Cloud-Server: Raspberry Pi heizt Sozialwohnungen

UK Power Networks hat die dritte Phase eines ungewöhnlichen Pilotprogramms gestartet: Die SHIELD-Initiative(öffnet im neuen Fenster) (Smart Heat and Intelligent Energy in Low-income Districts) verwandelt Abwärme von Rechnern in Raumwärme – und macht einkommensschwache Haushalte zu Betreibern von Mini-Rechenzentren.
Herzstück des Systems ist der sogenannte Heathub: ein kompaktes Rechenzentrum von Thermify(öffnet im neuen Fenster) , etwa in der Größe einer Standard-Wärmepumpe, das auf Raspberry-Pi-ähnlicher Technologie basiert. Während das Gerät seine Rechenarbeit erledigt, fängt es die entstehende Abwärme auf und leitet sie direkt ins Heizsystem des Hauses. Was normalerweise als "Abfallprodukt" verpufft, wird hier zur kostenlosen Heizquelle. Allerdings ist es damit nicht möglich, ausschließlich zu heizen. Laut Berechnungen sinken die Energiekosten jedoch um 20 bis 40 Prozent.
Das Geschäftsmodell: Die teilnehmenden Haushalte stellen Rechenleistung bereit, die vom Betreiber verkauft wird. Im Gegenzug zahlen die 300 Mieter von Sozialwohnungen in Ost- und Südostengland lediglich eine monatliche Pauschale von 5,60 Pfund – komplett ohne zusätzliche Kosten pro Kilowattstunde. Keine Nachzahlungen, keine bösen Überraschungen.
Solarstrom, Batterien und smarte Mini-Computer
Die Betaphase läuft von März 2023 bis Dezember 2028 mit einem Budget von 5,4 Millionen Pfund. Das Komplettsystem kombiniert drei Elemente: Solarmodule auf dem Dach, Batteriespeicher für überschüssigen Strom und die Mini-Rechenzentren als Heizquelle.
Etwa ein Drittel der teilnehmenden Haushalte erhält die Heathub-Systeme(öffnet im neuen Fenster) , alle bekommen Solaranlagen und Speicher. Das Projekt testet auch Wärmepumpen und Dach-Windturbinen als Ergänzungen.
UK Power Networks arbeitet dafür mit Power Circle Projects, Eastlight Community Homes und Essex Community Energy zusammen. Das Modell: Eine Social Energy Services Company (Social ESCo) finanziert die Installation komplett vor – Mieter zahlen nichts. Die Kosten werden über den Verkauf ungenutzten Solarstroms, Netzdienstleistungen und die Rechenleistung der Mini-Computer refinanziert.
Für Standorte ohne geeignete Dachflächen bietet SHIELD Peer-to-Peer-Energiehandel: Haushalte kaufen günstigen Überschussstrom von Nachbarn im lokalen Netzwerk.
Von der Nische zum Massenmarkt?
Jon Cape, Geschäftsführer von Power Circle Projects, berichtet von begeisterten Rückmeldungen: Teilnehmer könnten endlich heizen, ohne ständig auf den Zähler zu schielen. "Das Festpreis-Modell gibt den Menschen ihre Würde zurück" , so Cape.
Das langfristige Ziel ist ambitioniert: Bis 2030 wollen die Entwickler über 100.000 solcher Systeme jährlich ausrollen. Die Pilotphase endet 2028 – dann soll feststehen, ob das Modell landesweit funktioniert.



