Computerlinguistik: Pionierin des Suchens und Findens

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Die Computerlinguistin Karen Spärck Jones erfand das mathematische Prinzip, nach dem heute Suchmaschinen funktionieren - ganz ohne Internet. Und sie zeigte, dass man nicht unbedingt Mathematik studiert haben musste, um in der frühen Informatik Spuren zu hinterlassen, ja, nicht einmal Zugriff auf einen Computer benötigte, um Programmieren zu lernen.
Karen Spärck Jones wurde am 26. August 1935 in der englischen Industriestadt Huddersfield geboren. Ihr Vater arbeitete an einem der dortigen Technik-Colleges als Dozent für Chemie, ihre norwegische Mutter ab 1940 für die Exilregierung des Landes. Karen ging auf ein Mädchengymnasium.
Dem damaligen britischen Schulwesen entsprechend musste sie sich zwischen dem künstlerischen und dem naturwissenschaftlichen Zweig entscheiden. "Ich entschied mich für Naturwissenschaften, aber auch die geisteswissenschaftlichen Fächer waren sehr interessant" , erzählte sie 2001 in einem ausführlichen Interview mit Janet Abbard für das History Center des Berufsverbandes IEEE(öffnet im neuen Fenster) (Institute of Electrical and Electronic Engineers). In Mathematik war sie allerdings ziemlich schlecht, "das lag hauptsächlich aber daran, dass der Unterricht nicht gut war - insgesamt bedauere ich das noch heute" .
Als Frau in Cambridge
Mit zwölf Jahren verkündete sie, dass sie an der renommierten Universität von Cambridge studieren wollte. Ihr Gymnasium bereitete die Schülerinnen zwar nicht auf die Aufnahmeprüfungen für Oxford und Cambridge vor, aber Karen schaffte es trotzdem. Speziell ihren Vater habe das sehr gefreut, erzählte sie später, obwohl er enttäuscht gewesen sei, dass die Tochter sich von Anfang an auf das Studium der Geschichtswissenschaften festgelegt habe - diesmal nicht Naturwissenschaften.
Girton College war im Jahr 1953 nur eines von zwei Cambridger Frauen-Colleges, rückblickend sagte Spärck Jones, dass die Ausbildung dort durchaus Vorteile gehabt habe: " Man nahm das Studium sehr ernst, das Privileg, in Cambridge zu sein, wollte man nicht verpfuschen." Entsprechend verlief ihr Geschichtsstudium sehr erfolgreich, inklusive eines zusätzlichen einjährigen Studiums der Ethik(öffnet im neuen Fenster) am Fachbereich Philosophie.
Ungewollt Lehrerin
Danach arbeitete Karen Spärck Jones notgedrungen kurzzeitig als Lehrerin(öffnet im neuen Fenster) . Eine Studienleiterin vermittelte ihr einen Job an einer Mädchenschule - rückblickend hielt Spärck Jones das Procedere für "unverantwortlich - jemanden ohne eine entsprechende Ausbildung zum Unterrichten an eine Schule zu schicken, nur weil sie von der richtigen Universität kam, das war nicht in Ordnung" .
"Damals gab es für Frauen nicht viel Auswahl" , betonte sie im Interview mit IEEE. Sie beneide junge Frauen, denen viele Möglichkeiten offenstünden, sagte sie. "Als ich auf Jobsuche war, konnte man entweder Lehrerin werden oder, wenn man ohne technische Ausbildung lieber in der Industrie arbeiten wollte, Sekretärin oder Fachkraft im Personalwesen werden." Arbeitsplätze im Management gab es für Frauen nicht, "mir war die Vorstellung, als Frau eine leitende Position innezuhaben, völlig fremd."
Zwar hielt sich Spärck Jones nicht für eine gute Lehrerin, doch sie musste nach dem Tod des Vaters ihre Mutter unterstützen.
Bereits im ersten Semester ihres Studiums in Cambridge lernte Karen Spärck Jones über gemeinsame Freunde den Mathematikstudenten Roger Needham kennen - eine Bekanntschaft, die ihr berufliches und privates Leben prägen sollte.



