Cherrypicking bei Fahrdiensten: Uber-Fahrer, die nicht kommen
Die Unsitte, den Fahrgast anzurufen, um das Fahrziel herauszubekommen, schwappt von Free Now auch zu Uber über. Es hilft nur, eine Stunde früher aufzustehen, oder besser: ein Update der Apps.

Es ist früh am Morgen und ich habe einen wichtigen Termin beim Augenarzt in Berlin. Auf dem Rückweg werde ich schlecht sehen können, also bleibt das E-Bike für die 20-Autominuten-Strecke über rund 10,5 Kilometer in der Garage. Uber oder Free Now sind deutlich günstiger als ein Taxi. Ich buche ein Uber, finde schnell einen Fahrer, freue mich über den Fahrpreis und steige unter die Dusche. Alles im Griff, ich werde mehr als pünktlich sein. Doch dann klingelt mein Handy.
Viermal ruft der Fahrer mich an und lässt es lange klingeln. Als ich schließlich rangehen kann, will er mein Fahrziel wissen. Das bekommen die Fahrer aus gutem Grund nicht angezeigt, bevor man im Wagen sitzt. Die Vermittler wollen nicht, dass nur die lukrativsten Fahrten angenommen werden.
Widerwillig nenne ich mein Ziel. "Nee, das ist mir bei fünf Minuten Anfahrt nicht weit genug", antwortet er. "Das lohnt sich nicht." Sekunden später hat er die Fahrt abgebrochen. Aus leidvoller Erfahrung weiß ich: Hätte ich ihm das Ziel nicht genannt, wäre dasselbe passiert. Denn es ist leider wirklich nicht das erste Mal, dass mir so etwas passiert. Free Now nutze ich wegen vieler Enttäuschungen schon kaum noch. Doch jetzt greifen auch die Uber-Fahrer zum Telefon - und lassen einen dann hängen.
Der Tag ist versaut und meine Laune auch
Jetzt dauert es lange, bis ich einen neuen Fahrer finde. Zu lange. Ich komme viel zu spät zum Arzt. Die Arzthelferin ist sauer, denn ich war fest eingeplant. Alles dauert nun rund zwei Stunden länger. Der Tag ist versaut und meine Laune auch.
Doch man kann den Verursacher nicht einmal bei Uber melden oder ihm eine schlechte Bewertung geben. Auch bei Free Now ist das nicht möglich. Denn die App lässt nur nach einer abgeschlossenen Fahrt eine Bewertung zu.
Uber war lange Zeit in Berlin nicht nutzbar, weil die Taxiinnung immer wieder klagt. Jetzt gibt es den Dienst wieder, was Rechtsanwalt Christian Solmecke Golem.de so erklärt: "Möglich ist das, da Uber immer wieder seine Geschäftsmodelle anpasst, bis auch das neue Modell gerichtlich gekippt wird. Zuletzt scheiterte Uber 2022 vor dem Bundesgerichtshof, womit ein Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt rechtskräftig wurde."
Danach darf Uber keine Fahrten mehr ohne die erforderliche behördliche Genehmigung oder Lizenz anbieten. Gegenwärtig betreibt Uber daher in mehreren Städten Deutschlands erneut ein anderes Geschäftsmodell, bei dem Fahrgäste an einen gewerblichen Mietwagenunternehmer vermittelt werden und von diesem sodann einen Personenkraftwagen mit Fahrer mieten. Darauf wird im App-Store auch hingewiesen. "Doch auch wenn Mietwagenunternehmer und Fahrer die nach dem Personenbeförderungsgesetz notwendigen Genehmigungen besitzen, ist dieses Modell ebenfalls rechtlich umstritten. Fortsetzung folgt", sagte Solmecke.
Doch wie sehen das die App-Betreiber, Uber und Free Now? Offenbar nutzen sie ihren eigenen Dienst nicht. "Dieses Problem sollte eigentlich nicht entstehen, denn die Fahrten sind bereits durch das Mietwagenunternehmen, bei dem der Fahrer angestellt ist, an dessen Betriebssitz angenommen worden. Der Fahrer muss die vermittelte Fahrt dann natürlich auch ausführen. Wenn wir von Fällen erfahren, in denen die Fahrt nicht ausgeführt wird, gehen wir diesen gemeinsam mit den Mietwagenunternehmen nach", sagte Uber-Sprecher Oliver Mattutat Golem.de auf Anfrage. Doch geändert hat sich bislang nichts.
Sinnvoll wäre, wenn die Software erweitert würde, dass man auch Fahrer bewerten kann, die die Anfahrt nach so einem Vorfall abbrechen. Für Kunden ist es sehr aufwendig, so etwas zu melden. Man hat nur die Telefonnummer des Fahrers, sonst nichts. Die könnte man angeben, wenn man den Anbieter anruft, um sich zu beschweren. Oder man macht einen Screenshot, sobald ein Fahrer die Tour annimmt. Auch eine Suche in der App nach dem abtrünnigen Fahrer kann zum Erfolg führen. Mattutat nimmt unseren "Vorschlag gerne mit und will ihn im Team weitergeben".
Dann sind sie ihre Konzession los
Wir haben auch bei Free Now wegen abgebrochener Fahrten nachgefragt. Deren Sprecher Christoph Weferling erklärte uns: "Sollten angeschlossene Fahrer auch nach mehrmaligen Gesprächen ihre Fahrten nicht in der gewünschten Qualität durchführen, werden sie von der Vermittlung von Fahraufträgen gesperrt."
Der junge Mohammad sagte mir einige Tage später, als wir in seinem schicken Wagen über das Erlebnis sprachen: Manchmal verlangten "solche Fahrer sogar 10 Euro extra, wenn die Strecke nicht lang genug ist. Das solltest du zahlen, und sie dann melden. Dann sind sie ihre Konzession los." Mal habe man lange, mal kurze Fahrten. So sei das eben. Beim Bäcker würden Kunden, "die nur ein Brötchen wollen, auch nicht weggeschickt", zieht er treffend einen Vergleich.
Wir sind beide für ein Update.
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Bei Uber zahlt man direkt über die App von Start bis Ziel einen fixen Preis. egal...
Nö. Für MyTaxi galt das noch. FreeNow vermittelt aber Fahrten an beliebige Fahrer die...
Wo soll das sein? Also hier im BaWü definitiv nicht
Das hat mal jemand schön zusammengefasst: https://www.youtube.com/watch?v=1ajL1r9JqO0
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