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Core i9-12900KS im Test: KS wie "kaum schneller" - und doch top

Der Core i9-12900KS ist der aktuell flotteste Gaming-Prozessor am Markt. Dafür musste Intel aber so brachial vorgehen wie zu 14-nm-Zeiten.
/ Marc Sauter
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Core i9-12900KS im Test (Bild: Marc Sauter/Golem.de)
Core i9-12900KS im Test Bild: Marc Sauter/Golem.de

Es gibt Produkte, bei denen sich die Frage aufdrängt, warum es sie überhaupt gibt. Die Geforce RTX 3090 Ti ist ein solches und Intels neuer Core i9-12900KS mit bis zu 5,5 GHz ebenfalls: In beiden Fällen scheint dem Hersteller der Prestige-Faktor weitaus wichtiger zu sein als alles andere, egal mit welchen Mitteln dieses Ziel erreicht wird.

Aber der Reihe nach: Der im November 2021 gestartete Core i9-12900K (Test) hatte bisher den Titel der schnellsten Spiele-CPU inne, der Core i9-12900KS soll diese Führung weiter ausbauen. Hintergrund ist der kommende Ryzen 7 5800X3D mit verdreifachtem L3-Cache, von dem wiederum AMD behauptet, er sei der flotteste Gaming-Prozessor.

Während der Ryzen 7 5800X3D mit seinem 3D V-Cache einen durchaus eleganten Ansatz nutzt, um die Performance im Vergleich zum regulären Ryzen 7 5800X zu erhöhen, wirkt Intels Vorgehen fast schon plump: Der Core i9-12900KS macht nichts anders als der Core i9-12900K, außer dass er auf Kosten der Leistungsaufnahme einen Hauch höher taktet - denn viel herauszuholen war aus dem Design erwartungsgemäß kaum.

Thermal Velocity Boost trifft Adaptive Boost Technology

Immerhin 5,5 statt 5,2 GHz auf zwei Kernen und 5,2 statt 4,9 GHz auf allen stehen am Ende auf dem Papier. Dafür musste Intel zwei brachiale Methoden zurückholen, mit der schon die 14-nm-Rocket-Lake-Chips auf hohe Frequenzen gehievt wurden: den Thermal Velocity Boost (TVB) und die Adaptive Boost Technology (ABT). Die brauchen den passenden Microcode, weshalb Intel die Version 0x01F an die Board-Partner verteilt hat.

Spezifikationen von Alder Lake S (nur K-Modelle) *keine iGPU bei F-SKUs
Kerne (P+E) P-Cores E-Cores L3 Grafik PBP MTP
Core i9-12900KS 8C/16T + 8C 3,4 bis 5,5 GHz 2,5 bis 4,0 GHz 30 MByte Xe (32 EU) 150 Watt 241 Watt
Core i9-12900K(F) 8C/16T + 8C 3,2 bis 5,2 GHz 2,4 bis 3,9 GHz 30 MByte Xe (32 EU)* 125 Watt 241 Watt
Core i7-12700K(F) 8C/16T + 4C 3,6 bis 5,0 GHz 2,7 bis 3,8 GHz 25 MByte Xe (32 EU)* 125 Watt 190 Watt
Core i5-12600K(F) 6C/12T + 4C 3,7 bis 4,9 GHz 2,8 bis 3,6 GHz 20 MByte Xe (32 EU)* 125 Watt 150 Watt

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Testmuster gab es seitens des Herstellers allerdings vorab nicht, was ein durchaus ungewöhnliches Vorgehen für ein Topmodell wie den Core i9-12900KS ist. Zumindest laut Intels Ark-Datenbank(öffnet im neuen Fenster) greift der TVB nur bei unter 50 Grad, was falsch ist - wie bei Rocket Lake sind 70 Grad der Schwellenwert. Die ABT von 5,2 GHz greift bei Last auf drei oder mehr Kernen und treibt den Prozessor dabei gewollt auf bis zu 100 Grad.

Damit das klappt, arbeitet Intel primär mit hohen Spannungen ( VID(öffnet im neuen Fenster) ) von bis zu 1,486 Volt. Der Asus-Wert für die Silicon Prediction liegt bei unserem Sample bei SP91, genauer SP99 für die P-Cores und SP76 für die E-Cores. Das ist für die großen Cores ein sehr guter Wert (über 100 wäre exzellent), wenngleich sich dieser nicht verallgemeinern lässt. Andere Samples zeigen(öffnet im neuen Fenster) , dass Intel eher Binning zugunsten der Taktraten vorgenommen hat, statt primär die Siliziumqualität in den Fokus zu rücken - schade für Overclocking.

Um die hohen Frequenzen des Core i9-12900KS stabil zu erreichen, mussten wir von unserem Doppelturmkühler (Noctua NH-U14S) auf eine 280-mm-AiO-Wasserkühlung (Be Quiet Silent Loop 2) wechseln. Wie der Leistungszuwachs zum Core i9-12900K aussieht, schauen wir uns in den nun folgenden Benchmarks an.

