Corning: Moderne Glasfaser ist ihren Vorgängern nur wenig ähnlich

Moderne Glasfasern haben nur wenig Ähnlichkeit mit ihren jahrzehntealten Vorgängern. Das sagte Mohamad Farhat, Market und Technology Development Manager bei dem US-Kabelhersteller Corning im Gespräch mit Golem.de.
Corning-Wissenschaftler hatten im Jahr 1970 die erste verlustarme optische Glasfaser vorgestellt. Die Dämpfung (der Lichtverlust, der in jeder Glasfaser auftritt) betrug noch 17 Dezibel pro Kilometer (dB/km), heute sind es in der Regel 0,17 dB/km, also nur noch ein Hundertstel des Wertes(öffnet im neuen Fenster) . Eine geringe Dämpfung ist entscheidend, um hohe Datenübertragungsraten über große Entfernungen zu gewährleisten. Farhat sagte: "Die erste Version war simpel, sie verband Haushalte und Unternehmen miteinander und ermöglichte einen steten Fluss von Daten. In den 1990er und 2000er Jahren gab es eine starke Präferenz für eine niedrige Faserdispersion, um die Anzahl der teuren aktiven Komponenten im Netz zu reduzieren und somit hohe Investitionen in die Infrastruktur zu vermeiden."
Anstatt nur im Weitverkehrsnetz verschiedene Standorte mit langen, geraden Kabelstrecken zu verbinden, verdränge Glasfaser Kupferverkabelung heute längst auch in Gebäuden, sagte Farhat. "Dafür sind Fasern erforderlich, die enge Biegungen ohne nennenswerte Signalverluste überstehen müssen." Sehr flexible Glasfaserkabel werden etwa von Huawei in einem transparenten Coating am Boden und um Türen geklebt , um in jedem Raum Glasfaser zu haben (Fiber To The Room). Hier werde mit verschiedenen Partnern zusammengearbeitet, die flexible Glasfaser anbieten. "Wir benutzen eine transparente Glasfaser von der Rolle und eine Heißklebepistole. Einige halten das vielleicht für Spinnerei. Aber die Netzbetreiber in China rollen das aus. Eine hohe Anzahl von mehreren zehntausend Haushalten ist bereits so ausgestattet" , hatte Walter Haas, Chief Technology Officer (CTO) von Huawei Technologies Deutschland im September erklärt.
Kabel müssen immer dünner und biegsamer werden
Im Bereich Fibre To The Room hat Corning die Clear-Track-Fibre-Pathways im Angebot. Ein Glasfaserkanal, der transparent ist und mit einer selbstklebenden Unterseite angebracht werden kann. Durch den Kanal wird das Clear-Fiber-Drop-Kabel verlegt. Es besteht aus einer 900-μm-Clear-Fiber-Bündelfaser, die sich durch hohe Biegeunempfindlichkeit und Transparenz auszeichnet und mit dem transparenten Kabelkanal fest verbunden wird.
Angesichts der ehrgeizigen Ausbaupläne in Deutschland müsse man laut Farhat "auch darüber nachdenken, wie es mit der Glasfaser weitergeht." Es gehe um Packungsdichte, Anpassungsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Der Durchmesser von Glasfasern müsse weiter abnehmen, ohne dass deren Übertragungsbandbreite oder Biegefähigkeit darunter leidet. Um eine höhere Dichte im Netz zu erreichen, haben die Betreiber die Möglichkeiten, auf einen gleichen Kabeldurchmesser, aber mit kleineren und somit mehr Fasern zu setzen. Alternativ sei die gleiche Faseranzahl, aber mit einer Verkleinerung des Kabels selbst. In jedem Fall biete es Netzbetreibern mehr Dichte, ohne mehr Platz in den Kabelkanälen zu beanspruchen.
"Dichte Kabel mit höheren Füllfaktoren führen zu Druckstellen entlang des Kabels. Optimierte Biegefähigkeit ist daher der Schlüssel" , betonte Farhat. Dienstanbieter könnten es sich nicht leisten, Infrastrukturen zu implementieren, die bei jeder Aktualisierung eine umfassende Überholung der Kabel erfordern. Kleinere Fasern ergeben kleinere Kabel, wodurch wiederum mehr Mikrorohre in einem gegebenen Kabelkanal untergebracht werden könnten.
Glasfaserkabel brauchen zudem nur einen Bruchteil der Energie, den ihre Pendants aus Kupfer benötigen, sind wartungsärmer und zukunftssicherer, sodass sie nicht so oft ersetzt werden müssten. "Außerdem ist das Hauptmaterial Siliziumdioxid in großen Mengen natürlich vorhanden" , sagte Farhat. Doch es bleibt nicht beim Quarzsand, Mantel und Außenmantel kommen immer hinzu.



