Code-Gründer Thomas Bachem: "Wir wollen weg vom Frontalunterricht"
Viel Praxis statt graue Theorie: Mit "Code" will Seriengründer Thomas Bachem eine Hochschule aufbauen, die Softwareentwickler ausbildet. Im Interview erklärt er, warum Informatik als Fach nicht ausreicht, wie er das Projekt finanziert und was er anders machen will als klassische Universitäten.

Lisa Hegemann: Thomas, du willst gemeinsam mit Manuel Dolderer und Jonathan Rüth eine Fachhochschule für Programmierer gründen. Warum?
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Thomas Bachem: Weil es so eine Hochschule noch nicht gibt. An den Universitäten gibt es keine Angebote für Softwareentwickler. Bisher können Leute, die programmieren wollen, nur Informatik studieren.
Hegemann: Reicht das nicht?
Bachem: Nein. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Informatikern und Softwareentwicklern. Informatik beschreibt die theoretische Computerwissenschaft, Programmieren die praktische Umsetzung. Das wird oft missverstanden, deshalb haben viele Leute falsche Erwartungen an ein Informatik-Studium. Wir wollen die Informatik nicht ersetzen, sondern einen Studiengang anbieten, der die berufliche Praxis in das Studium integriert. Mir haben viele Informatik-Studenten erzählt, dass sie in den ersten zwei Jahren nur Mathematik und Elektromechanik machen und nicht ein einziges Mal programmieren. Das erscheint mir für Programmierer falsch.
Hegemann: Wie wollt ihr einen stärkeren Praxisbezug herstellen?
Bachem: Für uns gibt es dafür drei wichtige Punkte: den Inhalt, die Didaktik und das Umfeld. Inhaltlich haben wir uns die drei Studiengänge Software Engineering, Interaction Design und Product Management überlegt. Wir nennen das "digitale Produktentwicklung", sie geht deutlich über das Programmieren hinaus.
Hegemann: Auch die Lehre wollt ihr anders gestalten. Was macht die Code anders als klassische Hochschulen?
Bachem: Die Frage ist: Wie wird etwas gelernt? Das ist der Punkt Didaktik. Wir wollen weg vom Frontalunterricht und stattdessen projektbasiertes Lernen anbieten. Dafür planen wir, mit Praxispartnern und Unternehmen zusammenzuarbeiten, die Hilfe bei einem Problem brauchen. Die Fragestellungen müssen aus dem Leben kommen, unsere Studenten sollen sie nicht nur für eine Note lösen müssen.
Hegemann: Müssen Projekte nicht immer auch eine Note einbringen?
Bachem: Ja, aber die Benotung soll bei uns nicht durch klassische Klausuren erfolgen. Wir wollen die Projektarbeiten bewerten. Wir wollen weg davon, dass du dich in einen Prüfungsraum setzt und Code auf Papier schreibst. Das ist einfach nicht zeitgemäß. Auch die Vorlesungen sollen sich daran orientieren und eine direkte Relevanz für das jeweilige Projekt mitbringen. Da müssen wir allerdings noch etwas Hirnschmalz reinstecken, das gut hinzubekommen, ist nicht so einfach, wie das jetzt klingt.
Hegemann: Du hast noch von einem dritten Punkt gesprochen: dem Umfeld. Was bedeutet das genau?
Bachem: Wir verstehen uns als Netzwerk für die Szene. Deshalb unterhalten wir uns schon jetzt mit den Unternehmen und fragen sie, was sie suchen, was sie brauchen und wie wir das in unsere Studiengänge einfließen lassen können. Gleichzeitig bauen wir ein Netzwerk aus Förderern und Unterstützern.
Hegemann: Wofür?
Bachem: Unter anderem für die Finanzierung. Wir brauchen für die ersten Jahre mehrere Millionen Euro. Deswegen organisiere ich gerade eine Finanzierungsrunde mit privaten Business Angels. Vier wollen bereits fest investieren. Ich kann die Namen noch nicht nennen, aber es sind Größen aus der Internetszene. Wahrscheinlich wollen wir darüber hinaus noch mehr Investoren reinholen, die sich mit kleineren Beträgen beteiligen. Das Interesse in der Szene ist unglaublich hoch. So eine Hochschule ist ja auch ein Communityprojekt.
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Das Problem sind dabei auch Plattformen wie Twago. Dort erfolgt ein starkes Preisdumping...
zumindest in der schweiz und mit ziemlich viel frontalunterricht, aber auch mit...
Hört sich gut bei euch an. Ich hab auch nur Dipl. FH mit Uni-.Abschluss wäre knapp 80...
Projektarbeiten sind schon wichtig, weil man im täglichen Leben ja auch nie alleine...