Coronakrise: Phishing mit gefälschten E-Mails vom Chef nimmt zu

Mit gefälschten E-Mails vom Chef versuchen Betrüger, die Coronavirus-Pandemie auszunutzen und sich Geld überweisen zu lassen.

Artikel veröffentlicht am , /dpa
E-Mail-Absender lassen sich leicht fälschen.
E-Mail-Absender lassen sich leicht fälschen. (Bild: Webaroo/Unsplash)

Vorsicht bei einer E-Mail vom Chef: Die coronabedingte Arbeit im Heimbüro verstärkt die Welle des Trickbetrugs und Social Engineering im Internet. Versicherungen und IT-Sicherheitsfirmen warnen vor einer zunehmenden Zahl betrügerischer E-Mails, bei denen Kriminelle sich als Vorgesetzte ausgeben und Firmengelder auf die eigenen Konten überweisen lassen. "Um die 90 Prozent aller Cyber-Attacken beginnen mit einer E-Mail", sagt Martin Kreuzer, der Sicherheitsexperte der Rückversicherungsgesellschaft Munich Re und ehemaliger Ermittler.

Die Masche wird CEO Fraud genannt: Die Betrüger sammeln E-Mail-Adressen und Informationen zu leitenden Managern und deren Mitarbeitern, um anschließend mit möglichst glaubwürdigen, aber gefälschten E-Mails Geld von den Mitarbeitern überweisen zu lassen. Oder sie recherchieren Lieferanten und schreiben in deren Namen falsche Rechnungen.

CEO Fraud: Schon vor Corona weit verbreitet

Schon vor Corona waren CEO Fraud und seine Ableger ein Problem. Die US-Tochter der Munich Re befragte im Herbst 2019 über 500 mittelständische Unternehmen zu ihren Erfahrungen mit Phishing-Mails. Mehr als ein Drittel der Firmen berichtete, dass sie E-Mails von falschen Vorgesetzten oder Lieferanten bekommen hatten. Und in fast der Hälfte der Fälle ließen sich die Mitarbeiter tatsächlich täuschen und überwiesen Geld, in der Regel fünfstellige Summen. Nur wenige Fälle werden öffentlich bekannt: Bei Medidata konnten Betrüger 2014 mit dem Trick 4,8 Millionen US-Dollar erbeuten, im vergangenen Jahr wurde ein Fall bekannt, bei dem Kriminelle CEO Fraud mit künstlicher Intelligenz kombinierten und 220.000 Euro stahlen.

Die Täter bereiten ihre Attacken oft sehr gründlich vor, um möglichst glaubhaft in die virtuelle Haut echter Führungskräfte zu schlüpfen. "CEO-Betrug wird oft flankiert mit zielgerichteten Phishing-Mails, Telefonanrufen oder fingierten Webseiten", erklärt Kreuzer.

Spam und Phishing mit Coronabezug steigen rasant

Der zur Allianz gehörende Industrieversicherer AGCS warnt, in manchen Ländern sei die Zahl der versuchten Cyberangriffe insgesamt zwischen Mitte Februar und Mitte März um das Fünffache gestiegen. Auch die japanische IT-Sicherheitsfirma Trend Micro hat analysiert, dass Online-Betrüger schnell auf die Ausbreitung der Epidemie reagierten.

Das Unternehmen betreut Kunden rund um den Globus, in Europa zählte Trend Micro im Februar 1.793 Spam-Mails mit direktem Bezug zu Corona, im März war es dann eine Flut von über 435.000 Spam-Mails, davon knapp 67.500 an Empfänger in Deutschland. Diese Zahlen beziehen sich auf bösartige Mails insgesamt. Nicht nur gezielte Angriffe wie CEO Fraud finden heute personalisiert statt, auch klassische Phishing-Mails werden mit persönlichen Daten garniert. "Die Erfolgsquote ist nämlich weitaus höher, wenn die Adressaten persönlich angeschrieben werden", sagt Kreuzer.

Die Coronapandemie lässt die Wirtschaft taumeln, doch für Kriminelle scheint die Krise ein Konjunkturprogramm zu sein. "Für einen erfolgreichen Cyberangriff muss der Hacker das Interesse und die Emotionen der Angeschriebenen wecken", sagt Kreuzer. "Corona dient als Vehikel dazu." Die Angreifer setzen dabei auf Angst und Langeweile und versuchen Druck aufzubauen oder gewohnte Handlungen auszunutzen, die wir fast schon im Schlaf ausführen können.

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