IBM-Rechenanlage von 1968 funktioniert problemlos
Deutlich wird das an der ehemaligen Rechenanlage der Fachhochschule Reutlingen, einer IBM 1130, die komplett funktionstüchtig im hinteren Teil des Museums in Stuttgart steht. Die Anlage aus dem Jahr 1968 würde ein mittelgroßes Zimmer füllen, alleine die Steuerungseinheit hat die Größe eines ausladenden Chefschreibtisches. Der Computer muss in einer bestimmten Reihenfolge eingeschaltet werden und verfügt unter anderem über ein Plattenlaufwerk mit tablettgroßen Speicherplatten, einen Lochkartenstanzer und -leser, einen Plotter sowie einen Zeilendrucker. Um Programme über Lochkarten zu laden, müssen zahlreiche Schritte im korrekten Ablauf befolgt werden, insgesamt ist die Nutzung der Anlage alles andere als trivial.
Dazu kommt noch der Lärmpegel, den die IBM 1130 verursacht. Alleine beim Gedanken daran, Tag für Tag in einem Raum mit einer derartig lauten Anlage zu sitzen, bekommen wir Kopfschmerzen. Heute schafft ein billiges Notebook ein Vielfaches der Rechenleistung der IBM-Anlage, mit minimalem Lärm und vor allem tendenziell weitaus einfacher zu erlernenden Programmen.
Klemens Krause scheint jeden Rechner bedienen zu können
Klemens Krause bedient auch die IBM 1130 zielsicher, wie jeden der Computer in seiner Sammlung. Dabei merken wir, dass zu seinen Motiven, die zur Eröffnung des Museums geführt haben, zu einem großen Teil auch Spaß an alten Rechnern zu gehören scheint. Im Gespräch mit Krause scheint zudem hin und wieder durch, dass er immer noch ein Sammler ist. Einige Computerklassiker vermisst er noch in seiner Sammlung - den Zuse Z22 zum Beispiel. "Der steht in der Hochschule Karlsruhe hinten in der Ecke herum - den hätte ich schon gerne bei uns in der Sammlung", sagt Krause, ohne sich ein Lächeln verkneifen zu können. Etwaigen Expansionsplänen steht aber zunächst die Platzfrage im Wege.
Bereits jetzt verfügt das Museum über weitaus mehr Geräte, als man sie in der zweistündigen Öffnungszeit pro Woche auf den 100 Quadratmetern zeigen kann. Daher versucht Krause, mehr Platz für die Sammlung zu bekommen - auch außerhalb der derzeitigen Räumlichkeiten. Die Idee ist, das Museum so groß aufzuziehen, dass weitaus mehr Geräte als bisher gezeigt werden könnten. Dann könnten auch die bisher ausgestellten Stücke weitaus besser präsentiert werden. "Momentan stehen ja viele Dinge in der zweiten oder dritten Etage der Regale, oder auf Kniehöhe", merkt Krause an. In der Tat müssen wir uns mitunter strecken, um bestimmte Computer zu erreichen.
Ein wenig macht das aber auch den Charme des kleinen Museums aus: Alles ist vollgestellt mit Rechnern, in jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken. Verständlicherweise will Krause aber auch die Schätze ausstellen, die momentan noch im Keller der Universität lagern. Dass ein neues Museum sich nicht mehr innerhalb der Uni Stuttgart befände, scheint kaum ein Problem zu sein: Im Lehrbetrieb spielen die alten Rechner keine Rolle mehr. Früher haben einige Dozenten zumindest noch ab und an anhand der alten Rechner Chiparchitekturen erklärt.
Mehr Platz ist dem Museum zu wünschen
Größere Räumlichkeiten, längere Öffnungszeiten und ein damit verbundener größerer Zulauf sind Klemens Krause und seinen engagierten Mitarbeitern nur zu wünschen. Eine derartige Vergrößerung würde dazu führen, die Geschichte der Computer an mehr Personen vermitteln zu können. So würde gerade bei jüngeren Nutzern ein Bewusstsein dafür entstehen, wo die Technik, die sie tagtäglich nutzen, hergekommen ist.
Ein Gang durch das Museum, der Austausch mit Krause und die Faszination, die 60 Jahre alte Computer ausstrahlen, hilft bei der Einordnung dessen, was die Industrie in den vergangenen Jahrzehnten erreicht hat. Wenn wir heute über zu langsam startende Programme meckern, oder über zu laute Lüfter und zu schwere Laptops, dann sollten wir uns vor Augen halten, vor welchen Problemen Computernutzer vor 40 Jahren oder gar noch früher standen. Das ändert zwar nichts an den Macken unserer aktuellen Geräte, lindert bei uns allerdings den Ärger über vermeintlich schreckliche Probleme zumindest ein wenig.
Das Computermuseum der Universität Stuttgart hat jeden Dienstag zwischen 16:15 und 18:30 Uhr geöffnet. Das Museum befindet sich in Raum 0.148 im Erdgeschoss des Informatikneubaus in Stuttgart-Vaihingen.
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Mechanische Probleme sind häufiger als elektronische |
Nichts ... ! Andere Frage: Ist das belegt, dass Zuse deshalb seine Versuchsmodelle in Z...
Fehlen noch die Hosenträger und der Bart :-P https://farm1.static.flickr.com/87...
Ich hab die Zeit selber miterlebt "als die Computer verständlich wurden". Ein typischer...
Es gäbe da noch meinen Keller. ;-) Und das >> http://www.technikum29.de/