DAVx5: Open-Source-Enthusiasten mit großen Plänen

Wir schauen hinter die Kulissen von Open-Source-Projekten. Heute: Bernhard Stockmann von DAVx⁵ spricht über die Mammutaufgabe, alle proprietären Sync-Lösungen zu ersetzen.

Ein Interview von Marcus Toth veröffentlicht am
DAVx5 ist eine All-in-One-App zur Synchronisation.
DAVx5 ist eine All-in-One-App zur Synchronisation. (Bild: Pixabay / Montage: Golem.de)

Nextcloud-Nutzern dürfte die Android-App DAVx⁵ sehr gut bekannt sein: Sie hat sich in den zum De-facto-Standard für die Cal- und CardDAV-Synchronisierung unter Android gemausert und die Macher haben noch viel vor. Bernhard Stockmann von Bitfire Web Engineering entwickelt die App seit mehreren Jahren gemeinsam mit der Senior-Entwicklerin Ricki Hirner und kümmert sich dabei seit Jahren um Support, Grafik, PR und Management der Firma. Zum Team gehören außerdem zwei angestellte Junior-Entwickler: Sunik Kupfer und Arnau Morau Gras.

Inhalt:
  1. DAVx5: Open-Source-Enthusiasten mit großen Plänen
  2. Die Community ist fantastisch!

Mit DAVx⁵ (gesprochen: DAV-ix-fünf) können Kontakte, Kalender, Aufgaben sowie Notizen und Journale mit der App JTX Board zwischen einem eigens gewählten Server/Service und Android-Geräten synchronisiert werden. Einmal eingerichtet, läuft dies automatisch im Hintergrund ab und klinkt sich nahtlos ins System ein: Sobald am Server oder am Handy Änderungen - beispielsweise an einem Kontakt - vorgenommen werden, werden die Daten abgeglichen. Über WebDAV ist außerdem der Livezugriff auf die eigene Dateicloud möglich.

Im Interview erzählt Bernhard Stockmann von der "Mammutaufgabe" des Teams, dem Austausch mit der Community und Markenrechtsproblemen und gibt Tipps für andere Open-Source-Begeisterte.

Golem.de: Was ist das Ziel von DAVx⁵?

Bernhard Stockmann: Im Endeffekt wollen wir DIE Open-Source-Alternative zu allen proprietären Sync-Lösungen - inklusive dem auf Android vorinstalliertem Google-Sync - werden! Eine Mammutaufgabe, denn wir syncen ja mit einer Unmenge an unterschiedlichen Servern, die alle ihre eigenen Macken haben können.

Golem.de: Wie entstand die Idee zum Projekt?

Stockmann: Natürlich - wie so oft - aus Eigennutz. Wir waren 2013 auf der Suche nach einem Tool, mit dem wir unsere Kontakte und Kalender ohne Google Cloud aufs Handy synchronisieren konnten. Es gab nur eine proprietäre Lösung im Play Store und alle anderen funktionierten leider nicht. So entstand die Idee, eine All-in-One-App zur Synchronisation zu machen.

Wir wollten vom ersten Tag an quelloffen programmieren - aus ideologischen Gründen, und weil gerade bei sensiblen Daten die Privatsphäre besonders wichtig ist und jede Person nachschauen können soll, wie die Daten übermittelt werden.

Golem.de: Wie ist die Entscheidung für die GPL gefallen?

Stockmann: Kurz gesagt: Wir sind OSS-Enthusiasten (lacht). Für unsere Open-Source-Version - zum Beispiel die, die im f-droid.org auf Basis unseres Quellcodes erstellt wird - wollten wir sicherstellen, dass diese Version auch immer offen bleibt. Software, die der GPL unterliegt, muss wieder veröffentlicht werden. So wird sichergestellt, dass Änderungen immer wieder ins Projekt zurückfließen können.

