Daimler-CIO Jan Brecht: "Arroganz ist ein K.o.-Kriterium!"
Um mitzuhalten, müsse die deutsche Autoindustrie vor allem eines tun, sagt Daimler-CIO Brecht: Anders denken. Dazu sucht er gute Coder, die nicht arrogant sind.

In einer Interview-Reihe befragen wir Technikchefs zu ihren Einstellungskriterien, ihrer Arbeit und Trends in ihrem Berufsfeld. Zum Schluss gibt es noch ein Ein-Antwort-Spiel. Lasst uns im Forum wissen, welche Kandidaten und Fragen ihr euch zusätzlich fürs nächste Interview wünscht.
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Daimler will mit Mercedes-Benz perspektivisch weg vom Verbrenner, zeitgemäßer werden und damit gewissermaßen Tesla einholen. Dafür gibt es ein strammes Programm, das unter anderem CIO Jan Brecht umsetzt. Der studierte Elektrotechniker und Ingenieur ist bei Daimler groß geworden. Er hat nach seinem Einstieg 1997 zwölf Jahre lang die IT des Unternehmens kennengelernt und unter anderem das International Information Office der Mercedes Car Group geleitet.
Nach einer Auto-Pause als CIO von Adidas verantwortet er seit sechs Jahren die IT von Daimler und Mercedes-Benz. Die Strategie, mit der Daimler in Zeiten selbstfahrender Autos und sauberer Mobilität konkurrenzfähig bleiben soll, heißt "Lead in electric drive and car software". Dafür investiert der Stuttgarter Konzern in Startups und neue Softwarelösungen.
Bis Deutschland technologisch den Stand der USA oder Chinas erreicht, gebe es allerdings noch einiges aufzuholen, sagt Brecht: "Bis vor Kurzem hatte ich zuhause in Stuttgart-Mitte, einer der reichsten Städte überhaupt, keine vernünftige Mobilfunkabdeckung!"
Golem.de: Sie leiten heute die globale IT eines der größten Autokonzerne der Welt. Welches technische Gerät fanden Sie als Kind am beeindruckendsten?
Jan Brecht: Mit sechs Jahren habe ich ein Schweizer-Taschenmesser geschenkt bekommen - das hat mich beeindruckt.
Golem.de: Das ist ja ziemlich analoge Technik! Wann haben Sie Ihren ersten Computer bekommen und was haben Sie damit angestellt?
Brecht: Mein erster Rechner war ein Commodore C64. Wenn ich mich recht erinnere, hatte er nach Laden des Betriebssystems noch circa 40 kB Speicher. Trotzdem konnte man programmieren und auch Videospiele nutzen - aus heutiger Sicht fast erstaunlich, oder?
Golem.de: Warum haben Sie sich dann als junger Mann für das Studium der Elektrotechnik und den Master Electrical Engineering entschieden?
Brecht: Als Ingenieur kann ich technische Lösungen schaffen, die etwas bewirken. Das finde ich bis heute spannend!
Golem.de: Hat Sie das Interesse dann auch zu Ihrem jetzigen Posten geführt? Wie sind Sie CIO geworden?
Brecht: Technisches Verständnis hilft sicherlich, und die Fähigkeit, Menschen für technische Themen zu begeistern. Ich glaube auch, dass mir meine Neugierde hilft.
Nach drei Fragen alle technologischen Aspekte verstehen
Golem.de: Wie sieht heute Ihr typischer Arbeitstag als CIO bei Daimler aus? Was hat sich zu Ihrem Posten als Head of International Information Office geändert, den Sie früher innehatten?
Brecht: Mein Fokus heute liegt vor allem darauf, Impulse zu setzen, zu fokussieren und Talente zu finden. Das ist indirekter als zur Zeit des International Information Office. Was ich mir erhalten konnte, ist die Möglichkeit, nach maximal drei Fragen auch alle technologischen Aspekte zu verstehen.
Golem.de: Sie sind mit Unterbrechung seit 1997 bei Daimler und haben den digitalen Wandel dort aktiv mitgestaltet. Welcher Fokus hat sich für Sie über die Jahre herauskristallisiert?
Brecht: Schlüsselfaktoren für den digitalen Wandel sind Geschwindigkeit und Kundenfokus. Technologisch liegt der Schwerpunkt auf einem hohen Reifegrad in der Software-Entwicklung sowie einer automatisierten, elastischen Infrastruktur - cloud-native.
Golem.de: Vernetzte Autos sind Teil der Digital-Strategie bei Daimler. Was möchten Sie als CIO verändern, damit IoT sich weg vom Hype-Begriff hin zu etwas Substanziellem bewegt?
Brecht: IoT ist für mich schon lange kein Hype-Begriff mehr. Wir nutzen etwa unseren Manufacturing Service Bus, um ständig Anlagendaten in der Produktion auszulesen. Für sicherheitskritische Verschraubungen in der Montage wird das erforderliche Drehmoment drahtlos an den Schrauber übermittelt und zur Zertifizierung rückdokumentiert. IoT ist Teil unseres Alltags.
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Daimler findet genug Fachkräfte - außer Security-Experten |
"Naja, ähm, wir haben da so ein Pilot-Programm mit 3 Fahrzeugen, jedes davon mit 28...
"Was ich mir erhalten konnte, ist die Möglichkeit, nach maximal drei Fragen auch alle...
Meinst du? Hochbezahlte Vorstände sehen das aber ganz anders.
Wenn Dir lieber jemand eine halbe Stunde *alles* erklärt, statt nur das Wesentliche...
Leider trifft das meistens nur auf die Hersteller selbst aber selten auf die Zulieferer...
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