Control Room: Alien-Invasion als hochspannendes Kammerspiel
Der spanische Sci-Fi-Film Control Room ist eine Genre-Perle des Regisseurs Luiso Berdejo. Über weite Strecken ist der Film ein Kammerspiel, das vieles der Phantasie des Zuschauers überlässt. Am 24. Juli 2025 erscheint Control Room auf DVD, Blu-rays und VoD.
Die Geschichte spielt auf einer Minenkolonie auf einem unwirtlichen Planeten. Die dort lebenden Menschen gehen ihrer Arbeit nach. Olivia, die eine Beziehung zu Ander hat und auch dessen Tochter Mera mag, überlegt, nach dem Ende ihres Vertrags zur Erde zurückzukehren.
Doch diese Überlegung ist schon bald obsolet. Denn sie sitzt mit ihrem Kollegen Arlo im Kontrollraum und dort bekommen sie mit, wie zunächst die Funkverbindung nach außen zerstört wird und dann außerirdische Eindringlinge sich den Weg in die Kolonie bahnen.
Auf den Monitoren können sie alle Kollegen sehen, die dort als weiße Punkte gezeigt werden, während die Angreifer mit roten Punkten dargestellt werden. Die roten Punkte sind schneller, stärker und können ein Meter dicke Schutztüren überwinden.
Olivia frag sich, was sie machen soll: streng nach Protokoll vorgehen oder Leute in den Kontrollraum lassen?
Hauptdarstellerin Loreto Mauleón ist exzellent. Man kennt man sie aus der Netflix-Serie Das Mädchen im Schnee. Das einzige andere bekannte Gesicht ist das von Alexandra Masangkay, die in dem Sci-Fi-Film Der Schacht dabei war.
Dass der Rest des Ensembles unbekannt ist, ist kein Problem. Im Gegenteil, das sorgt dafür, dass der Film authentisch wirkt. In der ersten Stunde ist er praktisch ein Kammerspiel; er spielt im Kontrollraum, von wo aus alles beobachtet wird. Erstaunlich, mit wie wenig große Spannung erzeugt werden kann.
Man sieht gebannt zu, wie die roten die weißen Punkte jagen. Als man dann noch Geräusche hört, was die eindringenden Kreaturen ihren Opfern antun, entstehen in den Köpfen des Publikums Bilder, die eindringlicher sind als alles, was auf Film gebannt werden könnte.
Wie lebt man mit seinen Entscheidungen?
Control Room ist hochspannend, auch und gerade, weil immer die Frage mitschwingt, wie die Menschen im Kontrollraum reagieren werden. Werden sie die anderen in Gefahr bringen, weil sie Schutzräume zu spät schließen? Lassen sie Leute in den Kontrollraum und riskieren damit, auch die Kreaturen hereinzulassen?
Und was wird, wenn man einen Menschen opfern muss, um einen anderen zu retten? Diese und andere moralische Fragen werden so gestellt, dass die Zuschauer sich unwillkürlich ebenfalls fragen, wie sie handeln würden.
Nicht nur ein Raum
Sicherlich hätte sich die ganze Geschichte in diesem Raum erzählen lassen, aber der Film verlässt im letzten Drittel die Location und zeigt auch die Außerirdischen. Die sind interessant designt - auf eine Art, die nicht zu viel über die Kreaturen verrät.
Das dänische Thriller-Drama The Guilty hat gezeigt, dass Spannung auch allein in einem Raum stattfinden kann. Control Room macht es nach. Es ist aber auch erfrischend, dass das letzte Drittel einen anderen Weg wählt und somit Action ins Spiel kommt.
Seine besten Momente hat der Film jedoch, wenn er ganz minimalistisch ist und mit wenigen visuellen Informationen, aber gruseligen Geräuschen und letzten Audionachrichten arbeitet. Da schafft es Control Room immer wieder, ein beklemmendes Gefühl zu erzeugen. Zudem wird beeindruckend bewiesen, wie wenig nötig ist, um maximale Wirkung zu erzielen.
Science-Fiction aus Spanien
Spanien ist kein Land, aus dem viele Sci-Fi-Filme kommen. Die wenigen, die auch international veröffentlicht werden, funktionieren aber immer auch deswegen, weil sie sich der von Hollywood standardisierten Erzählweise widersetzen.
Das war vor mehr als 20 Jahren bei Naufragos über gestrandete Astronauten auf einem unwirtlichen Planeten ebenso wie bei Der Schacht, der vor allem ein Gesellschaftsdrama über die da oben und die da unten ist.
Control Room reiht sich ein in die Riege ungewöhnlicher und sehr sehenswerter Sci-Fi-Filme. Es ist ein effektiver und mitreißender Film, der eine Alien-Invasion aus einer neuen Perspektive präsentiert.