Regierungseigene IT-Firma hospitiert bei Schmidt
In der Nephrologie der Charité existiert bereits seit 20 Jahren eine elektronische Patientenakte, wie sie ab 2021 bundesweit angeboten werden muss. Darin vermerkt sind Medikamente, Anamnesen, Behandlungsdaten und Laborwerte sowie spezielle Daten zur Nierentransplantation oder seltenen Erkrankungen.
Da das Charité-Modell gut funktioniert, haben andere Kliniken bereits Interesse angemeldet - und das Ministerium für Gesundheit schickt in den kommenden Monaten Vertreter der hauseigenen IT-Firma Gematik zu Schmidt, um bei ihm zu hospitieren. Diese sammelt gerade bundesweit Informationen darüber, wie Anwendungen in Projekten funktionieren, um sie bei Erfolg im großen Stil zu übernehmen.
So wurde die Charité eine Art unfreiwilliges Labor der Digitalisierungsvorhaben des Gesundheitsministeriums. "Natürlich ist das alles in unserer kleinen, abgeschlossenen Welt unserer Projekte entstanden und nicht vergleichbar mit der Gematik, die Technik für ganz Deutschland entwickelt. Das ist vielleicht auch unser Vorteil - die Frage ist dann nur, wie und ob man es skaliert", sagt Schmidt.
Den Informatikern der Gematik dürfte bei ihrem Praxis-Check neben dem Problem der Datenvereinheitlichung folgende Hürde auffallen: die nicht unbegründete Angst der Patienten um ihre sensiblen Daten. Diese führt in einigen Fällen dazu, dass sie die freiwillige Datenabgabe verweigern.
"Ärzte würden sich gerne darauf verlassen, dass sie alle für sie relevanten Informationen in der Akte vorfinden, auf die sie sich im Zweifel bei Entscheidungen verlassen müssen", sagt Schmidt. Doch solange die Bundesregierung ihren Bürgern nicht glaubhaft Sicherheit der Daten garantieren kann, müssen die Mediziner sich wohl erst einmal mit einer lückenhaften Dokumentation zufriedengeben. Aber nicht alle sehen die Datenerfassung skeptisch, wie Danilo Schmidt im Klinikalltag beobachten konnte. "Chronisch Kranke haben großes Interesse daran, damit man sie optimal therapieren kann", sagt er.
"Dafür liebe ich meinen Job"
Neben der elektronischen Patientenakte arbeitet Schmidt an einem Alarmsystem, das Leben retten soll: Das MACSS-Projekt nutzen vor allem Patienten, die eine Niere transplantiert bekommen haben und eine komplizierte Therapie einhalten müssen, damit das Organ nicht abgestoßen wird.
Ein britischer Open-Source-Algorithmus diente als Grundlage. Genutzt werden Daten aus der Health-Data-Plattform, einem zentralen Sammelbecken für alle Patienten- und Forschungsdaten der Charité. "Wir wollen in die Hosentasche der Patienten - sie sollen uns per Smartphone Vital-Daten zuschicken. Bisher kamen sie vierteljährlich zur Visite. Wenn sie dort berichten, sie haben seit Tagen erhöhte Temperatur, ist es schon zu spät."
War es früher schwierig, die stark frequentierte Ambulanz telefonisch zu erreichen, haben sie mit dem Programm einen direkten Draht und können über ein Chatprogramm kommunizieren. Das Telemedizin-Team der Charité kontaktiert die Patienten, sobald etwas nicht stimmt, Risikofaktoren werden berechnet und Menschen zum Arztbesuch aufgefordert.
"Das ist das Wichtigste, wenn ich sehe, dass ich den Menschen helfe, behandelt zu werden, solange es noch gute Heilungschancen gibt", sagt Schmidt. "Ich habe schon häufiger erlebt, dass sie nur wegen des Alarms rechtzeitig gekommen sind. Dafür liebe ich meinen Job." In Zukunft soll das Programm auch eine Sepsis oder Blutzuckerentgleisungen erkennen.
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