Dampfreformierung mit Erdgas dominiert die Wasserstoffproduktion
Jedoch spielen die Elektrolyse und andere klimafreundliche Verfahren bislang mengenmäßig nahezu keine Rolle bei der Wasserstoffherstellung. Das zurzeit dominierende Verfahren ist die bereits erwähnte Dampfreformierung von Methan aus Erdgas. Dazu kommt ein nicht unerheblicher Teil, der mit Hilfe von Kohle gewonnen wird, sowie kleinere Mengen, die in der Ölindustrie und in der Chlorchemie als Nebenprodukt entstehen.
Bei der Dampfreformierung wird Methan - der Hauptbestandteil von fossilem Erdgas - aufgespalten. Dabei entsteht zunächst ein Gasgemisch von Kohlenmonixid und Wasserstoff. In einem zweiten Schritt, der als Wassergas-Shift-Reaktion bezeichnet wird, reagiert das Kohlenmonoxid mit Wasser zu Kohlendioxid und Wasserstoff.
Größere Produktionsanlagen mittels Dampfreformierung gibt es in Deutschland etwa bei den Stickstoffwerken Piesteritz in Wittenberg oder bei BASF in Ludwigshafen.
Wasserstoffwirtschaft für 2 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich
Die Wasserstoffindustrie ist laut Zahlen der Internationalen Energieagentur alleine für etwa 830 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich verantwortlich. Das sind etwa 2 Prozent der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen.
Zu den Kohlendioxid-Emissionen kommen noch Emissionen von Methan, das selbst ein starkes Treibhausgas ist und bei der Erdgas-Förderung und -Verarbeitung unweigerlich in gewissen Mengen entweicht. Wie hoch diese sind, hängt stark von den Förderbedingungen und der Infrastruktur ab.
Wenn Wasserstoff von einem Problem zu einer Lösung in der Klimakrise werden soll, müssen Dampfreformer und andere fossile Produktionsanlagen von Wasserstoff in absehbarer Zeit stillgelegt werden. Dass trotzdem noch neue fossile Wasserstoffproduktionskapazitäten gebaut werden, überrascht daher. Die Linde AG, die in Leuna einen neuen Dampfreformer baut, hat eine Anfrage von Golem.de nicht beantwortet.
Nachtrag vom 2. August 2021, 12:03 Uhr
Die Firma Linde hat inzwischen angekündigt, dass die Pläne für den Bau des im Artikel erwähnten Dampfreformers in Leuna aufgegeben wurden. Zum Zeitpunkt der Artikelveröffentlichung war das noch nicht bekannt.
Woher kommt der Wasserstoff? In einer Artikelserie gehen wir der Frage nach, wie Wasserstoff heute und in Zukunft produziert wird. Gerne versuchen wir auch, Fragen unserer Leser zu beantworten, bitte stellt diese im Forum oder wendet euch per E-Mail an den Autor.
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Dampfreformierung: Die fossile Wasserstoffindustrie |
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Ja, die deutsche Politik hat die Industrie "verzogen". Wie bei einem Kind das immer etwas...
Dickwandiger Druckbehälter nicht heute nicht mehr nötig. Für Wasserstofftanks werden...
So läuft aber der Kapitalismus nicht. Es setzt sich ein Verfahren durch, was günstiger...
Berechtigte Frage. Hier findet man eine Liste von 2017, da sind beide Ableger der Linde...