Anzahl der Geräte in der Sammlung: unbekannt
Im Laufe der Jahre ist die Sammlung gewachsen - wie viele Geräte es insgesamt sind, weiß Krause gar nicht. 1997 ging Krauses Vorgesetzter in Pension, der neue Chef hielt von der Sammlung nicht viel. "Ich bin dann im Hause herumgelaufen und habe bei den anderen Professoren gefragt, was sie von einem Computermuseum hielten", sagt Krause. Kurz gesagt: Die Idee kam gut an, und Krause durfte das Museum offiziell eröffnen.
Vergleiche mit der Rechenpower von Smartphones hört Krause während der zweistündigen Öffnungszeiten pro Woche oder bei speziellen Vorführungen der Rechner oft, das liegt aufgrund der immer weiter fortschreitenden Miniaturisierung im Computerbereich auch durchaus nahe. Ein Smartphone hat Chips mit einer Transistorenanzahl im Milliardenbereich - Krause hat hingegen Computer im Museum, die gar keine Transistoren haben. Die rasante Entwicklung im Chip-Bau wird in einem Computermuseum sichtbar, in Stuttgart sogar greifbar.
In Stuttgart funktioniert jede einzelne Maschine
Die hohe Anzahl an funktionierenden Rechnern unterscheidet das Computermuseum in Stuttgart vom Computer History Museum (CHM) in Mountain View, direkt im Silicon Valley. Dort ist die Ausstellungsfläche zwar um ein Vielfaches größer, die Exponate sind wertvoller und die Sammlung ist umfangreicher; funktionierende Computer sind im CHM allerdings rar. Das hat bei unserem Besuch dort den "Aha-Effekt" durchaus geschmälert: Einen Computer aus den 1950er Jahren nur anzuschauen ist etwas anderes, als dem Gerät bei der Arbeit zuzusehen.
Wir haben das exemplarisch anhand des Librascope LGP-30 beobachten können. Der LGP-30 könnte rein äußerlich eine schicke Tiefkühltruhe aus den 1950er Jahren sein - eine türkisfarbene Metallkiste mit einer Zierleiste aus Chrom, ungefähr 1,20 Meter breit, aufklappbarer Deckel. Die riesige Kiste ist allerdings ein Computer der ersten Generation, bestückt mit über 100 Röhren und ungefähr 700 Germaniumdioden; Transistoren hat das Gerät noch nicht. Die CPU hat 15 Flip-Flops, der Trommelspeicher kann insgesamt 4.096 Wörter speichern. Der Rechner kam im Jahr 1956 auf den Markt und kostete damals 47.000 US-Dollar - inflationsbereinigt entspricht dies heute über 420.000 US-Dollar. In Deutschland kostete der Computer 250.000 DM, zu einer Zeit, in der ein technischer Angestellter im Monat 700 DM verdiente.
Rechner von 1958 berechnet Wurzeln wie am ersten Tag
Im CHM steht der LGP-30 schick beleuchtet und ausgeschaltet in einer Ecke, mit einem kleinen Erklärungsschildchen versehen. In Krauses Museum hingegen wird der Computer regelmäßig hochgefahren und zu Berechnungen herangezogen. Als Ein- und Ausgabegerät nutzt Krause einen Friden Flexowriter, eine modifizierte Schreibmaschine von IBM. Die Bedienung scheint Krause genauso leicht von der Hand zu gehen wie die Nutzung eines modernen Computers - die vom LGP-30 verwendete Hochsprache ACT-III stellt für ihn kein Hindernis dar.
Einen Röhrencomputer wie den LGP-30 in Aktion zu sehen, macht bewusst, was für eine Entwicklung die Computertechnik in den vergangenen 60 Jahren genommen hat. Einfach an- und ausschalten lässt sich der Rechner nicht, drei Minuten dauert es, bis die ersten Eingaben vorgenommen werden können. Nach dem Ausschalten sollen Nutzer laut Anleitung 45 Minuten warten, bis sie den LGP-30 wieder einschalten. Dieses Zeitlimit dehnt Krause bei einem Alter des Rechners von 60 Jahren vorsichtshalber aus.
Zu beobachten, wie der LGP-30 Quadratwurzeln berechnet und in gemächlicher Ruhe auf der angeschlossenen Schreibmaschine ausgibt, ist faszinierend. Das Rattern der Lochstreifen und das Rauschen des riesigen Ventilators am Boden des LGP-30 verursachen eine Geräuschkulisse, vor der Klagen über die Lüftergeräusche heutiger Rechner geradezu lächerlich erscheinen.
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Computermuseum Stuttgart: Als Computer noch ganze Räume füllten | Mechanische Probleme sind häufiger als elektronische |
Nichts ... ! Andere Frage: Ist das belegt, dass Zuse deshalb seine Versuchsmodelle in Z...
Fehlen noch die Hosenträger und der Bart :-P https://farm1.static.flickr.com/87...
Ich hab die Zeit selber miterlebt "als die Computer verständlich wurden". Ein typischer...
Es gäbe da noch meinen Keller. ;-) Und das >> http://www.technikum29.de/