Leider das falsche Kästchen angekreuzt

Auch die von Klein- und Mittelbetrieben geprägte Volkswirtschaft hinkt mit ihren Informationssystemen oft hinterher. Als im Frühjahr 2019 mit dem Beginn einer neuen Kaiserära auch eine neue Jahreszählweise anstand, herrschte bei diversen Unternehmen Panik, ob das eigene Computersystem wohl kollabieren würde.

Wie erwähnt ist das Fax in Japan noch sehr etabliert - so sehr, dass damit großer Schrecken im Land verbreitet werden kann. Im vergangenen Herbst schickten Mitarbeiter des Atomkraftwerksbetreibers Tepco nach einem Erdbeben im Westen des Landes eine Faxnachricht an die zuständige Behörde, auf der ein Kästchen angekreuzt war, das besagte, dass das Kernkraftwerk Schäden erleiden könnte.

Tatsächlich war das nur ein Ausfüllungsfehler. Auf digitalem Wege wäre der durch Bestätigungsabfragen seitens der Software bei besonders folgenschweren Klicks womöglich vermieden worden.

Die Vorgänge des manuellen Ausfüllens sind es auch, die die analogen Gewohnheiten in Japan inmitten der Coronakrise in Verruf gebracht haben. Nachdem der Twitter-User sich über das Hantieren mit Dokumenten in einer Notfallsituation beklagt hatte, entstand im Land eine Diskussion.

Mittlerweile ist bekannt, dass das offizielle Formular für Covid-19-Erkrankungen, das Krankenhäuser bei dem Gesundheitsministerium untergeordneten Behörden einreichen müssen, aus 19 freien, platzmäßig sparsam bemessenen Feldern besteht, die der behandelnde Arzt ausfüllen muss.

Wer das bisher nicht für Verschwendung knapper Zeit gehalten hat, könnte jetzt anderer Meinung sein. Schließlich operieren die Institutionen des japanischen Gesundheitssystems seit Wochen an der Kapazitätsgrenze.

Immerhin hat das Gesundheitsministerium reagiert. Ab dem 17. Mai sollen Mitarbeiter von Krankenhäusern überall im Land ihre Protokolle durch ein zentrales Eingabesystem auf digitalem Wege übermitteln können.

  • Japans erstes Fax, das FX-51A, ist von NEC und stammt aus dem Jahr 1946. Es steht in einem Museum in Tokio. Viele andere Faxgeräte sind aber auch heute noch in Verwendung, unter anderem in Krankenhäusern (Bild: Kazuhiro Nogi / AFP via Getty Images)
Japans erstes Fax, das FX-51A, ist von NEC und stammt aus dem Jahr 1946. Es steht in einem Museum in Tokio. Viele andere Faxgeräte sind aber auch heute noch in Verwendung, unter anderem in Krankenhäusern (Bild: Kazuhiro Nogi / AFP via Getty Images)

Nun hängt es wohl einerseits von der verbleibenden Beschwerdemenge der Bevölkerung ab, ob in Kürze weitere analoge Dominosteine im Land fallen. Andererseits hängt die Digitalisierung an den Anwendern. Den Ärzten und Assistenten ist es weiterhin nicht verboten, die Formulare per Hand auszufüllen. Im demographisch schnell alternden Japan hat ein Großteil der Bevölkerung das Arbeitsleben in der Showa-Ära begonnen.

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 Corona: Japans Krankenhäuser steigen endlich von Fax auf E-Mail um
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Steven Coolmay 28. Mai 2020

Tja und wenn das System mal Abstürzt wird dir dann gesagt, tut uns leid, aber Ihr Kind...

Steven Coolmay 28. Mai 2020

In jedem Krankenhaus dieser Welt werden immer noch Tafeln beschriebn wo welcher Pateint...

magnolia 18. Mai 2020

Im Artikel ist das virale Tweet erwähnt. Hat jemand den Link darauf?

GangnamStyle 18. Mai 2020

Ich verfolge einen südkoreanischen Youtuber, der mit einer Japanerin verheiratet ist und...



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