Clearview AI: Ukraine identifiziert tote russische Soldaten mit KI
Die Ukraine sucht mit Gesichtserkennung nach den Social-Media-Profilen von toten russischen Soldaten und benachrichtigt dann Angehörige.

Der stellvertretende Ministerpräsident der Ukraine und Minister für digitale Transformation, Mychajlo Fedorow, bestätigt der Nachrichtenagentur Reuters den Einsatz von Gesichtserkennung zur Identifizierung toter russischer Soldaten. Darüber hinaus werde dies genutzt, um mögliche Angehörige ausfindig zu machen und diese über den Verbleib der Toten zu informieren.
Bereits vor Mitte März 2022 berichtete die Nachrichtenagentur, dass das ukrainische Verteidigungsministerium nach Angaben des US-Startups Clearview AI damit begonnen hat, dessen umstrittene Technik zur Gesichtserkennung einzusetzen. Der genaue Einsatzzweck war zum damaligen Zeitpunkt jedoch nicht offiziell bekannt und ist erst jetzt durch Fedorow bestätigt worden.
Clearview habe der Ukraine einen kostenlosen Zugang zu dessen Gesichtserkennungssystem eingeräumt. Von den zehn Milliarden Fotos in dessen Datenbank sollen zwei Milliarden aus VKontakte stammen, einem sozialen Netzwerk, das oft als russisches Pendant zu Facebook beschrieben wird. Wie Fedorow bestätigt, wird die Gesichtserkennung genutzt, um die Social-Media-Zugänge toter russischer Soldaten zu finden. Davon ausgehend werden die Angehörigen kontaktiert, um Vorkehrungen für die Abholung der Leiche zu treffen, wie Reuters schreibt.
"Aus Höflichkeit gegenüber den Müttern dieser Soldaten verbreiten wir diese Informationen über die sozialen Medien, damit die Familien zumindest wissen, dass sie ihre Söhne verloren haben, und damit sie die Möglichkeit haben, die Toten abzuholen", wird Fedorow zitiert. Eine Zahl zu den so identifizierten Toten hat der Minister nicht genannt, nur, dass diese "hoch" sei.
Falsche Zuordnungen möglich
Die US-Organisation Surveillance Technology Oversight Project sieht den Einsatz des Clearview-Systems im Krieg kritisch. Der Direktor des Projekts, Albert Fox Cahn, sagt zuvor zu Reuters, dass er die Identifizierung von Toten zwar für die wohl ungefährlichste Art hält, die Technik im Krieg einzusetzen, warnte aber: "Wenn Sie diese Systeme und die zugehörigen Datenbanken in ein Kriegsgebiet einführen, haben Sie keine Kontrolle darüber, wie sie verwendet und missbraucht werden."
Üblicherweise wird zur Identifizierung von Toten auf deren medizinische Geschichte zugegriffen, wie etwa Informationen aus zahnärztlichen Untersuchungen. Genutzt werden außerdem DNA oder Fingerabdrücke. All das dürfte der Ukraine für Tote der russischen Truppen jedoch nicht zur Verfügung stehen. Bei der Verwendung von Gesichtserkennungssystemen kommt es aber immer wieder zu Problemen und auch Fehltreffer, so dass die Personen nicht richtig zugeordnet werden.
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Diese dritte Partei gibt es schon, nämlich das Internationale Kommitee vom Roten Kreuz...
Ich rede auch von den Russen...
Verhindern wollen, dass Russland das eigene Land zerstören und erneut unzählige Menschen...