Crypto Wars: Facebook soll Messenger-Chats entschlüsseln

Die verschlüsselten Nachrichten von Messenger-Apps wecken immer wieder die Begehrlichkeiten von Ermittlern. Nach einem ähnlichen Versuch bei Whatsapp soll Facebook nun Zugriff auf seinen Messenger gewähren.

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US-Ermittler wollen Zugriff auf Facebooks verschlüsselte Messenger-Chats.
US-Ermittler wollen Zugriff auf Facebooks verschlüsselte Messenger-Chats. (Bild: Benjamin Sterbenz/Golem.de)

US-Ermittler wollen offenbar gerichtlich den Zugang zu verschlüsselten Inhalten von Facebooks Nachrichtendienst Messenger erzwingen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf drei Personen, die mit einem nichtöffentlichen Verfahren in Kalifornien vertraut seien. Demnach fechte Facebook die Forderung an, den Ermittlern Zugang zu den Nachrichten der berüchtigten lateinamerikanischen Gangs MS-13 zu verschaffen.

Am vergangenen Dienstag habe es eine Anhörung in dem Verfahren gegeben. Dabei werfen laut Reuters die Ermittler Facebook eine Missachtung des Gerichts vor, da sich das Unternehmen weigere, eine Überwachungsanordnung umzusetzen. Sowohl Facebook als auch das Justizministerium wollten demnach keine Stellungnahme zu dem Fall abgeben.

"Geheime Unterhaltungen" möglich

Ebenso wie in Deutschland gibt es auch in den USA seit Jahren eine Debatte über den Zugang zu verschlüsselten Kommunikationsinhalten. Während die Bundesregierung keine Hintertüren in Verschlüsselungsprogrammen verlangt und stattdessen mit Hilfe von Staatstrojanern (Quellen-TKÜ) an die Nachrichten gelangen will, gibt es in den USA immer wieder Forderungen, über die Anbieter einen direkten Zugriff auf Programme wie Whatsapp oder Signal zu bekommen.

Das Grundproblem dabei: Sollte ein Anbieter auch nur in einzelnen Fällen in der Lage sein, die Verschlüsselung heimlich aufzuheben, wäre das Vertrauen der Nutzer in das Programm zerstört. Zudem bestünde immer die Gefahr, dass die Abhörfunktion in die falschen Hände geriete. Anders als bei der Firmentochter Whatsapp gibt es beim Facebook Messenger allerdings keine durchgängige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Nachrichten. Es lassen sich bei dem Programm jedoch "Geheime Unterhaltungen" starten.

Präzendenzfall möglich

Auf diese "Geheimen Unterhaltungen" hat das Unternehmen nach eigenen Angaben keinen Zugriff. Damit argumentiere Facebook in dem Fall. Das Unternehmen müsse entweder die Verschlüsselung für alle Nutzer brechen oder die verdächtigen Kriminellen gezielt hacken. Beides werde abgelehnt. Zwar wollen die Ermittler dem Bericht zufolge "Gesprächsmitschnitte" der Verdächtigen erhalten. Nach Angaben von The Verge sind beim Facebook Messenger jedoch keine verschlüsselten Gespräche möglich. Es könnten aber Audiodateien, Videos oder Fotos verschlüsselt verschickt werden.

Sollte Facebook dazu verpflichtet werden, die Messenger-Daten zu entschlüsseln, könnte das ein Präzedenzfall für die gesamte Branche werden. Zudem könnte der Druck auf Facebook steigen, wenn sich beispielsweise US-Präsident Donald Trump einmischen sollte. Dieser hatte die Mitglieder der MS-13-Gangs im Mai 2018 als "Tiere" bezeichnet. Zudem hatte er im Jahr 2016 den Computerhersteller Apple kritisiert, weil dieser sich geweigert hatte, dem FBI bei der Entschlüsselung eines iPhones zu helfen, das einem Terroristen gehört hatte.

Da es dem FBI in diesem Fall gelungen war, das Gerät mit Hilfe eines Unternehmens zu knacken, wurde das juristische Verfahren gegen Apple damals nicht zu Ende geführt. Dass die Ermittler auf die Schnelle einen Anbieter finden, der Facebooks Verschlüsselung knackt, ist aber eher nicht zu erwarten.

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