Das ist auch ein sanfter Schutz davor, dass die App nicht unbemerkt kopiert wird und wieder in einem Store landet - man muss zumindest auf unser Projekt und die Originalversion verweisen und den Code offenlegen.

Die Version in den kommerziellen Stores dient zur Finanzierung. Sie ist quasi identisch mit der GPL-Version, hat aber keinen Spendendialog; man muss sie direkt kaufen. Wir haben da auch keinerlei DRM eingebaut. Und seit einigen Jahren bieten wir auch eine eigens lizenzierte Firmenversion (Managed DAVx⁵) an, die im EMM/MDM-Bereich gezielt durch einen Admin für ein Unternehmen vorkonfiguriert und speziell angepasst werden kann.

Golem.de: Wieviel Zeit fließt in das Projekt?

Stockmann: Ungefähr 90 Stunden pro Woche. Der Aufwand ist also relativ konstant. Wenn gerade keine Bugs bekannt sind, arbeiten wir am Refactoring oder an neuen Features. Das meiste passiert unter der Oberfläche, wenig davon ist für die Nutzer sichtbar - außer, dass es eben im besten Fall einfach funktioniert. Laufend geben wir natürlich auch Support via Ticketsystem oder Github-Forum.

Golem.de: Welche Probleme werden da gemeldet?

Stockmann: Die häufigsten Probleme sind hier entweder falsch konfigurierte Server, Netzwerkprobleme oder dass der Sync nicht gestartet wird, was quasi immer auf spezielle herstellerspezifische Stromsparmechaniken der Geräte zurückzuführen ist.

Golem.de: Wie weit trägt die Community zu dem Projekt bei? Gibt es Contributors, fixe Betatester, Autoren für die Dokumentation?

Stockmann: Wir bekommen regelmäßig Beiträge wie aktuelle Übersetzungen in viele Sprachen, Verbesserungsvorschläge und qualifizierte Fehlerberichte.

Was Code Contributions betrifft: Zu Beginn des Projekts hatten wir einige davon, die wir manchmal nicht annehmen konnten. Der Grund war, dass der beigesteuerte Code nicht allgemein genug geschrieben wurde, zum Beispiel Hacks für bestimmte Server. Wir hatten eine klare Vorstellung davon, wo wir hinwollten, nämlich eine App zu machen, die generalisiert mit möglichst allen Servern funktioniert.

Bis heute haben wir quasi keine serverspezifischen Workarounds einbauen müssen. Die Komplexität von CalDAV und CardDAV und der Synchronisation ist relativ hoch, was es natürlich auch schwierig macht, Code beizusteuern, wenn man sich nicht mit allem eingehend beschäftigt hat.

Jetzt fördern wir die Contributions wieder ein bisschen mehr, weil der Kern von DAVx⁵ mittlerweile in besserem Zustand und besser modularisiert ist. Vieles wird auch durch Tests abgedeckt, es soll aber noch mehr werden.

Wir haben derzeit außerdem 2.850 aktive Betatester im Play Store. Diesen Beta-Channel nutzen wir oft und gerne. Dokumentation und unser Handbuch werden in der Realität nur von uns gemacht, obwohl wir auch hier natürliche gerne Beiträge annehmen und das System dafür ausgelegt haben - das Manual kann einfach über Github Pull Requests geändert werden.

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Die Community ist fantastisch! 
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teleborian 24. Feb 2023 / Themenstart

Zumindest von Seiten Nextcloud braucht man sich da keine Hoffnungen machen: https...

ACakut 23. Feb 2023 / Themenstart

Gerade mal geguckt, App installiert (irgendwann mal geschenkt bekommen vor Jahren, glaube...

Wasserflasche 22. Feb 2023 / Themenstart

same! Sehr sehr gutes Stück Software. Habe gerne dafür bezahlt.

Unwichtig 22. Feb 2023 / Themenstart

Nutze die Software schon laenger und meine letzte Spende ist auch etwas laenger her...

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