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China: Germanium-Krise trifft deutsche Industrie

Die Germanium-Preise steigen um 60 Prozent. Experten warnen jetzt vor einem Versorgungskollaps bei dem strategischen Metall.
/ Andreas Donath
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Elementares Germanium (Bild: Gibe/Wikipedia)
Elementares Germanium Bild: Gibe/Wikipedia / CC-BY-SA 3.0

Die deutsche Industrie steht vor einem gravierenden Rohstoffproblem. China hat seine Germanium-Exporte(öffnet im neuen Fenster) drastisch reduziert und liefert seit Ende 2024 überhaupt kein Material mehr in die USA. Auch Europa erhält deutlich weniger von dem strategisch wichtigen Metall, wie das Handelsblatt(öffnet im neuen Fenster) berichtet.

Die Zahlen des Frankfurter Rohstoffhändlers Tradium(öffnet im neuen Fenster) sprechen eine klare Sprache: Im ersten Halbjahr 2025 brachen die chinesischen Germanium-Lieferungen nach Europa um fast 60 Prozent ein. Für US-amerikanische Unternehmen sieht die Lage noch düsterer aus – sie erhalten seit Monaten gar keine Lieferungen mehr aus der Volksrepublik.

Christian Hell, Germanium-Spezialist bei Tradium, beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Seiner Einschätzung nach, die er gegenüber dem Handelsblatt verlautete, ist die aktuelle Marktlage alarmierend: "Nun bewegt sich der Markt in Richtung Panik, um nicht zu sagen: Blankes Entsetzen macht sich in der Industrie breit."

Preise steigen um mehr als 60 Prozent

Der Handelskrieg zwischen Washington und Peking zeigt seine Auswirkungen auf den globalen Rohstoffmärkten. China kontrolliert etwa 83 Prozent der weltweiten Germanium-Produktion und nutzt diese Position als wirtschaftliches Druckmittel. Das seltene Metall wird hauptsächlich als Nebenprodukt bei der Zinkverhüttung gewonnen.

Seit den verschärften Exportbeschränkungen Ende 2024 kletterte der Germanium-Preis in Europa um mehr als 60 Prozent nach oben. Die Nachfrage nach alternativen Quellen steigt rapide an. Hell berichtet von Aufträgen, die 30- bis 50-mal größer seien als üblich – offensichtlich wird das Material auch gehamstert.

Nato warnte vor Versorgungsengpässen

Die europäischen Unternehmen hatten dem Bericht nach die Tragweite der chinesischen Maßnahmen zunächst unterschätzt. Viele hofften auf eine baldige Entspannung der Lage. Diese Erwartung erfüllte sich jedoch nicht. Stattdessen verschärfte sich die Situation weiter.

Das Metall spielt eine entscheidende Rolle in verschiedenen Industrien. Neben der Halbleiterproduktion und Glasfaserherstellung kommt Germanium auch in der Rüstungsindustrie zum Einsatz. Nachtsichtgeräte und andere militärische Elektronik sind auf den Rohstoff angewiesen.

Die Nato hatte bereits Ende 2024 vor Abhängigkeiten bei kritischen Rohstoffen gewarnt(öffnet im neuen Fenster) . Neben Germanium stehen auch Graphit, Kobalt und seltene Erden auf der Liste strategisch wichtiger Materialien. Bei allen diesen Rohstoffen hält China einen Marktanteil von mindestens 60 Prozent.

Eine schnelle Lösung der Versorgungskrise zeichnet sich nicht ab. Das belgische Unternehmen Umicore könnte aber ein Teil der Lösung werden. Als einer der weltweit größten Germanium-Recycler außerhalb Chinas verarbeitet das Unternehmen bereits mehrere Tausend Tonnen recycelten Materials jährlich. Etwa die Hälfte des eigenen Bedarfs deckt Umicore durch Wiederverwertung ab.


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