Konkrete Spezifikationen fehlen noch
Inwieweit diese Einschätzung zutrifft, ist jedoch unklar. Denn bislang liegt noch keine genaue Spezifikation der Pläne von Google und Apple vor. In einer Telefonkonferenz haben die Entwickler lediglich darauf verwiesen, dass sämtliche Kontaktverfolgungsdaten im Endgerät der Nutzer verarbeitet werden sollen und dieses erst dann verlassen, wenn der Nutzer die Daten teilen wolle. Dies ist erst dann möglich, wenn bei diesem eine Erkrankung festgestellt wurde und er von den Gesundheitsbehörden einen Freischaltcode zum Hochladen der Daten bekommt.
Doch dies ist im Grunde auch beim zentralen Konzept von PEPP-PT der Fall. Ein Unterschied besteht allerdings in der Generierung der flüchtigen Nutzer-IDs, die permanent per Bluetooth ausgestrahlt und empfangen werden sollen. Auch Google und Apple sehen ebenso wie DP-3T vor, dass die Geräte selbst diese IDs generieren. Bei PEPP-PT sollen diese jedoch vom Server bereitgestellt und von den Nutzern regelmäßig heruntergeladen werden. Daher müsste die App zumindest ihre eigenen IDs permanent auf den Server hochladen, damit das Backend die betroffenen Nutzer per Push-Nachricht informieren kann, wenn sie Kontakt zu einem Infizierten hatten.
Apple und Google haben laut Techcrunch in der Telefonkonferenz darauf verwiesen, dass sie einen dezentralen Ansatz bevorzugen, um eine staatliche Überwachung möglichst einzuschränken. Zudem mache es ein solches Konzept Hackern deutlich schwerer, auf die dezentral verteilten Daten zuzugreifen.
Frankreich macht Druck auf Apple
Ob die US-Konzerne auf die Wünsche der europäischen Regierungen eingehen, ist unklar. Zumindest bei Apples iOS ist eine Anpassung des Betriebssystems erforderlich, um Bluetooth für eine solche Anwendung nutzen zu können. Deshalb macht die französische Regierung bereits Druck auf den US-Konzern, damit die Bluetooth-Schnittstelle bei einer solchen App im Hintergrund laufen kann. "Wir bitten Apple darum, diese technische Hürde zu beseitigen, um uns die Entwicklung einer souveränen europäischen Gesundheitslösung zu ermöglichen, die mit unserem Gesundheitssystem verbunden ist", sagte Frankreichs Digitalminister Cedric O dem Wirtschaftsdienst Bloomberg.
Laut Cedric O haben schon mehrere Minister mit Apple gesprochen, jedoch ohne Erfolg. Der US-Konzern verweist wiederum auf die Kooperation mit Google. Frankreich will die App spätestens am 11. Mai bereitstellen, wenn die Ausgangsbeschränkungen wieder gelockert werden sollen.
Richtlinien von EU-Datenschützern
Der Europäische Datenschutzausschuss veröffentlichte inzwischen eigene Richtlinien für die Nutzung von Corona-Apps (PDF). Darin sehen die EU-Datenschützer sowohl den zentralen als auch den dezentralen Ansatz als "machbare Optionen" an. Der frühere Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar sagte auf Twitter jedoch zu dem Papier: "Ich denke auch, dass die vom Europäischen Datenschutzausschuss formulierten Kriterien eher von einem dezentralen Ansatz zum Contact-Tracing erfüllt werden können. Eine explizite Positionierung des Ausschusses zu den diskutierten Modellen der Corona-App erfolgt aber nicht."
Nachtrag vom 23. April 2020, 9:42 Uhr
Wir haben in den ersten beiden Absätzen die Aussagen der Bundesregierung zu dem Thema ergänzt. Darüber hinaus haben wir im siebten Absatz klargestellt, dass Linus Neumann vom CCC den dezentralen Ansatz bevorzugt.
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Corona-App: Bundesregierung setzt auf zentrale Datenspeicherung |
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Wie Frankreich sich manchmal auspielt, ist langsam etwas Fremdscham. Spielen sich auf wie...
Alter, lese das Interview und vergleich die beiden Ansätze die hier besprochen werden...
Hallo! Wir haben nirgendwo in dem Artikel behauptet, dass Linus Neumann den zentralen...
Hat der Staat erstmal Blut geleckt, was die Überwachung der Bürger betrifft, wird sich...
Naja so ganz eindeutig steht das nicht im Artikel. Zuerst steht da, dass die Regierung...