Segeln, sammeln, diskutieren: ein erfülltes Privatleben
Karen Spärck Jones und Roger Needham führten Zeitzeugen zufolge bis zu seinem Tod 2003 eine sehr glückliche Ehe. Das lag wohl auch daran, dass beide ihre beruflichen Tätigkeiten sehr liebten - Kollegen und Kolleginnen erinnerten sich später gegenüber der New York Times, dass das Ehepaar in Pausen gern in der Teeküche der Fakultät saß und leidenschaftlich Ideen diskutierte.
Needham arbeitete ab 1962 am renommierten Computer Laboratory der Universität Cambridge, das er von 1980 bis 1995 leitete. Später wurde er Pro-Vizekanzler(öffnet im neuen Fenster) der Universität. In der Fachwelt gilt er als Mitentwickler der Burrows-Abadi-Needham-Logik sowie des Needham-Schroeder-Protokolls - Letzteres ist noch heute eine Grundlage vieler Authentifizierungsverfahren wie Kerberos.
Das Paar liebte Kunst und Literatur und sammelte interessante Gegenstände - um genug Platz für die stetig anwachsende Bibliothek zu schaffen, mietete Needham schließlich sogar ein weiteres Haus in der Nachbarschaft an, in dem auch ein Atelier für das künstlerische Schaffen seiner Frau eingerichtet wurde. Außerdem waren die beiden begeisterte Segler und nahmen mit ihrem 1872 gebauten Itchen Ferry Cutter, einem modifizierten Fischerboot, 30 Jahre lang an Regatten teil(öffnet im neuen Fenster) .
Kollegen und Kolleginnen beschreiben sie als humorvolle, praktische, nicht auf Äußerlichkeiten bedachte Frau, die fast immer Jeans, eine weiße Bluse, einen roten Pullover sowie eine aus Treibholz und Teilen eines Hufeisens selbst gefertigte Brosche trug. Wenn sie zu einem formellen Anlass eingeladen war, transportierte sie das Kleid, das sie dort tragen wollte, mit Wäscheklammern am Lenker ihres Fahrrads - eine Szene, die vielen in Erinnerung blieb.
Späte Anerkennung
Spärck Jones starb am 4. April 2007 an den Folgen einer Krebserkrankung. Einen Nachruf in der renommierten Obituaries-Sektion der New York Times gab es damals für sie nicht - anders als für ihren Mann(öffnet im neuen Fenster) .
Erst nachdem die Bedeutung ihrer Arbeiten zunehmend anerkannt wurde, würdigte die Zeitung sie 2019 in der Serie Overlooked(öffnet im neuen Fenster) - jener Rubrik also, in der Leben und Wirken übersehener Persönlichkeiten nachträglich honoriert wird. Eine solche lange nicht beachtete Größe war Karen Spärck Jones auf jeden Fall - bis ihre Ideen die Welt veränderten.



