Cloudgaming: Google Stadia scheiterte nur an sich selbst

Die Technik war nicht das Problem von Alphabets ambitioniertem Cloudgaming-Dienst. Das Problem liegt bei Google. Ein Nachruf.

Eine Analyse von veröffentlicht am  (aktualisiert am )
Es hätte so schön sein können.
Es hätte so schön sein können. (Bild: Roonz/Unsplash)

Heute ist endgültig Schluss: Google stellt den Cloudgaming-Dienst Stadia ein. Als großes Versprechen an die Gaming-Community gestartet, sollte Stadia Milliarden Nutzer haben - hatte am Ende laut Schätzungen aber nur rund 200.000. Schuld an der ausgebliebenen Begeisterung der Spielerschaft ist aber nicht die Technik hinter dem Cloudgaming, sondern Google selbst.

Inhalt:
  1. Cloudgaming: Google Stadia scheiterte nur an sich selbst
  2. Ein Oligopol sprengt man nicht über Nacht
  3. Das Ende war seit 2021 besiegelt

Dass Google mal wieder eines seiner Produkte einstellt, überraschte im Internet zwar längst niemanden mehr. Das Ende von Stadia am 29. September 2022 kam aber so plötzlich, dass Kunden, Entwickler und sogar Angestellte damals erst aus den Medien davon erfuhren. Spätestens seit dem Ende des heiß geliebten und wenig genutzten Wave hat der Konzern jedoch einen gewissen Ruf. Mit entsprechend viel Häme wurde die Ankündigung in den sozialen Netzwerken aufgenommen: "War ja klar", so der Tenor.

Dabei ist das Scheitern von Stadia einen genaueren Blick wert. Denn auch wenn die Ich-hab's-ja-gleich-gesagt-Rufe einen anderen Eindruck erwecken, ist es eigentlich viel überraschender, dass Google es nicht geschafft hat, aus Stadia einen zumindest akzeptablen Erfolg zu machen.

Das richtige Produkt zur richtigen Zeit

Denn das Timing für Stadias Launch hätte besser kaum sein können: Grafikkartenpreise waren seit Jahren auf einem Höchststand, die Lieferprobleme der aktuellen Konsolengeneration sind erst zwei Jahre nach dem Start beendet. Wer aktuelle Spiele ruckelfrei genießen will, für den ist Zocken aber ein teures Hobby.

Dazu kam eine weltweite Pandemie, die den Bedarf an Unterhaltungsprogrammen für zuhause mit dem Wegfall von Kino und Konzerten in die Höhe schießen ließ. Doch anscheinend hatte Google schon 2020 selbst wieder vergessen, dass man gerade in den Spielemarkt eingestiegen war. Große Marketingaktionen blieben aus, obwohl der Konzern das richtige Produkt zur richtigen Zeit hatte.

Die Technik war und ist gut genug

Für Abgesänge auf das Cloudgaming an sich ist es dennoch zu früh. Stadia war sicherlich der ambitionierteste Dienst - immerhin hatte Google nicht weniger als eine neue Gamingplattform versprochen, die langfristig direkt mit Playstation und Xbox konkurrieren sollte.

Nun sind es unter anderem Sony und Microsoft, die weiterhin gestreamte statt geladener Spiele anbieten. Im 2022 überarbeiteten Playstation-Plus-Abonnement ist das Cloudgaming ein Bonus für treue Kunden und soll Gerüchten zufolge noch weiter ausgebaut werden. Microsoft hat das ehemals xCloud genannte Streaming mittlerweile in den Game Pass integriert.

Dass die etablierten Konsolenhersteller das Cloudgaming mittlerweile wie selbstverständlich in ihren Kernprodukten integriert haben, unterstreicht, was schon lange wahr ist: Die Technik ist längst mehr als gut genug für die meisten Gamer. Wer gedanklich noch an technischen Problemen aus Stadias Anfangsphase oder gar dem viel zu früh gestarteten Onlive festhängt, übersieht das. Und bei allen, bei denen der Spielestream immer noch schlecht läuft, ist es nur eine Frage der Zeit (und des Glasfaserausbaus).

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Ein Oligopol sprengt man nicht über Nacht 
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daz (golem.de) 24. Jan 2023

Danke für das Lob :)

Venterrazero 23. Jan 2023

+1 Da bin ich bei. Ich möchte meinen Shadow auch nicht missen. Vor allem, dass man...

mxcd 22. Jan 2023

Google hat gerade 10.000 Leute entlassen. Mich würde interessieren, ob es da einen...

Dubistnichts 22. Jan 2023

Hahaha, was Leute mit zu viel zeit so alles machen Was war der Stundenlohn? 4¤?



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