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Schiere Boshaftigkeit

Wenn Aussagen Menschen beunruhigen, steckt manchmal aber auch Absicht dahinter. Dabei sind auch Vorgesetzte, die ihren Angestellten ein Gefühl von Unsicherheit im Job vermitteln, nichts Neues. Wer erinnert sich nicht an das Narrativ, ein dreimonatiges Bootcamp könne genauso kompetente Programmierer hervorbringen wie ein vierjähriges Studium – also nicht zu aufmüpfig werden, sonst wirst du von einem Geisteswissenschaftler ersetzt, der sich beruflich neu orientiert.

Nach ein paar Jahren wurde den Leuten klar, dass Bootcamp-Absolventen in der Regel völlig unvorbereitet für die tatsächliche Softwareentwicklung waren, da ihnen die entsprechenden Grundlagen nicht vermittelt worden waren.

Bootcamps und KI sind nur beispielhaft für die vielen Versuche, durch fadenscheinige Behauptungen im hochprofessionellen, hochpreisigen Feld der Softwareentwicklung die Preise zu drücken. Es sind rhetorische Mittel, die ein Gefühl der Unsicherheit erzeugen sollen. Vorgesetzte können dich zwar nicht feuern und durch KI ersetzen, aber sie können dir Angst davor machen, so dass du dich nicht traust, mehr Gehalt zu verlangen.

Diese Absicht steht sicherlich hinter einem Teil der Behauptungen zu x10-Programmierern. Bei wie vielen genau, weiß ich nicht. Wahrscheinlich nicht bei vielen. Bei allem Misstrauen der heutigen Zeit glaube ich grundsätzlich an das Gute im Menschen.

Wo ist die Primärquelle?

Was mir aufgefallen ist: Die Leute, die Hype-Artikel über die Steigerung der Produktivität durch KI schreiben, sind oft nicht diejenigen, die sie in der Praxis auch erzielen. Die Autoren sind oft Gründer, Manager oder Investoren, die großspurige Behauptungen über anderer Leute Produktivität aufstellen. Grundsätzlich spricht nichts gegen Sekundärquellen, aber wenn sich keine Primärquelle finden lässt, sollte man die Richtigkeit von Informationen hinterfragen.

Zeigen echte Entwickler, wie sie ihre Produktivität mit KI steigern, sind sie meist deutlich differenzierter und zurückhaltender mit Lobpreisungen. In solchen Präsentationen sieht KI nicht viel anders aus als die Technik, mit der wir gearbeitet haben, bevor wir so verunsichert wurden: ein cooler Textgenerator, der manchmal Wunder vollbringt, aber oft klare Anweisungen braucht.

Zum Totlachen ist der Einsatz von KI in Open-Source-Projekten, wo jeder die Produktionsprozesse mitverfolgen kann. Mit ein paar Youtube-Videos habe ich mehr gelernt (in dem Ludicity-Artikel oben ist ein tolles Beispiel verlinkt. Spoiler: Der Youtuber hat den Heiligen Gral der Produktivität beim Programmieren auch nicht gefunden).


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