Kleine Farblehre des Marktes
Was genau ist eigentlich dieser graue Markt, von dem schon mehrfach die Rede war? Die Definition siedelt ihn zwischen dem sogenannten weißen Markt und dem Schwarzmarkt an. Als weißer Markt werden Teilnehmer bezeichnet, die mit Sicherheit ein neues und authentisches Produkt liefern. Bei elektronischen Bauelementen zählen hierzu der Hersteller selbst sowie von ihm autorisierte Distributoren wie Arrow, Digi-Key, Farnell oder Mouser. Hier greifen Gewährleistungsansprüche gegen den Hersteller.
Ein realer Schwarzmarkt ist für Unternehmen wohl kaum von Interesse. Davon wäre jedoch die Rede, wenn explizit gefälschte Bauteile beschafft würden. Der graue Markt hingegen stellt zwar keinen offiziellen Vertriebsweg dar, ist jedoch nicht illegal.
Hier sind Plattformen wie Ebay oder Alibaba angesiedelt. Brian Hughitt zählt in der oben erwähnten Präsentation aber auch kleine Distributoren und Broker dazu. Sie verfolgen in der Regel keine betrügerischen Absichten, müssen oft jedoch selbst Produkte aus unsicheren Quellen beziehen. Aufgrund geringer Personalkapazitäten können sie diese nicht ausreichend prüfen.
Halbleiter sind keine On-demand-Produkte
Lieferengpässe sind bei Halbleitern durchaus nicht außergewöhnlich. Das hängt mit den Produktionsbedingungen zusammen: Eine Chipfabrik kostet Milliarden. Um rentabel zu sein, müssen ihre Produktionskapazitäten bestmöglich ausgenutzt werden. Bis Kapazitäten frei sind und die Produktion startet, können so schon Tage bis Wochen vergehen. Auch die Fertigung dauert aufgrund Hunderter Prozessschritte Tage bis Wochen.
Das Ergebnis ist ein kompletter Wafer mit Hunderten bis Tausenden Chips. Diese müssen geprüft, vereinzelt, sortiert und in ein Gehäuse verpackt werden (Packaging). Zwischen Chipfabrik und Packaging liegt oft noch ein Transport. Erst jetzt werden die fertigen Bauteile verpackt und zum Hersteller, Distributor oder direkt zum Kunden verschickt. Der gesamte Prozess nimmt bereits unter Normalbedingungen Monate in Anspruch - das zeigt die Grafik oben. Der Januar zeigt die regulären Lieferzeiten für einige Komponenten.
Wird jetzt ein spezieller Chip vermehrt nachgefragt, kann die Fertigung hierauf nicht spontan reagieren. Ist das Lager des Herstellers leer, kommen erst in Wochen bis Monaten neue Bauteile. Das schlägt dann natürlich auch auf große Distributoren wie Digi-Key und kleinere Händler wie Reichelt durch. Hier können dann die Händler des grauen Marktes profitieren, indem sie beispielsweise auf die Knappheit bestimmter Bauteile spekulieren und sie lagern. Alternativ könnte ein Broker über Firmenkontakte versuchen, diese gelagerte Bauteile für den Weitervertrieb abzukaufen.
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