Coronakrise: Schneier hält Contact-Tracing-Apps für unbrauchbar
Der angesehene Sicherheitsexperte Bruce Schneier erklärt, warum er die Corona-Apps jenseits von Datenschutzbedenken für nutzlos hält.

"Mein Problem mit den Contact-Tracing-Apps ist, dass sie absolut keinen Wert haben", sagt der Sicherheitsexperte und Kryptograph Bruce Schneier. In einem Blogeintrag erklärt er, warum er die Corona-Apps jenseits von Datenschutzbedenken für unwirksam und nutzlos hält.
Die App produziere technisch bedingt jede Menge Falsch-Positive, also Infektionen, die gar nicht stattgefunden haben. Das Gleiche gelte für Falsch-Negative, also Infektionen, die unerkannt bleiben, erklärt Schneier. Ein Grund dafür sei, dass GPS und Bluetooth schlicht zu ungenau seien, um jeden Kontakt zu erfassen. Auch erkenne die App Wände oder Trennwände nicht, die vor einer Infektion schützen. Des Weiteren gehe sie von einer Übertragungsrate von 100 Prozent aus, aber nicht jeder Kontakt führe automatisch zu einer Infektion, erklärt Schneier.
Nicht anders verhalte es sich mit den nicht von der App erkannten Infektionen. Diese könnten durch Fehler in den Standort- und Proximity-Systemen entstehen oder schlicht dadurch, dass eine infizierte Person die App nicht verwende. Schneier merkt an, dass selbst in Singapur die Adoptionsrate der App nicht über 20 Prozent hinausgekommen sei. Hinzu komme, dass sich das Virus manchmal anders verbreite als in der App definiert: beispielsweise weniger als zwei Meter Abstand in über zehn Minuten.
Diese falsch-positiven und falsch-negativen Ergebnisse machten die App jedoch schlicht unbrauchbar, konstatiert Schneier. "Nehmen wir an, Sie nehmen die App mit zum Lebensmitteleinkauf und sie macht Sie anschließend auf einen Kontakt aufmerksam. Was sollten Sie dann tun? Es ist nicht genau genug, dass Sie sich für zwei Wochen unter Quarantäne stellen müssten. Und ohne allgegenwärtige, preiswerte, schnelle und genaue Tests können Sie die Diagnose der App nicht bestätigen. Der Alarm ist also nutzlos", schreibt Schneier.
Melde die App keinen Kontakt mit einer infizierten Person, könne man jedoch umgekehrt auch nicht davon ausgehen, dass man nicht infiziert sei. Das Endergebnis sei eine App, die schlicht nicht funktioniere, erklärt Schneier. "Das hat nichts mit Datenschutzbedenken zu tun. Die Vorstellung, dass die Ermittlung von Kontaktpersonen mit einer App und nicht mit Gesundheitsexperten durchgeführt werden kann, ist einfach nur dumm", fasst Schneier zusammen. Mit seiner Kritik ist er nicht allein. Auch der Chaos Computer Club sieht im Contact Tracing eine Risikotechnologie.
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