Code-Hoster: Gitlab will nicht über Politik und Moral diskutieren
Die Diskussion um Geschäfte mit moralisch fragwürdigen Kunden will Code-Hoster Gitlab nicht führen und einfach alle Kunden akzeptieren. Den Angestellten werden zudem politische Diskussionen verboten.

Die Betreiber der Code-Hosting- und Entwicklungsplattform Gitlab wollen künftig explizit keine ihrer Kunden aus "moralischen Gründen" ausschließen. Das hat der Mitbegründer und aktuelle CEO Sid Sijbrandij im Unternehmensleitfaden verbindlich festgelegt. Zuerst berichtete das britische Magazin The Register darüber. Dort wird die Richtlinie in gewohnt überspitzter Art so zusammengefasst: "Blutgeld ist für uns in Ordnung."
Völlig abwegig ist die Bewertung des Magazins nicht. So sollen von der Richtlinie explizit nur jene Kunden ausgenommen werden, die von Import- und Exportsanktionen der US-Regierung betroffen sind. Darüber hinaus legen die von dem Gitlab-Chef getätigten Änderungen explizit fest, dass das Unternehmen auch Geschäfte mit Kunden abschließen werde, deren Werte "unvereinbar mit den eigenen Unternehmenswerten" seien.
In der Diskussion zu der Änderung stellte der Gitlab-Angestellte Drew Blessing die Frage: "Gibt es kein Szenario, in dem wir uns vorstellen können, keine Geschäfte zu tätigen?". Nachdem Sijbrandij der Frage zunächst auswich, gab er letztlich die Antwort: "[Diese Änderung] bedeutet, dass wir mit jedem Unternehmen Geschäfte machen würden, mit dem wir Geschäfte machen dürfen."
Diskussion über Arbeit für US-Behörden
Wie der Gitlab-CEO darüber hinaus ausführte, sei die Änderung des Leitfadens zwar keine Reaktion auf das, was bei dem Devops-Spezialisten Chef geschehen sei, diese Situation habe Sijbrandij aber dazu angeregt, über die eigenen Geschäfte nachzudenken und die Gründe für die eigene Geschäftstätigkeit besser zu erklären.
Nach teils turbulenten Diskussionen um die Zusammenarbeit mit dem US-Grenzschutz CBP und der Einwanderungspolizei ICE hatte das Unternehmen Chef angekündigt, seine laufenden Verträge mit den beiden Behörden nicht zu verlängern. Diesen werden massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.
Auch der Gitlab-Konkurrent Github reagierte auf die Debatte zu seinen Geschäftsbeziehungen mit den Behörden und will weiter mit diesen zusammenarbeiten. Die Stellungnahme von Gitlab schließt eine Zusammenarbeit mit diesen Behörden ebenfalls nicht aus.
Gitlab will keine politischen Diskussionen
Als Begründung für die Akzeptanz aller potenziellen Kunden führte der Gitlab-CEO aus, dass jeder zu der Software beitragen können solle. Laut dem Unternehmensleitfaden sind die Gitlab-Angestellten darüber hinaus dazu angehalten, nicht öffentlich über Politik zu diskutieren. Und "Entscheidungen darüber, welcher Kunde betreut werden soll, könnten politisch werden", erklärte Sijbrandij.
Derartige politische Diskussionen will er offensichtlich vermeiden. Darüber hinaus sei "das Überprüfen von Kunden zeitaufwendig und lenkt möglicherweise ab". Das wiederum schade der Effizienz des Unternehmens. Letztlich bilde dieses Verhalten auch die gewählte Open-Source-Lizenz des Unternehmens ab, die die Verwendung für bestimmte Zwecke nicht verbiete.
In den USA fordern Aktivisten und IT-Angestellte schon länger Technikkonzerne wie Microsoft, Amazon oder auch das besonders kritisierte Palantir dazu auf, ihre Zusammenarbeit mit der ICE und anderen Behörden zu beenden. Die aktuelle Zusammenarbeit wird dabei oft mit der Kooperation von IBM mit dem Nazi-Regime verglichen.
Im vergangenen Jahr hatten zudem Aktionäre und Angestellte von Amazon das Unternehmen dazu aufgefordert, seine Gesichtserkennung nicht mehr an Polizeibehörden zu verkaufen. Die Unternehmensführung von Amazon ignorierte dies aber.
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Nun ja, wenn man ein Service zum Abspeichern von Programmcodes betreibt und in irgend...
nanana, nicht aufregen. Ersteres: Gesetze sind ja doch mitunter künstlich komplexe, wenn...
Auf dem Meer der Selbstgerechtigkeit
Also mann kann da schon abgrenzen. Liefern Pharmaunternehmen die "Medikamente" für...