Bing ist in einigen Situationen schneller
Suchen wir einfach nur nach bestimmten Produkten, ist eine Standardsuche weiterhin schneller. Wollen wir zu diesem Produkt auch diverse Alternativen und deren Preise angezeigt bekommen, kommt Bings Textgenerator ins Spiel. Die Software zeigt auf einen Blick gleich mehrere ähnliche Artikel an und gibt dafür die entsprechenden Links und Preise aus.
In einer weiteren Anfrage haben wir uns von Bing einen Speiseplan für eine ganze Woche erstellen lassen. Die Anfrage "Erstelle einen Speiseplan für sieben Tage. Die Speisen sollen wenig Kohlenhydrate enthalten. Außerdem benötige ich eine Einkaufsliste für zwei Personen" ergibt diverse Vorschläge für Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Anschließend erstellt die Software eine Zutatenliste, angepasst auf unsere Vorlieben.
Allein durch diese Anfrage sparen wir uns also diverse Schritte. Denn mit einer traditionellen Suche müssten wir zunächst Rezepte mit wenig Kohlenhydraten manuell suchen. Alternativ könnten wir nach Webseiten suchen, auf denen jemand solche Rezepte gesammelt hat. Allerdings halten sich die Anpassungsmöglichkeiten dabei in Grenzen. Solche Listen existieren möglicherweise nicht in unserer Sprache oder sie passen nicht ganz auf unsere vorgegebenen Parameter. Bing kann hier Abhilfe schaffen.
Kontextbasierte Fragen möglich
Wie die Standardversion von ChatGPT reagiert auch der Textgenerator in Bing auf von uns gestellte Nachfragen zu Themen. Bei unserer Rezeptanfrage für ein leckeres Gericht zum Abendessen können wir uns etwa Alternativen wünschen oder die Menge der Zutaten für mehr oder weniger Personen anpassen. Auf die Suchanfrage "Ich hätte gern am Montag ein anderes Gericht" schlägt uns die KI ein weiteres passendes Rezept vor.
Bing sucht entsprechende Ergebnisse selbstständig heraus und formatiert gefundene Infos. Mit einer traditionellen Suche müssten wir stets eine neue Suchanfrage stellen, die zudem nicht automatisch vorangegangene Suchen einbezieht.
Hier liegt eine der größten Stärken eines KI-gestützten Bing. Nicht nur können wir unsere Suchanfragen kontextbasiert verändern und auf vorangegangene Themen eingehen. Diese Anfragen zudem mit natürlicher Sprache statt möglichst SEO-kompatiblen Suchbegriffen und technischen Modifikatoren stellen zu können, dürfte gerade für weniger techaffine Menschen eine enorme Hilfe sein.
Das Problem mit dem Vertrauen in KI
Das System hat aber noch einige Probleme, die Microsoft vor einem finalen Release noch lösen sollte. Vor allem ist Bing teilweise ungenau. Das haben wir bereits bei einer einfachen Anfrage aus unserem Lieblingsgebiet der Computertechnik und IT gemerkt.
Die Suchanfrage "Wie groß ist ein ATX-Mainboard?" liefert uns zunächst eine Beschreibung des Standards und dessen Maße. Die Länge und Breite konnte Bing noch richtig heraussuchen. Allerdings scheint die Software Fakten zu verwechseln und behauptet, dass ATX-Mainboards normalerweise mit zwei CPU-Sockeln gebaut würden - das ist falsch.
Anschließend haben wir nach passenden PC-Gehäusen gesucht, die mit ATX-Mainboards kompatibel sind. Unter den vier Beispielen sind allerdings wieder einige fehlerhafte Einträge. Teilweise sind die Gehäuse etwa nur mit Micro-ATX kompatibel.
Versetzen wir uns in die Lage eines Laien und würden der Software blind vertrauen, würden wir uns auf Rat von Bing ein völlig falsches PC-System zusammenstellen lassen, dessen Komponenten nicht zusammenpassen. Hier muss Microsoft definitiv noch nacharbeiten. Die transparenten Quellenangaben sind ein guter Anfang.
Nun können wir auch argumentieren, dass wir nicht einfach blind irgendwelcher Software vertrauen sollten und es ja fahrlässig ist, nicht selbst manuell zu recherchieren. Das stimmt auch. Die Realität sieht allerdings anders aus und viele Menschen vertrauen Artikeln, Ratgebern, Tipps und Anleitungen, ohne eine zweite Quelle zu Hilfe zu nehmen.
Wenn wir nicht mehr nachdenken, woher Infos stammen
Suchmaschinen sind mittlerweile aus dem Internet nicht mehr wegzudenken und oft sind nicht die besten, sondern die am besten auf den Algorithmus optimierten Quellen zu finden. Wir werden also bereits in eine bestimmte Richtung gelenkt, auch weil Google, Microsoft und Co. zahlenden Kunden den Vortritt lassen.
KI-Systeme wie ChatGPT in Bing werden uns als Menschen noch mehr manuelle Recherche und damit auch eigenes Mitdenken abnehmen. Wenn wir nicht aufpassen, können wir also noch leichter durch Suchergebnisse gesteuert werden. Was hält Microsoft und Google schließlich davon ab, ihre KI-Systeme präferiert mit den Daten zahlender Werbepartner auszustatten, so dass diese oft zuerst genannt werden? Aktuell nicht sehr viel. Es kann daher nicht oft genug betont werden, wie wichtig und richtig transparente Quellenangaben sind. Das hat Microsoft hier schon gut gelöst.
Zunächst können wir uns darauf freuen, dass Internetsuchen für viele einfacher und zugänglicher werden und wir vor allem eine Menge Zeit sparen können. In unserer ganz persönlichen Bubble kommt es darauf durchaus an.
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ChatGPT in Bing ausprobiert: Google hat ein Problem namens Bing |
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Ich fürchte, du unterschätzt deutlich welche Umwälzungen dieser Sprung in der KI Technik...
Ne, Google missbraucht auch Webseitenbetreiber indem es Designvorgaben macht und Mobile...
Bearbeitet um besser zum Nick zu passen? ^^ BTW Nette Wortspielerei ;)
Das "nicht mehr mitdenken" ging doch schon mit Navis los. Ich merks jedes Mal selbst...
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