aber erstaunlich gut. Nun kann ich das Bild des Z1013 auf einem 27-Zoll-Monitor genießen, mit Hilfe eines USB-Videograbbers eventuell sogar als Fenster auf meinem Arbeitsrechner.
Somit ist es an der Zeit, ein weiteres Feature des Z1013 zu testen, das Speichern von Daten auf einer Audiokassette, damals ein übliches Verfahren für Homecomputer. Auch hier gibt es weitere Hürden: Der für diesen Zweck ebenfalls via Ebay angeschaffte Geracord GC 6030 hat genau jenen der beiden in der DDR standardisierten, zweipoligen Stromanschlüsse, für den ich natürlich kein Kabel habe. Aber auch dieses Problem wird in guter DDR-Bürger-Manier durch Anpassen des Steckers mit Seitenschneider und Teppichmesser gelöst. Damit ist der Testaufbau erst einmal komplett.
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Endlich mein! | Henne - Ei - Henne |
Man muss halt den Rechner pflegen. Mein PC ist von 2012 und da gibt es einige Probleme...
Alles bekomme ich nicht mehr zusammen. Irgendwann so gegen 1985 stellte eine Firma...
But can it run Crisis?
Wirklich schoener Artikel, ja. Und natuerlich kenn ich das Gefuehl von damals und heute...