Der aktuell beste Gaming-Prozessor

Wir testen die Alder Lake auf einem Asus ROG Maximus Z690 Hero für DDR5 (Firmware v1403), für die Ryzen-CPUs haben wir ein Asus Crosshair VIII Hero WiFi (X570, Firmware v4006) verwendet. Hinzu kommen 32 GByte RAM, genauer DDR5-4800-CL36 und DDR4-3200-CL14.

Jegliche Spiele sowie Windows 10 v21H2 und Windows 11 v21H2 (VBS an, HVCI aus) liegen auf einer Crucial P5 Plus , einer der schnellsten derzeit verfügbaren PCIe-Gen4-NVMe-SSDs. Als Grafikkarte nutzen wir eine Geforce RTX 3080 (Test) samt rBAR von Nvidia, als Netzteil kommt ein Seasonic Prime TX mit 1.000 Watt zum Einsatz. Wir verwenden CapFrameX(öffnet im neuen Fenster) , um Framerate/Frametimes zu messen.

Vorneweg ein paar Worte zu den Power-Limits: Den Core i9-12900K hatten wir mit der von Intel spezifizierten Maximum Turbo Power (MTP) von 241 Watt getestet, beim Core i9-12900KS haben wir diese Drossel ausgeschaltet. Anders wäre der volle Takt zumindest in einigen Anwendungen nicht möglich und das Potenzial der CPU würde anteilig verpuffen, jedoch ist der Vorsprung zum Core i9-12900K auch damit überschaubar.

+3,4 Prozent in Games und dafür 50 Watt mehr

Für Games gilt, dass diese je nach Titel mit 5,2 bis 5,5 GHz statt 4,9 bis 5,2 GHz laufen - wobei die Adaptive Boost Technology den Takt auf allen Kernen ziemlich aggressiv forciert. Dennoch reicht es im Mittel nur zu einem Vorsprung von 3,4 Prozent für den Core i9-12900KS; das ist zwar messbar, aber keinesfalls spürbar. In Anwendungen sehen wir leicht höhere 5,2 Prozent als Abstand und im besten Fall bis zu 8 Prozent, was primär dem ungedrosselten Power-Limit zu verdanken ist.

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Apropos Strom: Das geringe Performance-Plus in Spielen erkauft sich der Core i9-12900KS mit einem horrenden Anstieg der Leistungsaufnahme. Mal eben 40 bis 60 Watt zusätzlich oder anders ausgedrückt ein Drittel bis 50 Prozent mehr wecken Erinnerungen an den Core i9-11900K alias Rocket Lake, bei dem Intel ebenfalls die Brechstange ausgepackt hatte. In Apps wie dem y-Cruncher sehen wir Spitzenwerte von bis zu 304 Watt, in Blender pendelt sich der Core i9-12900KS bei satten 287 Watt ein.

Damit einher gehen trotz 280-mm-AiO-Wasserkühlung hohe Temperaturen: Um die 80 Grad sind selbst in Spielen die Regel und in Multithreading-Anwendungen reizt der Prozessor mit 100 Grad sein thermisches Limit quasi vollständig aus; denn bei 115 Grad würde er sich zu drosseln beginnen. Dieses Limit, bekannt als Tjunction oder TjMax, wurde von Intel für den 12900KS hochgesetzt - beim 12900K sind es 100 Grad. Kommen wir zum Resümee!

Core i9-12900KS: Verfügbarkeit und Fazit

Intel hat für den Core i9-12900KS wie üblich nur einen Listenpreis angegeben, dieser beläuft sich auf 740 US-Dollar. Im Handel ist der KS-Chip für gut 800 Euro zu haben, den regulären Core i9-12900K gibt es bereits für etwas unter 600 Euro.

Fazit

Es geht ums Prestige und darum, was technisch machbar ist: Schon der Core i9-12900K war die beste CPU für Spiele und der Core i9-12900KS legt die Messlatte noch ein bisschen höher. Mit einem mittleren Performance-Plus von 3,4 Prozent in Games fällt der Zuwachs allerdings eher akademisch aus, denn spürbar ist dieser praktisch nicht.

In Anwendungen ist der Vorsprung des Core i9-12900KS auf den Core i9-12900K mit 5,2 Prozent etwas höher; allerdings vergleichen wir hier 241 Watt mit Luftkühlung gegen ein offenes Power-Limit für bis zu rund 300 Watt samt AiO-Wasserkühlung. Dabei erreichen die Temperaturen regelmäßig 100 Grad, weil Intel per Adaptive Boost Technology den Prozessor völlig ausreizt. In Spielen bleibt der Alder-Lake-Chip kühler, ungeachtet dessen braucht der Core i9-12900KS oft satte 50 Watt mehr als der Core i9-12900K.

Zuletzt ging Intel beim Core i9-11900K alias 14 nm Rocket Lake ähnlich vor, um mit aller Gewalt mit AMD gleichzuziehen. Mit dem Ryzen 7 5800X3D erscheint allerdings in Kürze ein primär für Spiele ausgelegtes Modell für viel günstigere 450 Euro, das Intel offenbar unbedingt in Schach halten will. AMD verspricht +15 Prozent verglichen mit einem Ryzen 9 5900X, das Rennen wird also je nach ausgewähltem Titel ziemlich knapp.


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