Unprofessionelle Anfänger an der Luca-App
Immerhin hat das Unternehmen nach all der wirklich harschen Kritik inzwischen wohl auch selbst eingesehen, dass die eigene Lizenz keine gute Idee war und hat heute Morgen als erste Leistung die Lizenz geändert. Der Code steht damit nun unter der GPLv3. Besser macht das aber wenig.
Denn das Team hatte mehrere Wochen Vorlauf, die Offenlegung des Codes vorzubereiten, rechtlich bewerten zu lassen und sich auch Hilfe bei Organisationen wie der FSFE oder der Open Source Business Alliance (OSBA) zu holen. Ebenso gibt es spezialisierte Anwälte für Open-Source-Lizenzen. Einen Kontakt zu diesen haben die Macher der Luca-App wohl in den vergangenen Wochen nicht gesucht, sonst wäre der Code wohl nie mit der temporären Lizenz veröffentlicht worden.
Dafür, dass die Luca-App-Macher nicht unbedingt wussten, was Open Source genau bedeuten soll und auch sonst einfach nur unprofessionell sind, spricht auch, dass schlicht echter Open-Source-Quellcode aus einem anderen Projekt übernommen wurde, dabei aber sowohl der Copyright-Hinweis des Urhebers als auch die BSD-Lizenz komplett entfernt wurden. Auch das ist inzwischen behoben und richtiggestellt. Gleiches gilt für den Lizenzhinweis im Gradle-File.
Doch bei der Luca-App handelt es sich aber eben nicht um ein Hobbyprojekt, wo solche Dinge vielleicht mal durchrutschen, auch wenn sie nicht sollten, sondern um eine professionelle App, an der seit über einem Jahr gearbeitet wird und die auch schon vertrieben wird. Es ist zu vermuten, dass die App mit einer Urheberrechtsverletzung vertrieben wurde, bis dies irgendwem im Internet aufgefallen ist. Vertrauenswürdige Entwicklung geht anders.
Große Teile des Codes fehlen weiter
Hinzu kommt außerdem, dass es sich bei dem nun verfügbaren Code ausschließlich um die Android-App handelt, und offenbar nicht mal um die Version, die aktuell vertrieben wird, sondern um den Entwicklungszweig. Was weiterhin fehlt, ist der Code für die iOS-App und vor allem für die Server- und Backend-Systeme.
Denn nur mit dem Backend-Code ist überhaupt sinnvoll nachvollziehbar, wie das gesamte Luca-System technisch funktioniert und ob dies den Versprechungen der Macher überhaupt standhält. Dass der Code dazu aber auch weiter nicht bereitsteht, sorgt ebenfalls nicht für Vertrauen in Luca. Letztlich warnen auch Datenschützer vor der Nutzung der App. Zum Glück bietet nun auch bald die Corona-Warn-App eine anonyme und dezentrale Check-in-Funktion; hier ist das gesamte System als Open Source verfügbar und der Code dazu bereits vielfach untersucht.
IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach).
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Coronapandemie: Der schlechte Open-Source-Versuch von Luca |
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Genau darum geht's aber. Und es funktioniert. Ich bin froh, dass es Menschen gibt, die...
Zu einem Viertel fantastisch ist eben nur zur Hälfte gut. Wenn ein Rapper aus der...
Leider vergisst du einige Punkte: 1. Der Staat müsste jeden zwingen (privat wie...
Das ist schon richtig... Mir gings eher darum das pauschal alle Mitarbeiter des Ladens...