Coronavirus: Die weltweite 5G-Verschwörung erklärt
5G erzeugt weder Corona noch ist es Teil einer Verschwörung. Doch Bedenken zu neuen Frequenzbereichen einfach zu ignorieren, ist zu einfach.

Von Mobilfunkgegnern und auf sogenannten Hygienedemos wird verbreitet, dass 5G-Mobilfunk das menschliche Immunsystem schwäche und dadurch die Ausbreitung des Coronavirus erleichtere. Noch weitergehende Verschwörungstheorien aus Social-Media-Gruppen unterstellen, dass 5G die Krankheit verbreite, Covid-19 nicht existiere und der Impfstoff gegen das Virus Microchips beinhalte, die die Menschheit komplett kontrollierbar machen sollen. Wahlweise werden hier Bill Gates, Juden, Außerirdische oder Flüchtlinge als Drahtzieher dieser Pläne genannt. Wer solchen absurden bis faschistischen Theorien folge, brauche keine wissenschaftlichen Argumente, hat Holm Gero Hümmler, Autor des Wissenschaftsblogs Relativer Quantenquark, es zusammengefasst.
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Mikhail Lemeshko, Professor am renommierten Institute of Science and Technology Austria (ISTA), erklärt auf seinem Youtube-Kanal zur möglicherweise schädlichen Wirkung der 5G-Strahlung, es sei fast unmöglich, zu beweisen, dass es etwas nicht gibt. "Was wir Wissenschaftler einschätzen können, sind die Wahrscheinlichkeiten." Alle elektromagnetischen Wellen seien Strahlung, aber nicht alle Strahlung sei gleich gefährlich, sagte Lemeshko. Die ionisierende Strahlung radioaktiver Teilchen ist beispielsweise gefährlich, weil sie die Elektronen in Molekülen stören kann und dadurch die chemischen Prozesse in unserem Körper beeinflusst. Mobilfunkstrahlung sei als nichtionisierende Strahlung nicht gefährlich, was auch für 5G gelte, erklärt der theoretische Physiker.
Allerdings ist eine kritische Haltung auf wissenschaftlicher Grundlage gerechtfertigt, immerhin gehören die Mobilfunkbetreiber zum milliardenschweren, sehr mächtigen Teil der internationalen Konzerne, die kein Interesse an einer Aufklärung über mögliche Gefahren haben dürften und auch indirekt Einfluss auf Forschung nehmen können. Diese Konzerne will keine Regierung der Welt verärgern. Auch ist der Industrie und der Politik nicht grundsätzlich zu trauen: Allein der Ausbau der Atomenergie belegt, dass wider besseres Wissen sehr wohl Technik eingesetzt und staatlich gefördert wird, die mit der Zukunft der Menschheit spielt. Nach einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie vom Oktober 2010 wurde die Atomenergie in Deutschland mit 304 Milliarden Euro staatlich gefördert.
BfS: Kein Zusammenhang zwischen 5G und Corona
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erklärte zu dem Thema: "Es gibt keinen wissenschaftlichen Hinweis darauf, dass Mobilfunkstrahlung eine Wirkung auf die Ausbreitung von Viren haben könnte." Aus wissenschaftlicher Sicht entbehrten alle Spekulationen jeglicher Grundlage. "Weder in der Biologie noch in der Physik gibt es entsprechende Anhaltspunkte: 5G verursacht weder Zellabbau noch grippeähnliche Symptome. Auch eine negative Wirkung von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern - und damit auch Mobilfunkstrahlung - auf das Immunsystem ist bislang nicht wissenschaftlich nachgewiesen."
Klaus Buchner, deutscher Physiker, Universitätsprofessor und ehemaliger Vorsitzender der ÖDP (Ökologisch-Demokratische Partei), sieht dagegen einen Zusammenhang zwischen 5G und Corona: "Es liegt nahe, dass die Verbreitung von Viren durch Funkstrahlung gefördert wird. Mobilfunkstrahlung, insbesondere 5G ist ein Brandbeschleuniger der Pandemie." Kurzzeitige Bestrahlung stimuliere die Immunabwehr, längere hemme sie dagegen. Funk öffne, sagt Buchner, die Kalzium-Kanäle und erzeuge oxidativen Stress. Es liege nahe, dass dadurch die Replikation der Viren begünstigt werde.
Alexander Lerchl, Professor an der Jacobs University in Bremen und Vorsitzender des Ausschusses für nichtionisierende Strahlung der Strahlenschutzkommission, erklärte Golem.de, es sei "atemberaubend", wie von Buchner, einem Professor der Physik, "unverantwortliche Vermutungen und krude Theorien verbreitet werden. Es gibt überhaupt keine wissenschaftlich fundierten Studien, die 5G mit einer Schwächung des Immunsystems in Verbindung bringen und dadurch die Corona-Infektionen beeinflussen."
Weiter sagte Lerchl: "In den Frequenzbereichen um 27 GHz und >40 GHz gibt es wenige Studien. Deswegen führen wir auch derzeit eine Studie durch, bei der diese Frequenzbereiche hinsichtlich möglicher Effekte auf Genexpressionsmuster von menschlichen Zellen getestet werden." Nach derzeitigem Wissensstand und bei Einhaltung der Grenzwerte hält er auch hier 5G für ungefährlich.
In Deutschland setzen die Mobilfunkbetreiber bei 5G auf 700 MHz, Re-Farming von 2,1 GHz und 2,6 GHz und auf die Einführung des C-Bands bei 3,4 bis 3,7 Gigahertz. Dies sind alles Frequenzen, die seit langem eingesetzt und deren gesundheitliche Auswirkungen weitgehend erforscht sind. Das 700-MHz-Band wurde für die Übertragung des terrestrischen digitalen Fernsehens (DVB-T) sowie von drahtloser Veranstaltungstechnik genutzt. Im 2-GHz- und 3,6-GHz-Band sowie in benachbarten Frequenzbereichen operieren bereits WLAN - bei 2,6 GHz und 5 GHz - und LTE bei 1,8 GHz und 2,6 GHz; UMTS zwischen 1,9 und 2,1 GHz und GSM (2G) bei 1,8 GHz. In den bestehenden Frequenzen gibt es Grenzwerte, die jedoch niemand ausnutzt.
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