Datenschutz: Google weiß fast alles - aber nicht über mich
Die E-Mail, der Browser, die Suchmaschine: alles von Google - das muss nicht sein. Wie ich seit 15 Jahren ohne Google lebe und warum das wichtig ist.

Deinem Partner hast du erzählt, du hättest gestern noch länger gearbeitet, aber Google weiß, dass das nicht stimmt. Über die Müdigkeit, die nicht weggehen will, und das Ziehen in der Brust, wenn du abends im Bett liegst, machst du dir seit Wochen Gedanken. Erzählt hast du davon noch niemandem, nur Google weiß Bescheid. Das Unternehmen weiß, was du machst, wohin du gehst, was du magst, was dich umtreibt - besser als jeder Mensch in deinem Leben. Und es weiß fast alles über die Menschen in deinem Leben besser als du. Über mich aber weiß Google seit 15 Jahren: nichts.
- Datenschutz: Google weiß fast alles - aber nicht über mich
- Gut ankommen ohne Google
- Das Smartphone ist eine Datensammelmaschine
- Ein Google-Smartphone für eine googlefreies Leben
- Keine Qual bei der Messengerwahl
- Besser mailen ohne Gmail
- Google verdient gut an dir
- Google aus dem Internet verbannen
- Das Richtige tun
Vielen Menschen ist Googles Datensammelei suspekt, Journalisten und Aktivisten warnen regelmäßig davor. Doch nur sehr wenige kehren Google wirklich den Rücken. Sie stellen alle Fragen ihres Lebens der Google-Suche, sie tragen Google mit ihrem Smartphone herum, wo immer sie hingehen. Den Weg dorthin planen sie mit Google Maps, ihre Mails verschicken sie mit Google Mail und ihre Apps stammen nicht nur aus Googles Play Store, sie enthalten auch Tracker, die Daten für Google sammeln. Das ist nicht nur schlecht für die Nutzer, es ist auch gefährlich für die Gesellschaft, führt es doch geradewegs in eine Dystopie - dazu später mehr.
Der damalige Google-CEO Eric Schmidt sagte schon 2010: "Wir können mehr oder weniger wissen, was du denkst." Das muss aber nicht sein. Denn es ist gar nicht so kompliziert, wie ich ohne Google zu leben.
Dies ist kein zweimonatiger Selbstversuch, sondern 15 Jahre meines Lebens als Datenschützer. 15 Jahre, in denen nicht jeder Klick protokolliert, nicht jede Eingabe ausgewertet wurde. Gute Jahre - mir fehlt es an nichts. Dafür fehlt es Google und etlichen anderen Konzernen an jeder Menge Daten über mich.
Von Scroogle zu Startpage und Duckduckgo
Mein Abnabelungsprozess begann mit dem Wechsel der Suchmaschine. Denn schon allein über diese erfährt Google haargenau, was die Menschen allgemein und im Moment interessiert. Nebenbei kann der Konzern dadurch sogar die Ausbreitung von Grippewellen schneller voraussagen als die zuständigen Behörden - und ist dabei ähnlich genau.
Das Projekt Google Flu Trends wurde zwar nach einer Weile eingestellt, illustriert aber, wie viele Möglichkeiten Google durch die Auswertung der gesammelten Suchanfragen offenstehen.
Ich jedenfalls wollte mit der Google-Suche nichts mehr zu tun haben. Mit wenigen Klicks stellte ich die Standardsuchmaschine im Browser von Google zu Scroogle um, die Suchmaschine des Google-Kritikers Daniel Brandt. Der Name Scroogle war eine Kombination aus Google und Charles Dickens Romanfigur Scrooge, einem reichen Misanthropen.
Scroogle.org agierte letztlich als Proxy und leitete einfach die eingegebenen Suchanfragen an Google weiter. So erhielt das Unternehmen keine Daten, aber die Nutzer bekamen trotzdem die Google-Suchergebnisse.
