Epidemiologische Defizite der App ausgleichen
Mit der Wahl des sogenannten dezentralen Ansatzes ist klar gewesen, dass die Gesundheitsbehörden aus der App keine übergreifenden Daten für den Verlauf der Pandemie würden ableiten können. Beim zentralen Ansatz PEPP-PT hätte das RKI hingegen beobachten können, wie viele Kontakte ein Infizierter in einem bestimmten Zeitraum mit anderen App-Nutzern hatte. Daraus hätte man beispielsweise Hochrechnungen für den Verlauf der Pandemie erstellen können.
Allerdings würde auch der zentrale Ansatz auf Bluetooth basieren und müsste die Nachteile der Technik in Kauf nehmen. Dazu gehört die Tatsache, dass nach sogenannten Cluster-Events nur dann eine Risikowarnung erfolgt, wenn sich der Nutzer mit seinem Handy nahe und lange genug bei dem Handy eines Infizierten aufgehalten hat. Die Cluster-Erkennung geht daher noch einen Schritt weiter. Sie will erreichen, dass alle Nutzer gewarnt werden, die an einer gemeinsamen Veranstaltung teilgenommen haben.
Konzept für Clustererkennung
Nach Ansicht der Grünen im Bundestag kann für die Clustererkennung per App ein QR-Code verwendet werden. "Mit diesem Code bekomme ich einen Schlüssel, der für die Dauer der angesetzten Zusammenkunft oder für einen vorher festgelegten Zeitraum gilt", sagte Fraktionsvize Konstantin von Notz dem Handelsblatt. Melde sich ein Teilnehmer der Zusammenkunft als positiv getestet, würden über diesen Schlüssel alle anderen informiert.
Wie das technisch umgesetzt werden könnte, hat ein Konsortium um die Entwickler des dezentralen Ansatzes DP3T inzwischen auf Github skizziert. Auch das Crowdnotifier genannte Konzept basiert auf einem dezentralen Ansatz. Damit soll sichergestellt werden, dass über das System nicht die Aufenthaltsorte von Personen festgestellt oder deren Daten gespeichert werden müssen. Dem Konzept zufolge (PDF) können private oder kommerzielle Veranstalter in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden die QR-Codes generieren, beispielsweise einen für Zugang und einen weiteren zum Verlassen einer Veranstaltung. Diese Codes werden dann von den Besuchern gescannt, so dass die App daraus bestimmte Schlüssel generieren kann.
Sicherer als digitale Kontaktlisten
Nach Bekanntwerden eines positiven Corona-Falls erhalten die Veranstalter von den Gesundheitsbehörden einen Freischaltcode, um ihre Schlüssel auf die Server hochzuladen. Auf dem Server werden aus den Codes dann Schlüssel generiert, die die Nutzer herunterladen und mit den gespeicherten Schlüsseln vergleichen können. Die gespeicherten Schlüssel sollen dabei keine Rückschlüsse auf die besuchten Veranstaltungen ermöglichen.
Ein solches System könnte in die Corona-App integriert werden, so dass Nutzer die QR-Codes ebenso wie die App völlig anonym nutzen könnten. Das hätte Vorteile gegenüber bestehenden Lösungen, bei denen Gäste in Restaurants ihre Daten in digitale Kontaktlisten eingeben müssen. Ein solches System des Dienstleisters Gastronovi ist in diesem Jahr bereits vom Chaos Computer Club (CCC) gehackt worden. Dadurch konnten die IT-Sicherheitsexperten auf 87.313 Corona-Kontakterhebungen von 180 Restaurants zugreifen.
Die Corona-App-Entwickler ergänzten zu dem Thema auf Nachfrage von Golem.de: "Weiterentwicklungen der Corona-Warn-App werden kontinuierlich geprüft und bewertet. Wichtig ist hierbei, dass zusätzliche Funktionalitäten nicht im Widerspruch zum Grundprinzip der Freiwilligkeit der Corona-Warn-App stehen, deren Umsetzung datensparsam erfolgen kann und die Handhabung der App einfach bleiben muss."
Auch wenn die genannten Verbesserungsmöglichkeiten umgesetzt würden: Für die Bundesregierung ist die App weiterhin kein "Allheilmittel". Besser als die Warnung vor Risikokontakten sei es, solche Kontakte zu vermeiden und sich selbst nicht anzustecken. Für die aktuelle Infektionswelle dürften die Änderungen ohnehin zu spät kommen.
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Corona-Warn-App: Entwickler prüfen Clustererkennung mit QR-Codes |
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Hat der infizierte denn die App auch richtig benutzt und sein Testergebnis dort eingetragen?
unabhaengige analyse der app performance waere unumgaenglich. es sieht eher nach bis zu...
das QR code system der coronawarnapp versagt bereits im backend. arzte kommen nicht klar...
relevanter als die verschlimmbesserung von designfehlern durch "clusterupdates" waere ein...