Cyberbunker-Prozess: Richter fordert mehr Beweise von Ermittlern
Im Cyberbunker-Prozess verlangt das Gericht mehr Informationen zum Kryptomessenger der Beschuldigten. Doch die Ermittler haben andere Prioritäten.

Im Prozess gegen die Betreiber des sogenannten Cyberbunkers an der Mittelmosel fordert das Landgericht Trier mehr Beweismittel zu den Geschäften der Angeklagten. Wie der Trierische Volksfreund berichtet, betrifft dies vor allem die Entwicklung eines Kryptomessengers, der Kriminellen eine nicht abhörbare Kommunikation ermöglichen sollte. Zwar haben die Ermittler dazu in einem Büro im luxemburgischen Schengen Laptops und Datenträger sichergestellt, diese bislang jedoch noch nicht ausgewertet.
Der Prozess gegen die acht Angeklagten hat im Oktober 2020 begonnen. Der mutmaßlichen kriminellen Vereinigung wird Beihilfe zu fast 250.000 Straftaten vorgeworfen. Die Angeklagten sollen in wechselnder Beteiligung von Juni 2013 bis September 2019 illegale Webseiten gehostet und dadurch Beihilfe zu den von ihren Kunden begangenen Straftaten geleistet haben. Kopf der Bande ist laut Anklage der 60 Jahre alte Niederländer Herman Johan Xennt, der den früheren Bundeswehrbunker gekauft hatte.
An den bisherigen Prozesstagen hat vor allem der als Cyberbunker-Manager bezeichnete Michiel R. ausgesagt. Der 50-Jährige berichtete zuletzt unter anderem, dass seit 2018 die Entwicklung eines Kryptomessengers im Fokus des Cyberbunker-Teams gestanden habe. Der Hintergrund: Die irische Unterweltgröße George M., auch Pinguin oder Mr. Green genannt, wollte die 700.000 Euro zurück, die er Xennt für den Kauf des Bunkers geliehen hatte. Daraufhin sei die Entwicklung der App vereinbart worden, wozu Xennt in Luxemburg ein Büro sowie Appartements für sich und die Entwickler angemietet habe. Mr. Green sollte an den Einnahmen aus der App beteiligt werden.
Kunden von "gewissem Kaliber"
Dem Bericht zufolge will der Vorsitzende Richter Günther Köhler nun wissen, welche Daten sich auf den in Schengen sichergestellten Geräten und Datenträgern befanden. Zudem sollen die ihm vorgelegten Dokumente künftig ins Deutsche übersetzt werden. Laut Michiel R. sollen die Kunden von einem "gewissen Kaliber" gewesen sein. Der Leiter der Sonderkommission verteidigte hingegen das Vorgehen der Beamten: "Die Daten aus Luxemburg haben wir noch keine drei Wochen! Wir haben ein komplettes Rechenzentrum sichergestellt."
Oberstaatsanwalt Jörg Angerer sagte zur Begründung: "Es ist nicht möglich, alles, was wir sicherstellen, unverzüglich zu überprüfen. Das ist eine Frage der Masse." Er habe entschieden, zunächst die im Bunker sichergestellten Daten auszuwerten. Köhler nahm die Erklärung dem Bericht zufolge "zur Kenntnis". Einer der Verteidiger wies darauf hin, dass die sich hinziehenden Ermittlungen nicht zulasten der Angeklagten gehen dürften.
Sieben der acht Angeklagten befinden sich seit einer Razzia vom September 2019 in Untersuchungshaft. Angeklagt sind vier Niederländer, drei Deutsche und ein Bulgare im Alter von 21 bis 60 Jahren. Xennt hat sich in dem Verfahren, dass bis Ende 2021 laufen soll, bislang noch nicht geäußert.
Gehostet wurden laut Anklage Märkte und Foren wie Cannabis Road, Fraudsters, Flugsvamp und Orangechemicals. Auch die Kontrollserver für die Angriffe auf eine Million Router von Telekom-Kunden im Jahr 2016 befanden sich in dem Rechenzentrum.
Erlaubt war den Kunden "jeder gewünschte Inhalt, außer Kinderpornografie oder irgendetwas, das mit Terrorismus zu tun hat", wie es auf der Webseite Cyberbunker.com hieß.
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Na dann kennst du keine Disko und Barbesitzer, es gibt einen Schwarzmarkt für illegal...
Mir stellte sich folgende Frage beim Lesen. Der Prozess läuft seit Oktober. Die...
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