Covid-19: Coronavirus könnte zu weniger Bargeldzahlungen führen

Die Coronakrise könnte Kartenzahlungen im Handel zulasten von Bargeld kräftig vorantreiben. Mit der Pandemie dürfte sich die Nutzung von kontaktlosen Bezahlverfahren, Giro- und Kreditkarten sowie mobilem Zahlen per Smartphone beschleunigen, glauben Zahlungsexperten der Beratungsfirma Oliver Wyman(öffnet im neuen Fenster) . Der Anteil von Barzahlungen nach Umsatz könnte bis 2025 auf 32 Prozent sinken, wie die Agentur anhand eines Referenzszenarios schätzt. Zum Vergleich: Für das Jahr 2019 schätze sie den Bargeld-Anteil auf 47 Prozent, 2017 betrug der Anteil der Bundesbank zufolge 52 Prozent.
"Eine Entwicklung, die mehrere Jahre dauern sollte, wird durch die Corona-Pandemie nun auf wenige Monate kondensiert" , sagte Gökhan Öztürk, Partner bei Oliver Wyman. Wegen der Coronapandemie bieten Handelsketten, Restaurants und Geschäfte verstärkt Kartenzahlungen anstelle von Bargeld an, um Kontakt mit Beschäftigten an den Kassen und potenzielle Übertragungen zu vermeiden. Die Hygienemaßnahmen führten zu einer Entwöhnung von Barzahlungen, meinen die Berater. Sollte die Beschleunigung nach der Pandemie anhalten und viele Kunden ihr Bezahlverhalten beibehalten, sei auch eine Quote von nur 20 Prozent der Bargeldzahlungen nach Umsatz bis 2025 durchaus möglich.
Angaben sind eine Schätzung
Bei den Angaben handelt es sich um eine Schätzung und nicht um verbindliche Zahlen. Grundsätzlich gibt es in Deutschland aber bereits seit Jahren einen Trend zu weniger Zahlungen mit Scheinen und Münzen. 2018 gaben Verbraucher im stationären Einzelhandel laut dem Handelsforschungsinstitut EHI erstmals mehr Geld per Giro- und Kreditkarte aus als in bar. Drei Viertel aller Einkäufe im Handel werden demnach aber weiter bar beglichen - vor allem bei kleinen Summen.
Die meisten Verbraucher zahlen seit Beginn der Corona-Krise ihre Einkäufe noch wie gewohnt, wie jüngst Umfragen der Bundesbank zeigten. Erst 25 Prozent von rund 1.000 Befragten hatten zuletzt ihr Zahlverhalten geändert. "Unmittelbare Auswirkungen auf das mittelfristige Bezahlverhalten können wir aus der momentanen Situation nicht erkennen" , so Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann. Fast alle, die ihr Zahlungsverhalten bereits geändert haben, begleichen aber Einkäufe laut der Umfrage seltener bar (90 Prozent) - aus Hygiene-Gedanken, zum Infektionsschutz und zur Kontaktvermeidung. Beermann betont allerdings, es gebe keine Erkenntnisse, dass Verbraucher bei Bargeld einem höheren Corona-Ansteckungsrisiko ausgesetzt seien.
Auch die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) äußert sich dazu: "Die Anbieter unbarer Zahlungsmittel locken Händler mit Flatrates und verbesserten Zahlungsmodalitäten. Das Infektionsrisiko ist vorgeschoben, um auf bargeldlosen Zahlungsverkehr umzusteigen" , sagte jüngst BDGW-Hauptgeschäftsführer Harald Olschok. Bei Kunden und dem Verkaufspersonal würden Ängste geschürt. "Wer im Supermarkt einkauft und seine Karte aus dem Geldbeutel holt, ist nicht weniger gefährdet als derjenige, der bar zahlt" , meint der Verband.
Kreditkartenanbieter haben Limit für kontaktlose Zahlungen erhöht
Kürzlich hatten Kreditkartenanbieter wie Mastercard das Limit für das kontaktlose Bezahlen heraufgesetzt. Dabei müssen Kunden Kreditkarten oder Girocards nicht in ein Gerät schieben, sondern nur an ein Terminal halten. Die Daten werden dann verschlüsselt ausgetauscht. Bei geringen Beträgen ist keine PIN-Eingabe nötig. Um kontaktloses Zahlen als "hygienische Bezahlmethode" zu unterstützen, hat auch die Deutsche Kreditwirtschaft das Limit für Kartenzahlungen ohne PIN-Eingabe im Handel von 25 auf 50 Euro verdoppelt.



