Auch Open Source hat eine Lobby
Deshalb schrieb zum Beispiel Simon Phipps von der Open Source Initiative (OSI) als Feedback zu dem Entwurf, dass der Entwurf für ihn "ein interessanter und wichtiger Vorschlag" sei, er aber Mängel an der Formulierung des Erwägungsgrunds zehn sehe.
Er beginnt mit ein paar feinen Unterscheidungen zwischen den Worten "should" und "shall", geht dann aber schnell dazu über, dass man doch lieber nicht nur vermeiden solle, "Innovation und Forschung" zu behindern, sondern dort stattdessen Open Source als das zu nennen, was man nicht behindern wolle.
Als drittes passt Phillips das Wort "commercial" nicht, er schlägt stattdessen "deployment for trade" (auf Deutsch etwa: Einsatz für den Handel) vor. Fügt man diese Änderungen zusammen, ergibt sich ein erster Teil des Erwägungsgrunds zehn, bei dem die Einschränkungen aus dem zweiten Teil kaum noch greifen.
Von ungefähr kommt das im Übrigen nicht. Die OSI wurde 1998 mit dem Ziel gegründet, den Begriff Open Source von dem freier Software komplett zu trennen. Doch Phipps ist nicht der Einzige aus der Open Source Community, der Bedenken äußert.
Auch die Eclipse Foundation hat Vorbehalte
Auch Eclipse-Foundation-Direktor Mike Milinkovich äußert sich im Blog der Stiftung kritisch. Er schreibt, er sei "zutiefst besorgt darüber, dass der CRA den Gesellschaftsvertrag, der dem gesamten Open-Source-Ökosystem zugrunde liegt, grundlegend ändern könnte: Open-Source-Software, die kostenlos für jeden Zweck zur Verfügung gestellt wird, die kostenlos modifiziert und weiterverbreitet werden kann, jedoch ohne Garantie oder Haftung gegenüber den Autoren, Mitwirkenden oder Open-Source-Distributoren. Es ist vernünftigerweise davon auszugehen, dass eine rechtliche Änderung dieser Regelung durch Rechtsvorschriften unbeabsichtigte Folgen für die Innovationswirtschaft in Europa haben wird."
Das klingt eher besorgt um die Strukturen, in denen Firmen, die Open-Source-Produkte kommerziell nutzen, ja zumindest in den meisten Fällen etwas an die Community zurückgeben, indem sie zum Beispiel für Entwicklungsarbeiten bezahlen, die dann auch in die Open-Source-Projekte fließen.
Doch im folgenden Abschnitt erweitert Milinkovich noch einmal die Dinge, um die er sich besonders sorgt. So fürchtet er den Aufwand, die der Eclipse Foundation für jedes ihrer Projekte entstehen würde. So würde es Pflicht, für jedes Projekt bei der Eclipse Foundation Richtlinien und Verfahren zu "entwickeln, dokumentieren und implementieren", um sicherzustellen, "dass sie den Anforderungen des CRA entsprechen".
Und dann müsse man noch "für jedes Projekt bestimmen, ob es der Definition 'Produkt mit digitalen Elementen', 'kritisches Produkt mit digitalen Elementen' oder 'sehr kritisches Produkt mit digitalen Elementen' entspricht."
Das lässt befürchten, dass Milinkovich vielleicht nicht genau genug gelesen haben könnte, denn die Projekte an sich sind erst einmal ausgenommen. Erst wenn für die aus einem Projekt stammende Software oder Dienste um die Software herum kommerzielle Aktivitäten stattfinden, sind die Vorgaben zu erfüllen - allerdings nicht für das Projekt selbst, sondern für die Firma mit den Aktivitäten.
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Cyber Resilience Act: Große Auswirkungen auf Open Source befürchtet |
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Ich wäre für eine freiwillige Kennzeichnung der Industrie (siehe Lebenmittelindustrie...
Sorry, hab es auch schon erlebt das z.B. Anbieter von Informationsdiensten signifikante...
Als Unternehmen oder Organisation kann man OSS nutzen. Ich würde dann dazu raten darauf...
Eine Ausnahme macht noch nicht die Regel. Bei einer Bankingapp muss das wie gesagt zu...
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