Cultured Beef: Sergey Brin finanziert Retortenburger
Der erste Burger aus Fleisch, das in der Retorte gezüchtet wurde, ist in London verzehrt worden. Finanziert hat das Projekt Google-Gründer Sergey Brin.

Es dürfte der teuerste Hamburger der Welt gewesen sein: 250.000 Euro hat der Edelfleischklops gekostet, der heute in London verspeist worden ist. Das Besondere daran: Dieses Fleisch war nie Teil eines Tiers. Finanziert wurde er von Google-Gründer Sergey Brin.
Der niederländische Wissenschaftler Mark Post hat das Fleisch im Labor gezüchtet: Es wurde aus Stammzellen, sogenannten Satellitenzellen, gewonnen und in einer Nährlösung gezogen. Der Körper nutzt Satellitenzellen dazu, kaputtes Muskelgewebe zu reparieren. Post hat sie aus dem Nacken einer Kuh entnommen, während die Nährlösung aus einem Kälberfötus stammt.
20.000 Fleischstreifen
Der Burger besteht aus 20.000 Fleischstreifen, die jeweils etwa 1,3 Zentimeter lang sind und 1 Millimeter Durchmesser haben. Satt geworden sind die Testesser jedoch kaum: Der Retortenburger wog nur etwa 140 Gramm.
Post wollte damit zeigen, dass es heute schon möglich ist, Fleisch im Reagenzglas zu züchten. Ziel des Projekts ist es, neue Wege für die Nahrungsmittelproduktion zu erkunden und Tiere und Umwelt zu schützen. Kühe seien nicht sehr effizient, sagte der Forscher von der Universität in Maastricht der britischen Tageszeitung The Guardian: Sie benötigten 100 Gramm pflanzlicher Proteine, um 15 Gramm Fleisch zu produzieren. "Wir müssen die Kühe also viel füttern, um uns zu ernähren. Dadurch verlieren wir viel Nahrung."
Kohlendioxid und Methan
Derzeit wird knapp ein Drittel der nutzbaren Fläche der Erde für die Viehzucht verwendet. Die Biomasse der Nutztiere ist etwa doppelt so groß wie die der Menschheit. Auf die Viehzucht sollen etwa 5 Prozent der Kohlendioxid- und sogar 40 Prozent der Methanemissionen entfallen. Sie ist damit ein beachtlicher Faktor für den Klimawandel.
Werde Fleisch hingegen in der Retorte gezüchtet, falle dies ebenso weg wie die immense Methanproduktion sowie die oft unwürdige Massentierhaltung, sagt Post. Letztere sei ein Grund gewesen, weshalb Brin das Projekt finanziert habe: Er sei nicht einverstanden damit, wie die Tiere behandelt würden, begründete er sein Engagement.
Drei Monate im Labor
Noch ist die Herstellung von Fleisch aus Stammzellen aufwendig und langwierig: Drei Monate dauerte es, die Bulette zu züchten. So kamen auch die Kosten von 250.000 Euro zustande, die Brin übernommen hat. Der Google-Gründer glaubt, dass dieses Projekt, wenn es erfolgreich sei, die Welt verändern könne. Als die künstliche Mahlzeit vor einigen Monaten angekündigt wurde, war der Name des Finanziers noch geheim gehalten worden. In 10 bis 20 Jahren, so schätzt Post, könnte die Technik reif für die Markteinführung sein.
Der Burger sei von Josh Schonwald, einem auf Ernährungsthemen spezialisierten US-Journalisten, und der österreichischen Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler probiert worden. Beide seien positiv überrascht von der Konsistenz des Fleisches gewesen, berichtet der US-Fernsehsender NBC News. Es schmecke wie Fleisch, sagte Rützler, nicht wie ein Fleischersatz wie etwa Soja.
Bioprinting ist ein anderes Verfahren, Fleisch künstlich herzustellen, das momentan erforscht wird. Entwickelt wird es von Modern Meadow: Das US-Unternehmen will essbares Fleisch per 3D-Druck aus lebenden Zellen aufbauen.
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Bewusstsein ist garnicht mal erforderlich für eine gewisse Intelligenz im Erkennen und...
Oh Gott, diese Schmerzen. Hast du in Bio geschwänzt? Mir wurde jedenfalls klar und...
Das ist eine Behauptung aber wo sind die Argumente? :) LG, MN
Am besten erreicht man leider oft die, die schon der gleichen Meinung sind.