Corona-Warn-App: Hohe Kosten, halbherzige Umsetzung
Die digitalen Tools zur Pandemiebekämpfung wie die Corona-Warn-App sind nicht billig. Gerade deshalb sollten sie sinnvoll und effektiv genutzt werden.

Wie lässt sich der Erfolg von digitalen Tools in der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie einschätzen? Ist die Corona-Warn-App die Kosten von 130 Millionen Euro in den ersten anderthalb Jahren Wert gewesen? Solche Fragen sind bei Gesundheitsthemen schwer zu beantworten, weil sich Gesundheit und Leben von Menschen nicht in Geld aufwiegen lassen. Aber im Falle der Corona-Warn-App lässt sich auf Basis der verfügbaren Daten durchaus sagen, dass das Geld deutlich effizienter hätte genutzt und mehr Warnungen hätten generiert werden können.
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Was sich zweifelsfrei konstatieren lässt: Seit dem Start der App sind 1,3 Millionen Testergebnisse über die App geteilt worden. Das entspricht einem Wert von 100 Euro pro Testergebnis und sollte Nutzern klar machen: Der Staat gibt richtig viel Geld dafür aus, dass jeder ein solches Tool verwenden und andere Menschen vor Risikobegegnungen warnen kann. Allerdings sollte der Staat auch dafür sorgen, dass möglichst viele Bürger die App einsetzen.
Zahl der aktiven Nutzer unklar
Seit Einführung der App im Juni 2020 sind jedoch nur 16 Prozent der seitdem registrierten 8,1 Millionen Covid-19-Infektionen geteilt worden. Dabei ist die Corona-Warn-App inzwischen fast 41 Millionen Mal heruntergeladen worden.
Wie viele Nutzer aktiv die App verwenden, ist nicht ganz klar. Das datenschutzfreundliche Konzept verhindert ein Tracking der Nutzer. Inzwischen lässt sich auch nicht mehr von der Zahl der täglichen Server-Anfragen auf die Nutzerzahl schließen, da die Geräte sich mehrmals am Tag mit dem Server verbinden.
Jedoch könnten die Betreiber, die Deutsche Telekom und SAP, zumindest regelmäßig Auskunft darüber geben, wie viele Apps über App-Stores beispielsweise ein Update herunterladen. Bei der Impfquote wird schließlich auch nicht gezählt, wie viele Menschen einen Impftermin vereinbart haben, sondern wie viele wirklich geimpft wurden.
Automatische Uploads sinnvoll
Der Wert von 16 Prozent könnte jedoch deutlich höher sein, wenn alle App-Nutzer, die ein positives Ergebnis erhalten haben, ihre Tracing-Schlüssel tatsächlich hochladen würden. Dieser Anteil liegt weiterhin nur bei 60 Prozent. Von mehr als 2 Millionen positiven Testergebnissen, die in den Apps gelandet sind, wurden also nur besagte 1,3 Millionen geteilt.
Die damalige Bundesregierung von Union und SPD hat leider von Anfang an versäumt, für das Hochladen der Daten direkt bei der Installation der App eine Einwilligung der Nutzer einzuholen. Wer über die App gewarnt werden will, sollte auch andere warnen, wenn er selbst infiziert wurde.
Die bisherigen Zahlen zeigen, dass nur jede vierte Corona-Infektion überhaupt per App hätte geteilt werden können. Daraus lässt sich schließen, wie hoch der Anteil der App-Nutzer an der Gesamtbevölkerung ungefähr ist. Bei 83 Millionen Einwohnern dürfte die Zahl zwischen 25 und 30 Millionen liegen. Was an sich nicht wenig ist.
Zusätzliche Covpass-App eingeführt
Allerdings glauben vermutlich viele Menschen immer noch, dass die Regierung sie mit Hilfe der App heimlich überwachen will. Gerade wenn man sich nolens volens für ein sehr datenschutzfreundliches dezentrales Konzept entschieden hat, hätte die Regierung das den Bürgern so intensiv erläutern sollen, dass auch der letzte Aluhutträger es verstanden hätte. Sofern solche Menschen überhaupt für Argumente zugänglich sind. Stattdessen machten viele Politiker den Datenschutz für eine fehlende Wirkung der App verantwortlich. Das war kontraproduktiv.
Aus Angst vor der eigenen Courage wurde zudem darauf verzichtet, ausschließlich die Corona-App für die Darstellung des digitalen Impfnachweises zu verwenden. Denn man wollte keine App-Pflicht durch die Hintertür einführen und auch den Menschen den digitalen Impfnachweis ermöglichen, die der App misstrauen. Dennoch ist diese Funktion inzwischen sehr beliebt und dürfte zum kontinuierlichen Download der App beigetragen haben.
De-facto-Pflicht für Luca-App
Stattdessen führten 13 von 16 Bundesländern de facto eine Pflicht für die Luca-App ein, die datenschutztechnisch deutlich problematischer ist. So war im Falle der Luca-App von Anfang an klar, dass die Kontaktnachverfolgung auf Basis von Gästelisten von den Gesundheitsämtern kaum genutzt wird. Doch die Bundesländer beharrten darauf, diesen schlechten analogen Prozess zu digitalisieren.
Nachdem die Corona-Warn-App aber im vergangenen September durch eine Warn-Funktion für Veranstalter ergänzt wurde, taugt sie noch mehr für eine Event-Registrierung. In Verbindung mit einem automatischen Upload der Ergebnisse wäre dies noch zuverlässiger. Ein genereller Umstieg von der Luca-App auf die Corona-Warn-App sollte die Zahl der aktiven Nutzer daher erhöhen.
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Wie viele Infektionsketten wurden unterbrochen? |
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Vorausgesetzt, man registriert sich für den Test mit "echten" Daten. Niemand kann einem...
Nimm dein informationelles Selbstbestimmungsrecht wahr und gib' einfach ein Pseudonym...
Aber ich nutze sie vom ersten Tag an und hatte bis heute keinen einzigen Fehlalarm. Und...
So wäre die App am nützlichsten Gewesen! Eine nachweislich bessere Alternative bietet der...