Coronapandemie: Luca will Kartenzahlungen und Ausweis digitalisieren

Den Machern der Luca-App bricht das Geschäftsmodell mit den Ländern weg. Profit soll nun die breite Installationsbasis bringen.

Artikel veröffentlicht am , / dpa
Die Betreiber von Luca brauchen ein neues Geschäftsmodell.
Die Betreiber von Luca brauchen ein neues Geschäftsmodell. (Bild: Sean Gallup/Getty Images)

Die umstrittene Luca-App zur Bekämpfung der Coronapandemie soll neu ausgerichtet werden. Ein Großteil der Bundesländer hat seine Verträge für Luca gekündigt oder denkt darüber nach, da eine Kontaktnachverfolgung in den meisten Bundesländern nicht mehr über die App stattfindet. Die Weiterentwicklung der App richte sich nun vor allen an die Luca-Partner in der Gastronomie und Kultur. Das sagte der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Culture4Life, Patrick Hennig, am Mittwoch in Berlin. Über die Pläne hatte die Bild zuerst berichtet. Der Anbieter bestätigt die Pläne auch in einer Pressemitteilung.

So sollen Restaurant-Besitzer und Event-Veranstalter künftig auf einen Blick den kompletten Impfnachweis und die Identität ihrer Gäste überprüfen können. In einer neuen Version der App, die im Laufe des Februar erscheinen soll, könne man zu diesem Zweck auch den Personalausweis lokal auf dem Smartphone speichern. Dies werde in Form eines sogenannten Token geschehen, der über eine Partner-App verifiziert bereitgestellt werde. Außerdem soll das Luca-System zu einem kompletten Zahlungssystem für Restaurants ausgebaut werden.

Beim neuen Digitalisierungsangebot für Restaurants, Bars und Cafés will Luca unter anderem mit geringeren Gebühren für Kartenzahlungen punkten. Luca sei in der Lage, deutlich günstigere Konditionen pro Transaktion anzubieten. Kartenzahlungen per App und Smartphone bieten aber auch andere Unternehmen, nicht zuletzt Google und Apple. Luca will hier wohl aber von seiner extrem großen Installationsbasis profitieren, bei den Betreibern der Geschäfte wie auch bei Kunden.

Die neuen Funktionen für Gastronomie und Kultur hätten aber keine Auswirkungen auf die bereits angekündigte Strategie für die Gesundheitsämter, betonte Henning. Das neue Modell, Luca nicht dauerhaft abonnieren zu müssen, sondern nur noch bei Bedarf einzusetzen, ermögliche es den Gesundheitsämtern, auch mit Blick nach vorne in einer endemischen Lage gezielt auf lokale Ausbrüche reagieren zu können. Die Daten der Anwender seien zweckgebunden und würden nur für die Kontaktnachverfolgung verwendet. "Luca hat dafür keine andere Verwendung und auch gar keinen Zugriff."

Luca braucht neues Geschäftsmodell

Die Macher der App müssen sich derzeit ein neues Geschäftsmodell suchen, weil die meisten Bundesländer ihre Verträge mit Culture4Life auslaufen lassen oder gekündigt haben. Die Luca-App war im Jahr 2020 gestartet worden, um die in den meisten Infektionsschutzverordnungen vorgeschriebene Erfassung der Kontaktdaten von Restaurantgästen und Event-Besuchern möglichst effizient zu erledigen. Das gelang verschiedenen Evaluationen zufolge aber nicht so wie erwartet.

Die Verträge mit 13 Bundesländern (alle außer Sachsen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen) hatten bislang ein Jahresvolumen von 20 Millionen Euro inklusive Mehrwertsteuer. Aus dem Luca-System aussteigen zu wollen, haben bereits die Länder Schleswig-Holstein, Berlin, Bremen und Brandenburg angekündigt. Es folgten Bayern und Sachsen-Anhalt mit einer solchen Erklärung sowie Baden-Württemberg und Hessen und zuletzt auch das Saarland. In Mecklenburg-Vorpommern wurde der Kauf der App zudem als rechtswidrig eingestuft.

An dem System entzündete sich von Beginn an immer wieder heftige Kritik. Die Luca-Kritiker stören sich vor allem am Konzept einer zentralen Datenspeicherung. Darüber hinaus ist das Luca-Verschlüsselungssystem bemängelt worden. Kritiker, wie der Chaos Computer Club, warnten vor einem Missbrauch der Datenbestände, die über das Luca-System eingesammelt werden, was sich letztlich bestätigte.

So sind die Daten aus Corona-Listen und der Luca-App in mehr als 100 Fällen von Polizei und Staatsanwaltschaften genutzt worden. In mindestens einem Fall wurden dabei über die Luca-App erfasste Daten über ein Gesundheitsamt abgefragt. Insgesamt sind mindestens 500 Personen betroffen. Das Infektionsschutzgesetz verbietet jedoch eigentlich eine Verwendung der Daten "zu anderen Zwecken als der Kontaktnachverfolgung".

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