2013 stellte Scroogle seinen Dienst ein, doch ich war schon vorher zu der Suchmaschine Startpage.com (früher auch Ixquick) gewechselt, die im Prinzip genauso funktioniert wie Scroogle. Startpage finanziert sich zwar auch durch Werbung, diese wird im Unterschied zu Google aber einfach zum aktuellen Suchbegriff eingeblendet, ohne dass im Hintergrund Daten gesammelt werden und ein Profil gebildet wird.
Dass die Daten nicht gesammelt und ausgewertet werden, ist bei Suchmaschinen besonders relevant, weil die Nutzer sie schlecht betrügen können, sondern ehrlich angeben müssen, was sie gerade beschäftigt - sonst taugen die Suchergebnisse nichts.
Dass sich die Sache mit der Werbung auch privatsphärefreundlich umsetzen lässt, zeigt nicht nur Startpage, sondern auch Duckduckgo.com, eine Suchmaschine, die nach dem gleichen Prinzip funktioniert, aber primär auf die Suchergebnisse von Microsofts Bing setzt.
Duckduckgo ist in den meisten Browsern bereits in den Einstellungen hinterlegt und kann einfach als Standardsuchmaschine ausgewählt werden. Startpage kann über eine Browser-Erweiterung oder im Firefox über einen Klick in die Adressleiste hinzugefügt werden.
Suchkomfort ohne Google
Die Suchergebnisse sind weitgehend mit Google respektive Bing vergleichbar, sie stammen ja letztlich auch von diesen Anbietern. Sind sie schlecht, liegt es oft an den eingegebenen Suchbegriffen und nicht an der Suchmaschine. So widerfuhr es etwa einem Bekannten von mir, der etwas per Duckduckgo suchte und schlechte Suchergebnisse erhielt. Er schob es auf die datenschutzfreundliche Suchmaschine, die er standardmäßig verwendete, und wechselte zu Google. Doch die Suchergebnisse waren genauso schlecht und er musste seine Suchbegriffe anpassen.
Neben der klassischen Suche nach Text, Bildern, Videos oder News bietet insbesondere Duckduckgo auch viele der Komfortfunktionen der Google-Suche. Dazu gehören die Infoboxen, die zumeist mit Informationen aus der Wikipedia befüllt werden. Bei der Suche nach Orten blendet Duckduckgo wie Google eine Karte ein, zeigt Restaurants mitsamt Bewertungen an, liefert eine Wettervorhersage oder versucht, Fragen zu beantworten - Letzteres gelingt meiner Erfahrung nach allerdings keiner Suchmaschine besonders gut, auch Google nicht.
Auf ein paar Dinge muss man jedoch verzichten: Beispielsweise werden die Suchergebnisse nicht nach dem Interessensprofil sortiert, das Google über einen angelegt hat.
Noch hat der Anbieter laut Statista einen weltweiten Marktanteil von 86 Prozent auf dem Desktop, doch die alternativen Suchmaschinen gewinnen seit Jahren an Nutzern und haben ihre Suchanfragen vervielfacht. Der Marktanteil von Duckduckgo hat sich seit 2016 fast verzehnfacht, ist aktuell mit etwa einem Prozent aber immer noch verschwindend gering.
Der Wechsel der Suchmaschine bringt zwar schon einen deutlichen und vor allem einfachen Gewinn an Privatsphäre. Aber auch die anderen Dienste von Google gilt es zu ersetzen oder zu vermeiden. Und auch das ist recht einfach. Werden wir zunächst Google Maps los.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Gut ankommen ohne Google |
Hier bei Apple ist es ja prinzipiell etwas besser, da Apple Geräte und Services verkauft...
Ist die 75 im Nick dein Alter? Das würde erklären, wieso du nichts kapiert hast, Technik...
Privat schütze ich mich auf die selbe Weiße. Bis hin zu Clouds ist bei mir alles...
4.0, weil damit ja die vierte Wand durchbrochen wurde. ;)